Diese Katzenmama versorgt ihre Jungen im Tierheim. Doch insgesamt ist dort kaum noch Platz. Foto: Holtfoth

Der Vorsitzende Martin Spirgatis hat bei der Hauptversammlung des Tierschutzvereins Alarm geschlagen: Man habe täglich mehr als 150 Tiere zu versorgen. Der Bau eines Hundehauses solle Abhilfe schaffen.

Im vergangenen Jahr wurde der Tierschutzverein zu 89 Notfalleinsätzen gerufen, davon 32 Nachteinsätze. Der Lahrer Verein sei einer der ganz wenigen in der Ortenau, die, dank des persönlichen Engagements von seiner Frau Katja und ihm selbst, rund um die Uhr für das Tierwohl rufbar seien, betonte der Vorsitzende Martin Spirgatis. In vielen Fällen würden sie von der Polizei um Unterstützung gebeten.

Tierheime, auch das Lahrer, entwickeln sich immer mehr zu „Abgabestationen von Problemen“, bedauerte Spirgatis. Wenn Tierhalter mit Alter und Krankheit ihrer Schützlinge überfordert sind oder aber ihre Tiere als „schwierig“ ansehen, landeten die im Tierheim. Dort sollten die Probleme ihrer Halter dann gelöst werden.

Derzeit gibt es in Lahr einen Aufnahmestopp für beschlagnahmte und Abgabetiere, Fundtiere werden dagegen weiter aufgenommen. „Wir sind am Limit, an der äußersten Grenze des Machbaren“, so der Vorsitzende. Die aktuellen Zahlen sprechen für sich: zwölf Hunde, 71 Katzen im Katzenhaus und Quarantänen, 40 Katzen im Katzendorf, 30 Tauben im Taubenschlag, 14 Kaninchen, 35 Wasserschildkröten im neu angelegten Teich, fünf Landschildkröten, neun Igel, fünf Vögel, eine Krähe – insgesamt mehr als 150 Tiere, die teils mehrmals am Tag versorgt werden müssten.

35 Schildkröten tummeln sich im neuen Teich

Spirgatis dankte den Unterstützern für Sach- und Geldspenden. Der Verein wirtschaftet verantwortungsvoll und solide. Trotz eines Minus von mehr als 27 000 Euro im Vorjahr stehe man gut da. Deshalb solle in absehbarer Zeit auch mit dem Bau des dringend benötigten neuen Hundehauses begonnen werden.

Der Baubestand des Tierheimes habe inzwischen 50 Jahre auf dem Buckel. Die Einrichtung des Hundehauses entspräche nicht mehr den Anforderungen der heutigen Zeit. Für den Neubau würden 600 000 Euro benötigt. Über die Finanzierung werde man mit dem Land und den beteiligten Gemeinden sprechen müssen.

Katja Spirgatis berichtete aus dem Tierheim und brachte dabei traurige Fälle zur Sprache. Denn immer öfter würden Tiere an den unmöglichsten Stellen „entsorgt“ und ihrem Schicksal überlassen. Häufig unterernährt, verwahrlost und todkrank landeten sie dann im Tierheim. Auch manche Problemhunde stellten sie und ihr Team vor große Aufgaben. „Wir bekommen sie auch aus Beschlagnahmen direkt von der Polizei.“ Tiere, die nur sehr schwer wieder weitervermittelt werden könnten. Es sei auch zu gefährlich, die den ehrenamtlichen Gassi-Gehern an die Hand zu geben. „Hier lassen sich Unfälle nicht ausschließen,“ ergänzte Martin Spirgatis.

Im vergangenen Jahr wurden im Lahrer Tierheim 641 Fundtiere betreut, 89 Hunde, 233 Katzen, 21 Kleintiere, 56 Vögel, 12 Reptilien und 230 Wildtiere. Die Zahl der betreuten Wildtiere steigt seit Jahren an. Die Kosten für ihre Versorgung, inklusive der Tierarztrechnungen, werden dabei zu 100 Prozent vom Tierschutzverein getragen.

Spirgatis betonte das „großartige Zusammenwirken aller haupt- und ehrenamtlichen Kräfte“, ohne das die Arbeit nicht zu bewältigen sei. Sechs hauptamtliche Kräfte werden von drei Auszubildenden unterstützt. Hinzu kommen freiwillige Helfer, die sich nahezu täglich einbringen. Sei es, um den Tieren Zuwendung und Streicheleinheiten zu spenden oder um mit ihnen Gassi zu gehen.

Spirgatis berichtete über die Höhepunkte des vergangenen Jahres, zu denen die Rettung der letzten Fische im trockengelegten LGS-See gehört habe. Er sprach aber auch darüber, dass sich die Hoffnungen auf eine Hundewiese und ein Taubenhaus zerschlagen hätten. Vor allem bei der Hundewiese, aber auch beim Schutzraum für Lahrs Stadttauben habe eine überzogene Kostenkalkulation zwei gut gedachte und wichtige Projekte zunichte gemacht. Die von der Behörde, dem Amt für öffentliches Grün, zur Abstimmung im Stadtrat vorgelegten Preisangaben seien gewissermaßen als Totschlagsargumente verfasst und vom Gremium dann auch abgelehnt worden. Zum Beleg, dass es günstiger gehen kann, verwies Spirgatis auf die eigene Wiese beim Tierheim.

Der Vorstand

Bis auf die Tierschutzbeauftragte Corinna Kopf traten alle Vorstandsmitglieder erneut zur Wahl an und wurden in ihren Ämtern bestätigt. Der Vorstand des Tierschutzvereins Lahr und Umgebung setzt sich demnach wie folgt zusammen: Vorsitzender Martin Spirgatis, Stellvertreter Thomas Bierer, Kassenwartin Valerie Himmelsbach- Pruvost, Schriftführerin – Ully Lögler, Tierheimbeauftragter Uwe Schiff, Tierschutzwartin Gabriele Lässle.