Mit den Einnahmen aus den Parkgebühren, die sukzessive in der gesamten Kernstadt von Tübingen eingeführt werden, soll der Bus günstiger werden. Foto: dpa/Franziska Kraufmann

Weil Kita-Personal in Tübingen offenbar mit Kündigungen droht, macht eine Mutter und Elternbeiratsvorsitzende gegen die verlangten Parkgebühren mobil. OB Boris Palmer kontert.

Die Parkplatz-Politik der Stadt Tübingen stößt nicht nur auf Wohlwollen. Was in der Innenstadt seit Jahren gilt, wird nun sukzessive auf die gesamte Kernstadt ausgeweitet: dass es nicht mehr möglich ist, das Auto kostenlos auf einem öffentlichen Stellplatz zu parken. Jetzt regt sich Protest unter Eltern und Kita-Personal. Mimoza Kalpakidis, Elternbeiratsvorsitzende einer Kita im Tübinger Norden, hat Anfang der Woche eine Online-Petition gestartet, mit der sie den Oberbürgermeister Boris Palmer zum Umsteuern bewegen will. Denn sie befürchtet, dass die kostenpflichtigen Parkplätze den Personalmangel in den Einrichtungen verschärfen wird.

 

„Nach der neuen Parkplatzbewirtschaftung sollen die MitarbeiterInnen nun jeweils 600 Euro jährlich an Parkgebühren zahlen – und das an ihren eigenen Arbeitgeber“, heißt es in der Petition auf der Plattform Campact. Dies fresse die errungenen Tariferhöhungen für Erzieherinnen und Erzieher letztlich wieder auf. „Dass dies bei den Betroffenen zu großem Unmut führt, sodass viele ernsthaft in Erwägung ziehen oder gar bereits die feste Absicht haben (!), ihre Stelle zu kündigen und sich außerhalb der Stadt nach einer neuen Stelle umzusehen, ist nachvollziehbar.“

So reagiert Boris Palmer auf die Petition

Stand 18. Januar, 17.30 Uhr, haben mehr als 420 Leute unterzeichnet. Bereits heute würden viele Erzieherinnen und Erzieher den ÖPNV nutzen, aber das sei nicht allen möglich, vor allem jenen nicht, die im Umland wohnten, sagt Kalapakidis. Würden die Parkgebühren wegfallen oder bei 120 Euro im Jahr liegen wie für Anwohner, könne dies als „attraktives Mittel genutzt werden, um dringend gesuchtes Personal zu werben“.

Ein Argument, das bei Boris Palmer nicht verfängt. Man werbe lieber mit dem Job-Ticket, das alle städtischen Angestellten für 14 Euro im Monat erhalten, unabhängig vom Wohnort. Es ist nach Auskunft der Stadt ein Deutschlandticket. Die Petition wertet Palmer als „übliche Veränderungsschmerzen“, wie er sagt. Für die Innenstadt sei dies schon lange Normalität, „und da hat niemand deshalb gekündigt oder die Stadt verlassen“. Tübingen will bis 2030 klimaneutral werden. Durch die Einnahmen aus den Parkgebühren soll der Bus in der Stadt günstiger werden.