Zum Tag der offenen Tür wird an diesem Samstag im Otto-Hahn-Gymnasium (OHG) mit Realschule eingeladen. Foto: Rolf Wehrle

Das tiefgreifend renovierte Schulgebäude präsentiert sich an diesem Samstag, 16. März, 12.30 bis 15 Uhr,mit einem Tag der offenen Tür allen interessierten Bürgern.

Die Geschichte dieses Schulhauses beinhaltet ein Kapitel von heftigsten Auseinandersetzungen während der Planungsphase bis zur Fertigstellung. Anlass des jahrelangen Streits war der doch etwas außergewöhnliche Standort „Im Rabenwald“, in exponierter Lage und damals noch „fernab“ des Ortskerns.

Die Geschichte des OHG ist untrennbar mit dem Namen des damaligen Furtwanger Bürgermeisters Hans Frank verbunden. Bereits 1970 wandte er sich an das Ministerium Stuttgart mit den Sorgen über die damals katastrophale Schulraumnot im bisherigen Gebäude der Schule am Ilben. Die dringende Notwendigkeit eines An- oder Neubaus stand aber nicht für sich alleine.

In der Aufbruchstimmung nach den 1968-er Unruhen gesellte sich die Vision eines neuartigen Schulmodells, in dem in einem Bildungszentrum über eine starke Vernetzung der gymnasialen und beruflichen Oberstufe sowie unter Einbeziehung der weiteren beruflichen Schulen ein Zentrum für gymnasiale und berufliche Bildung entstehen sollte.

Eine Baustelle im Rabenwald. Das Bild erinnert an die baulichen Anfänge des OHGs. Foto: Schularchiv OHG

Zahlreiche Sitzungen

Viele Sitzungen Gemeinderäte, Lehrer und Elterninitiativen positionierten sich in zahlreichen Sitzungen. Zur Auswahl filterten sich die beiden Standorte „Ilbental“, zwischen den bestehenden Schulgebäuden und dem evangelischen Kindergarten, und der Standort „Rabenwald“ heraus. Für Bürgermeister Hans Frank war der Rabenwald die einzig sinnvolle Zielrichtung, die Mehrheit der CDU-Gemeinderatsfraktion bekannte sich ebenfalls als „Rabenwälder“, die Mehrheit der SPD-Fraktion jedoch als „Ilbentäler“.

Die „Rabenwälder“ führten die Grundstücksfrage als Standortvorteil an; das Waldgelände war bereits in städtischem Besitz, durch den Holzeinschlag konnte sogar etwas Geld verdient werden, und das weitgehend ebene Gelände der „Grammophonplatte“ bot genug Raum für ein großes Bildungszentrum und für spätere Erweiterungen an.

Eine Elterninitiative protestierte mit Schülern im November 1972 gegen den Standort Rabenwald. Foto: Archiv Geschichts- und Heimatverein

Als großes Handicap wurden von den Kritikern die dem Wetter ausgesetzte exponierte Lage und die schon vom Stadtzentrum aus langen, steilen Fußwege und eine Zufahrt, die in schneereichen Wintern große Probleme und hohe Kosten für die Schneeräumung bringen würden.

Die „Ilbentäler“ führten eben die kürzeren und fußläufigeren Schulwege, die wettermäßig weitaus geschütztere Lage im Ilbental und die direkte Anbindung an das bestehende Gebäude ins Feld. Platz für eine eventuell erforderliche Ausweitung sahen sie weiter talaufwärts gegeben.

Knappe Entscheidung Im Mai 1972 entschied sich der Gemeinderat bei 14 Ja-Stimmen und elf Stimmen für das Ilbental für den Standort „Oberer Bühl“. Aber es kehrte keine Ruhe ein, die Diskussion lief heftig weiter. Eine Bürgerinitiative sammelte 2524 Stimmen gegen den Standort Rabenwald und legt sie im November 1972 der Verwaltung vor; der Gemeinderat zeigt sich unbeeindruckt.

Kreistag: kein Schulversuch

Am 23. Juni 1975 entschied sich der Kreistag mit 26 zu 24 Stimmen gegen einen Schulversuch mit Beteiligung der kreiseigenen beruflichen Schulen – das endgültige Aus für die über drei Jahre aufrecht erhaltenen Bestrebungen für ein größeres Bildungszentrum, die Stadtverwaltung reagierte enttäuscht. Im Hinblick auf den nun erheblich geringeren Raumbedarf und die Größe eines Neubaus für das OHG flammte die Diskussion um den Standort Rabenwald noch einmal kurz auf, einige Gemeinderatsmitglieder brachten einen Standort Ilbental wieder ins Spiel und forderten eine Parallelplanung. Die Raumnot zwang zu unverzüglichem Angehen des Neubaus, der Gemeinderat bestätigte den Standort „Oberer Bühl“. Nach einem Architektenwettbewerb wurde im Frühjahr 1976 mit den Bauarbeiten begonnen. Nach eineinhalb Jahren Bauzeit wurde das neue Schulgebäude für 11,5 Millionen Mark fertiggestellt und zum Schuljahresbeginn 1977/ 78 bezogen.