Eine der 73 Katzen, die aus der Freiburger Wohnung geborgen wurde. Foto: Tierheim Freiburg

Das Tierheim Freiburg musste Katzen aufnehmen, die allesamt in einer Wohnung gefunden wurden. Sie hatten sich unkontrolliert vermehrt. Die Friesenheimerin Désirée Henninger möchte helfen, sieht aber auch in der Ortenau Handlungsbedarf.

„Mir tun die Tiere einfach leid“, erklärt Désirée Henninger im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Rede ist von insgesamt 73 Katzen, die vor rund zwei Monaten in einer verwahrlosten Wohnung in Freiburg gefunden wurden. Aufgenommen wurden sie allesamt im Tierheim Freiburg.

„Die Einrichtung ist komplett voll“, beschreibt Henniger die dortige Situation. Vor rund zwei Wochen war sie selbst vor Ort. „Es war einfach beklemmend“, erinnert sie sich.

Anlass für ihren Besuch war eine Spendenaktion, die sie mit ihrer Tierhilfsorganisation „Für alle Felle“ ins Leben gerufen hat. Bis März sammelt sie Geld, um das Tierheim finanziell zu unterstützen (siehe Info).

Tierarztkosten sind gestiegen

„Die Katzen müssen alle in Quarantäne, sie sind krank. Und die Tierarztkosten sind enorm gestiegen“, begründet Henninger. Zudem seien die Katzen unkastriert. „Allein dafür bezahlt man beim Tierarzt pro Katze zwischen 170 und 200 Euro“, weiß die Tierschützerin.

Das sei wohl auch der Grund gewesen, weswegen es zu dem Ganzen gekommen sei. Der Freiburger Halter habe die Tiere nicht kastrieren lassen und den Überblick verloren. „Beim ersten Mal wirft eine Katze zwei bis vier Mal, danach sogar bis zu sechs“, erklärt Henninger. So hätten sich die Katzen über die Zeit unkontrolliert vermehrt.

Dann habe der Halter versucht, die Babys im Internet zu verkaufen, bis sich das Veterinäramt der Sache angenommen hatte.

Zahlreiche Streunerkatzen sind in der Ortenau unterwegs

Ein Vorfall dieser Art sei im Raum Friesenheim noch nicht vorgekommen. Dennoch bereiten unkastrierte Tiere auch bei Ortenauer Tierschützern Sorgen. „Wir haben im vergangenen Jahr 137 Totbergungen im Raum Friesenheim gemacht. 42 Prozent davon waren unkastriert“, weiß Henninger.

Das Problem dabei: Zwischen dem vierten und sechsten Lebensmonat werden Katzen geschlechtsreif. „Ab diesem Zeitpunkt wollen sie raus. Dann ist jedes gekippte Fenster, jede offene Tür, eine Gelegenheit.“ Dabei könne eine geschlechtsreife Katze bis zu 20 Kilometer weit von zu Hause abwandern. Und so werde aus einer Haus- eine Streunerkatze.

Die Folge: „Es entstehen regelrechte Streuner-Kolonien“, weiß Henninger. So würde es etwa in Neuried, Kippenheim oder Lahr „nur davon wimmeln“. Und aufgrund von schlechten Bedingungen würden viele davon nicht einmal das erste Lebensjahr überstehen.

Finanzielle Fragen sollten geklärt sein

Der Hauptgrund dafür seien neben Futtermangel Krankheiten und Viren. „Da muss unbedingt etwas passieren“, betont Henninger und appelliert dabei besonders an Tierhalter. „Man sollte sein Tier unbedingt kastrieren lassen.“ Auch das sogenannte Chippen sei empfehlenswert. Dadurch könne man entlaufene Vierbeiner leichter auffinden und wieder ihrem Halter zuordnen. Generell rät sie: „Bevor man sich ein Haustier zulegt, sollte man sich erst überlegen, ob man das Geld dafür hat.“

Einige Tiere schon vermittelt

Und wie geht es in Freiburg weiter? „Knapp 20 der 73 Katzen wurden schon vermittelt“, berichtet Henninger. Überlastet sei das Tierheim dennoch – und damit sei es nicht allein.

Auch die Stationen in der Ortenau sind laut der Tierschützerin überfüllt. „In Frankreich ist es so, dass ein Tier, das innerhalb vier bis sechs Wochen nicht vermittelt oder an den Halter zurückgebracht wird, eingeschläfert wird“, beschreibt sie die Situation im Nachbarland und erklärt im Hinblick auf die hiesigen Tierheime: „Ich könnte mir vorstellen, dass das irgendwann auch hier passieren könnte.“

So kann man helfen

Die Spende wird am 2. März in Freiburg übergeben. Bis dahin besteht die Möglichkeit, sich daran zu beteiligen. „Jeder Euro zählt“, erklärt Désirée Henninger. Bislang habe man rund 1500 Euro gesammelt, das Ziel seien 2000 Euro oder mehr. Den Link zur Aktion im Internet gibt es hier.