Olympia rückt näher – und in Paris sinken die Hotelpreise. Haben die Sportfans zu früh gebucht? Hundert Tage vor Beginn der Olympischen Spiele sinken die Hoteltarife.
Abwarten und Teetrinken ist keine olympische Disziplin – aber vielleicht das Rezept, um den Besuch der Spiele günstiger zu gestalten. Wer Ende Juli an die „jeux olympiques“ in Paris fährt und sich mit dem Hotelbuchen etwas Zeit lässt, fährt offenbar besser: Laut dem Tourismusbüro der französischen Hauptstadt sind die Hotelpreise seit Jahresbeginn um 13 Prozent gesunken, seit vergangenem Oktober sogar um 40 Prozent. Die Manager der Pariser Hotels müssen gerade einsehen, dass sie in der allgemeinen Vor-Olympia-Euphorie übertrieben hohe Preise verlangt hatten. Und die findigeren Besucher merken, dass es Alternativen gibt.
Gewiss: Die Zimmertarife bewegen sich weiterhin auf einem hohen Niveau. Eine Nacht in einem Pariser Hotel kostet während der zwei Wochen Olympia durchschnittlich 452 Euro. Paris kannte allerdings neben London schon immer die teuersten Hotelnächte Europas. Auch besagt der Durchschnittspreis nicht sehr viel, wird er doch hochgetrieben durch wenige, aber umso teurere Adressen. Darunter sind die zwölf Pariser „Palais“ mit legendären Namen wie dem Lutétia, dem Meurice oder dem Bristol. Diese höchste Hotelkategorie, die exklusiver ist als die Fünf-Sterne-Luxushotels und die sich auch in normalen Zeiten nur Ölscheichs oder Royals leisten können, verzerrt mit ihren astronomischen Tarifen die Statistik.
Noch längst nicht alle Zimmer sind reserviert
Unbestreitbar ist, dass es die meisten Pariser Hotelbesitzer in den letzten Monaten übertrieben haben. Angesichts von 15 Millionen erwarteten Olympia-Besuchern glaubten sie die Tarife ins Uferlose steigern zu können; ein relativ normales Vier-Sterne-Hotel kostete im Schnitt 910 Euro pro Nacht. Deutsche Medien schimpften bereits über den „Pariser Hotelwucher“.
Doch jetzt haben die Reservationszentralen die Preise nach unten angepasst. Zur allgemeinen Überraschung sind noch längst nicht alle Zimmer reserviert. Dazu häufen sich die Stornierungen für bereits gebuchte Hotelzimmer. „30 Prozent unserer Reservierungen sind in den letzten Wochen rückgängig gemacht worden“, erklärt etwa Patrick Hayat, Besitzer der gleichnamigen Hotelgruppe in Paris. „Wenn das so weitergeht, wird es problematisch.“
Private Alternative zu den überteuerten Hotels
Zuerst glaubten Tourismusexperten, dass sich hinter diesem Phänomen nichteuropäische Kunden versteckten, die für ihr Visum eine Hotelreservierung vorweisen mussten und diese wieder auflösen, wenn sie das Visum erhalten haben.
Der Hauptgrund dürfte allerdings eher sein, dass viele Olympiabesucher eine private Alternative zu den überteuerten Hotels suchen – und finden. Der Boom von Vermietungsplattformen wie Airbnb hält an. Gesucht sind vor allem Zwei- oder Dreizimmerwohnungen, die mehr Platz bieten als ein – in Paris traditionell enges – Hotelzimmer. Die günstigsten Angebote sind natürlich längst weg. Der Durchschnittspreis für eine Pariser Wohnung beträgt laut Airbnb 619 Euro am Tag.
Günstigere Beherbergungen gibt es noch in Provinzstädten
Die besseren Angebote im schicken Westteil der französischen Metropole belaufen sich zudem schnell auf über tausend Euro am Tag. Bis nach Versailles, 20 Kilometer vom Eiffelturm entfernt, geben Eigentümer ihre Wohnung laut Presseberichten auf und ziehen zu Bekannten, um in zwei Olympiawochen das Bankkonto zu füllen. Viele Pariser Wohngebäude werden Ende Juli nur noch von Airbnb-Kunden bewohnt sein.
Günstigere Beherbergungen gibt es noch in Provinzstädten wie Reims, Lille oder Chartres. Sie scheinen auf der Landkarte weit entfernt von Paris, weisen aber eine TGV-Verbindung von weniger als einer Stunde in die Olympia-Zentrale auf. Schnäppchen sind naturgemäß immer seltener zu finden, aber vielleicht gibt es sie noch. Jüngst hat ein ehemaliges, heute als Seniorenheim benütztes Kloster in Saint-Maur-des-Fossés, gleich außerhalb von Paris, noch Zimmer für 250 Euro angeboten.
Alles in allem: Hundert Tage vor Olympia wird das Übernachten in Paris etwas erschwinglicher, aber keineswegs billig. Wer auf weitere Preissenkungen spekulieren will, muss bedenken, dass die Anreise per Zug oder Flugzeug konstant teurer wird.
Das Internationale Olympische Komitee staffelt Ticketpreise
IOC
Die Olympischen Spiele finden vom 26. Juli bis 11. August 2024 in der französischen Hauptstadt statt. Eintrittskarten sind noch erhältlich – zu sehr unterschiedlichen Preisen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) verkauft insgesamt eine Million Tickets für nur 24 Euro. Das 100-Meter-Finale der Männer kostet hingegen von der Haupttribüne aus bis zu 980 Euro.
Umtauschbörse
Vorvergangene Woche hat das IOC neue Tickets für Spätentschlossene herausgegeben. Diese Staffelung des Ticketverkaufs soll den Preisdruck mindern. Mitte Mai organisiert das IOC zudem eine offizielle Umtauschbörse, bei der man ebenfalls günstigere Tickets erstehen kann.