Der Landkreis Calw hat den Streckenabschnitt Weil der Stadt-Calw zum 1. Januar 1994 von der Deutschen Bahn AG übernommen und strebt seitdem eine Reaktivierung an. Wie der Stand der Planungen für die Hermann-Hesse-Bahn ist, wird am Dienstagabend in Ostelsheim erläutert. Foto: Alexdrim/Shutterstock

Ostelsheim am Dienstag auf dem Fahrplan: Weitere Infor-Veranstaltung des Landkreises zum Stand der Planungen.

Ostelsheim - Kann sich die Gemeinde Ostelsheim die Hermann-Hesse-Bahn leisten? Diese Frage bewegt die Gemüter in der Gäugemeinde nach wie vor. Befürworter und Gegner des Schienenprojekts hatten bereits vor rund acht Monaten ihre Argumente in einer Bürgerversammlung vorgebracht. Heute Abend steht das Vorhaben in Ostelsheim erneut im Mittelpunkt.

Von einem Invest von knapp einer Million Euro, den die Gäukommune aufbringen müsse, war im vergangenen Sommer die Rede, ebenso von den jährlichen laufenden Kosten. Nicht zuletzt durch eine steigende Kreisumlage und die Kosten zur Finanzierung des Investitionsanteils werde der Etat belastet, hatte Bürgermeister Jürgen Fuchs betont. Die Folge: Zur Finanzierung der Betriebskosten müsse ab 2018 über eine Anhebung der Realsteuersätze und über Einsparungen bei freiwilligen Angeboten der Gäugemeinde nachgedacht werden.

Schwerpunktmäßig wurde im Juni in Ostelsheim über das Thema Schall gesprochen, die dazugehörigen technischen Untersuchungen und die rechtlichen Rahmenbedingungen. Nun soll die Bevölkerung über den Fortgang der Planungen informiert werden. Deshalb lädt der Landkreis zu Informationsveranstaltungen ein. Die erste gab es Anfang Februar in Althengstett, heute werden die aktuellen Fakten ab 18 Uhr in der Ostelsheimer Festhalle präsentiert, und am Freitag ist die Calwer Bevölkerung ebenfalls ab 18 Uhr in die Stammheimer Gemeindehalle eingeladen, um sich über den Stand der Dinge zu informieren. Nach der Begrüßung durch Landrat Helmut Riegger stellt Michael Stierle als Projektverantwortlicher des Landratsamts das Infrastrukturvorhaben sowie den aktuellen Stand der Planungen, Untersuchungen und deren Umsetzung vor. Nach der Präsentation nimmt Bürgermeister Jürgen Fuchs beziehungsweise am Freitag der Calwer Oberbürgermeister Ralf Eggert dazu Stellung. Danach können die Besucher Fragen stellen.

Bei der Ostelsheimer Bürgerversammlung meldeten sich zwar überwiegend Bürger, die dem Bahnprojekt kritisch gegenüberstehen, die Befürworter erhielten jedoch den enthusiastischeren Beifall für ihre Äußerungen. Wie der heutige Abend verlaufen wird, ist freilich offen. In Ostelsheim dürfte zum Schienenprojekt längst nicht das letzte Wort gesprochen sein.

Berechtigte Hoffnung, dass es schon bald wieder Bahnverkehr zwischen Calw und Weil der Stadt geben wird, hatte übrigens der Vorstand des Vereins zur Erhaltung der Württembergischen Schwarzwaldbahn (WSB) bereits vor einem Vierteljahrhundert. "WSB fordert: Stadt soll Stellwerk kaufen" titelten fast auf den Tag genau vor 25 Jahren, am 12. Februar 1990, die Kreisnachrichten.

Wäre es damals nach den Plänen des WSB gegangen, der sich insbesondere für den Erhalt des Calwer Stellwerks einsetzte, wären schon Ende 1990 wieder Eisenbahn-Triebwagen auf der Strecke unterwegs gewesen. "Doch Bundes-, Landes- und Kreisverwaltung haben da ein Wörtchen mitzureden. Die Wiederbelebung der Strecke ist schon beschlossen, doch wann der erste neue Triebwagen aus dem Nagoldtal durchs Gäu in Richtung Landeshauptstadt startet, ist noch ungewiss", heißt es in dem Artikel. Und weiter: "Die ersten Mittel für Instandsetzungsarbeiten, neuen Haltepunkt am ZOB, Triebfahrzeuge und Wagenhalle in Höhe von neun Millionen Mark, so verkündete der WSB bei seiner Mitgliederversammlung, sollen bis Ende des Jahres von Bund und Land zur Verfügung gestellt werden".

Am 29. Mai 1983 konnten zum letzten Mal Fahrgäste die Bahnverbindung zwischen Weil der Stadt und Calw nutzen. Güterwaggons waren nach wie vor zwischen der Kepler-Stadt sowie Althengstett unterwegs, und die planmäßige Verbindung zwischen Althengstett und Calw wurde eingestellt. In den vergangenen vier Jahren wurde intensiv an der Reaktivierung gearbeitet. Die Umsetzung scheint nun zum Greifen nahe. Welche Schritte dafür notwendig sind, wird heute Abend ausführlich erläutert.