Hans-Peter Walter (links) erläuterte den Teilnehmern die Feinheiten der Obstbaumpflege.Foto: Privat Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Sommerschnitt am Obstgehölz beim Obst- und Gartenbauverein Schiltach im Detail erklärt

Bei vielen Obstbaumbesitzer werden die Bäume im Winter geschnitten, dagegen ist der Schnitt im belaubten Zustand (Sommerschnitt) weit weniger bekannt. Wie wichtig auch diese Pflegemaßnahme an Obstbäumen ist, zeigte Hans-Peter Walter bei einem Sommerschnittkurs.

Schiltach. Eingeladen hatte der Obst- und Gartenbauverein um die Vorsitzende Sonja Walter in ihren Garten auf dem Schloßberg. Der Sommerschnitt stellt im Gegensatz zum Winterschnitt eine Wuchsbremse dar, was sich laut Mitteilung vor allem bei stark wachsenden Bäumen positiv nutzen lässt.

Schnellere Wundheilung

Ein oft unterschätztes Argument für den Sommerschnitt ist eine bessere und schnellere Wundheilung. Wird zur Zeit der Winterruhe geschnitten, bleiben die Schnittwunden über mehrere Wochen als Eintrittspforte für Schaderreger offen. Junge Bäume und Spaliere erhalten ihren Erziehungsschnitt im Frühsommer. Konkurrenztriebe am Mitteltrieb und an den Leitästen werden dabei entfernt, die jungen Triebe werden "formiert" durch Spreizen oder Binden in die gewünschte Richtung gebracht, oder durch Pinzieren der Triebspitzen ein vorübergehender Wachstumsstopp erreicht.

Die senkrecht nach oben stehenden Wasserschoße können ab Juni, wenn sie noch nicht verholzt sind, problemlos mitsamt den "schlafenden Augen", herausgerissen werden.

Die Teilnehmer zeigten sich überrascht, wie einfach der "Sommerriss" angewendet werden kann. Ebenso überrascht waren die Besucher darüber, dass aus einem Wasserschoß durch Herunterbinden ein neuer Leitast gezogen werden kann.

Die Auswirkung des Spätsommerschnitts wirkt sich bei den Obstbäumen durch bessere Belichtung, bessere Ausfärbung der Früchte, Verringerung der Infektionsbedingungen und weniger Krankheitsbefall und durch die Reduktion der Blattmasse weniger Austrieb im nächsten Jahr aus. Dieser Schnitt sollte aber keinesfalls vor Ende Juli stattfinden. Wird zu früh geschnitten, kann es zu einem erneuten Austrieb oder sogar zu einer zweiten Blüte kommen. Wird zur richtigen Zeit geschnitten, kann der Winterschnitt meistens entfallen.

Obstbäume mit schwachem Austrieb sollten jedoch bevorzugt im Winter geschnitten werden, erklärte der Obst und Gartenfachwart.

Neben der Schnitt-Differenzierung zwischen jungen und alten Obstbäumen erfuhren die Kursteilnehmer auch den Unterschied zwischen den verschiedenen Erziehungsformen und Unterlagen vom Spindelbaum bis zum Hochstamm und zwischen den verschiedenen Arten vom Apfel bis zur Walnuss. Zum Abschluss des Kurses wurde noch der Schnitt von Beerenobst erklärt und gezeigt.