Ein Nachfolger des G36 wird gesucht. Foto: dpa

Rüstung: Kriterienkatalog für Auswahl eines Nachfolge-Gewehrs des G36 steht immer noch nicht fest.

Oberndorf - Noch ist offen, mit welchem Sturmgewehr Deutschlands Soldaten künftig ausgerüstet werden. Das Vergabeverfahren ist noch nicht eröffnet. Präferenzen für einen möglichen Hersteller oder eine Waffe gibt es bei der Bundeswehr offiziell nicht.

Dies hat jetzt das Koblenzer Bundesamt für Ausrüstung der Bundeswehr auf Anfrage unserer Zeitung wissen lassen. Der Nachfolger des G36 des Waffenproduzenten Heckler  &  Koch (HK) aus Oberndorf (Kreis Rottweil) solle in einem "transparenten, wettbewerblichen Vergabeverfahren" beschafft werden, wird bei der Bundeswehr betont. Derzeit sei man dabei, "die Voraussetzungen für den Beginn des Vergabeverfahrens" zu schaffen. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte beschlossen, das G36 auszumustern.

Auf einen Zeitplan will man sich derzeit in Koblenz nicht festlegen, und man gibt auch keine Auskunft zum Kriterienkatalog für die Auswahl. Vorerst kann somit nur spekuliert werden, ob die Entscheidung Frankreichs für das deutsche Vergabeverfahren eine Rolle spielen wird. Die Franzosen kaufen in großem Stil bei Heckler  &  Koch ein: 102 000 Sturmgewehre HK416F sollen die Oberndorfer den Streitkräften im Nachbarland liefern. Das Geschäft wird auf 300 Millionen Euro und mehr taxiert.

Das Modell aus Baden-Württemberg ersetzt dort das in die Jahre gekommene FAMAS. In Militärkreisen war lange gemutmaßt worden, Frankreich und Deutschland könnten bei der Anschaffung der neuen Standardwaffe eng zusammenarbeiten. Zumal in beiden Länder zuletzt Sympathien für eine stärkere Europäisierung der Verteidigungspolitik geäußert wurden. Allerdings ist das Verfahren in Frankreich nun schon abgeschlossen, noch bevor die deutsche Ausschreibung erfolgt ist. Nach Expertenangaben stoßen die französischen Spezifikationen und Ergebnisse der Produkterprobungen bei der Bundeswehr jedenfalls auf große Aufmerksamkeit.

Nach dem, was bisher durchgesickert ist, wollen eine Reihe von Waffenproduzenten beim Geschäft um die Nachfolge des G36 mitmischen – immerhin geht man von einem Großauftrag von bis zu 160 000 Gewehren und einer Summe von 630 Millionen Euro aus. Heckler  &  Koch hat bereits angekündigt, in die Ausschreibungsrunde zu gehen. Genannt als mögliche Mitbewerber werden aus Deutschland auch die Waffenhersteller SIG Sauer und C. G. Haenel sowie FN Herstal aus Belgien und Steyr Mannlicher aus Österreich. Doch es könnte weitere Interessenten geben: Bei der Ausschreibung in Frankreich waren beispielsweise noch HS Produkt aus Kroatien und Beretta aus Italien im Rennen.