Vorsitzender Marcus Steidle und Klemens Probst (von links) inspizieren einen der geschädigten Obstbäume. Foto: Steinmetz

Die Ernteaussichten waren gut - bis zum Hagelsturm vor zwei Wochen. Der Lehrgarten des Obst- und Gartenbauvereins Starzach lag genau und ungeschützt in der Schneise des Unwetters, das in der Landwirtschaft verheerende Schäden anrichtete.

Starzach-Wachendorf - Dabei sieht es auf den ersten Blick gar nicht so schlecht aus. Das Obst hängt noch an den Bäumen. Doch bei genauerem Hinschauen erkennt man: Die Äpfel und Birnen haben Schrammen und Wunden. "Sie sind alle verletzt und werden abfallen. Wir haben einen Totalausfall", sagt Vorsitzender Marcus Steidle. Das gilt auch für die Beeren im Lehrgarten. Nicht die Größe, sondern die Menge der Hagelkörner habe zu dem großen Schaden geführt. Zum Glück sind die Hölzer weitgehend heil geblieben. Auch die im vergangenen Jahr gepflanzten Spalierbäume werden nach Einschätzung des Vorsitzenden überleben. "Einzelne Bäume bilden schon wieder Blatttriebe. Die Natur ist mit ihren Regenerierungskräften schnell zur Stelle. Das ist das Gute bei all dem Unglück", meint Steidle.

Dass die Mitglieder des Vereins in diesem Jahr nichts ernten können, ist zwar schade, aber es geht im Lehrgarten nicht um erwerbsmäßigen Obstanbau. Verschiedene Apfel- und Birnensorten stehen in der gepflegten Anlage. Auch Kräuter- und Blumenbeete haben die Mitglieder angelegt. Im unteren Teil befindet sich ein Feuchtbiotop für Insekten, Wildbienen und Kröten. Es gibt einen weiteren Bereich, der der Natur überlassen bleibt und erst gemäht wird, wenn die Blumen ausgesät haben. Stein- und Altholzhaufen dienen als Unterschlupf für Igel und Eidechsen. "Wir sind Naturfreunde", betont Steidle. Die gemeinsamen Interessen, aber auch das gesellige Zusammensein stünden im Vordergrund, "nicht der Ertrag."

Hockete am Freitag

Steidle ist froh, dass die Corona-Zahlen nun wieder mehr Normalität zulassen. Am vergangenen Freitag trafen sich die Vereinsmitglieder zu einer Hockete im Lehrgarten. Das beliebte Sonnwendfeuer musste allerdings ausfallen, ebenfalls die Jubiläumsfeier.

Der Verein ist vor 25 Jahren gegründet worden. Vorausgegangen war ein Obstbaumlehrgang des Landratsamts Tübingen in einem Bierlinger Privatgarten. Die Fachwarte hätten die Gründung eines Obst- und Gartenbauvereins angeregt, erinnert sich Klemens Probst, der von Anfang an mit dabei ist. Im Wachendorfer "Löwen" fand 1996 die Gründungsversammlung mit rund 70 Interessierten statt. Mittlerweile hat der Starzacher Verein 80 Mitglieder.

Ein Lehrgarten fehlte zunächst noch. Im Jahr 2000 stellte dann die Gemeinde dem Verein das verwilderte Areal des Minigolfplatzes neben dem Sportgelände des SV Wachendorf zur Verfügung. Die 4000 Quadratmeter große Fläche wurde gerodet und vom Gestrüpp befreit. Ein Geräteschuppen wurde gebaut. 70 Bäume seien gepflanzt worden. Später habe man die Anlage noch etwas erweitert, berichtet Probst.

Geselliges Leben hat wieder begonnen

Ein Ereignis war bis zur Corona-Pandemie jährlich die Sonnwendfeier im Lehrgarten. Kunstvoll stapelten die Mitglieder zuvor das Holz fürs nächtliche Feuer auf, das hoch aufloderte und besonders für Kinder eine Attraktion war. In der Obstanlage werden aber auch immer wieder Schnitt- und Baumpflegekurse angeboten. In den Starzacher Ortsteilen hat der Obstanbau eine lange Tradition. "Uns ist es wichtig, dass die alten Kulturen weiter gepflegt werden", erklärt Marcus Steidle.

Mit der Hockete hat das gesellige Leben wieder begonnen. Das Jubiläum soll in diesem Jahr jedoch nicht mehr gefeiert werden. "Die vierte Corona-Welle steht bevor", befürchtet der Vorsitzende. So habe man auch keine Planungssicherheit. Eventuell werde die Jubiläumsfeier zum 25-jährigen Bestehen im kommenden Jahr nachgeholt.