Luisa Neubauer hat Boris Palmers Brief „zur Kenntnis genommen“. Foto: imago/Beautiful Sports

Der Tübinger OB Boris Palmer hatte das deutsche Gesicht der Bewegung „Fridays for Future“ in einem Brief für ihren Ansatz beim Klimaschutz kritisiert. Luisa Neubauer reagiert deutlich auf Palmers Vorwürfe.

Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer hat auf den offenen Brief von Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer reagiert.

Beim Kurznachrichtendienst Twitter schreibt das deutsche Gesicht der Bewegung „Fridays for Future“: „Ich habe den Brief von Boris Palmer zur Kenntnis genommen und wünsche ihm, dass seine Auszeit ansonsten produktivere Ergebnisse bringt, als das Abarbeiten an einer Rede, die er offenbar nicht wirklich verstanden hat.“ Dazu verlinkt die Aktivistin ein Video ihrer Rede, die sie Ende Juni im Rahmen der Mediendozentur an der Universität Tübingen gehalten hatte. Die Antwort von Boris Palmer folgte prompt: „Gerne würde ich erfahren, was ich an der Rede nicht verstanden habe. Kommt dazu noch eine Erläuterung?“, fragte der Tübinger OB bei Twitter.

Neubauers Ansatz beim Klimaschutz sei „falsch“

Neubauers Auftritt hatte Palmer am Mittwoch in einem offenen Brief kritisiert und ihr vorgeworfen, einen „Frontalangriff auf das westliche Wohlstandsmodell“ zu fahren. Mit ihrer Argumentation, die Menschen seien durch Werbung zu einem klimaschädlichen Leben getrieben worden („Emissionen wurden erstrebenswert“), tue sie dem Klimaschutz keinen Gefallen.

Die Aktivistin weite damit den Kampf gegen den Klimawandel auf das aus, „was das Leben der meisten Menschen lebenswert macht oder als erstrebenswert gilt“, schrieb Palmer und zitierte in seinem Brief Beispiele, die Neubauer in ihrer Rede selbst angeführt hatte: Etwa der Traum vom Eigenheim, das eigene Auto oder Flugreisen. Diesen Ansatz beim Klimaschutz bezeichnet der Tübinger OB als „aussichtslos und deshalb falsch“.

Mit ihrer Rede habe Neubauer aus „einem mächtigen, aber isolierbaren Gegner“ – Palmer nennt Energiekonzerne wie RWE oder Vattenfall – „einen allgegenwärtigen, übermächtigen Gegner erschaffen“. Sie stelle nahezu alles infrage, worauf die globale Wirtschaft und Gesellschaft fuße. Klimaschutz dürfe, so Palmer, nicht über allen anderen Anliegen stehen. Klar sei aber: „Er ist eine herausragende Aufgabe unserer Zeit, die wir nur bewältigen können, wenn wir alle einbeziehen.“

Die Universität Tübingen, an der die Klimaaktivistin ihre Rede gehalten hatte, will sich in die Diskussion zwischen Palmer und Neubauer nicht einmischen. Von dort heißt es nur: „Wir begrüßen es sehr, wenn die Beiträge der Mediendozentinnen und Mediendozenten den öffentlichen Diskurs anregen, ganz besonders bei einem derart wichtigen Thema wie der Bekämpfung des Klimawandels.“