Der Riesen-Bärenklau unterscheidet sich kaum vom herkömmlichen. Foto: Cools

Gefährliche Neophyten am Neckarufer werden zur Plage. Abhilfe schaffen könnte Gerät zur Beseitigung.

Oberndorf - Er sieht aus wie ein harmloser Doldenblütler, verursacht aber schwerste Verbrennungen und schießt an verschiedenen Stellen im Kreis Rottweil so rasant aus dem Boden, dass die Naturschützer kaum mit der Beseitigung nachkommen: der Riesen-Bärenklau. Abhilfe schaffen könnte nun ein Gerät zur Beseitigung.

"Als Kind wären die Knollen und das hohle Rohr für mich das ideale Spielzeug gewesen", meint Lothar Konrad, Gewässerwart des Angel- und Naturschutzvereins (ANV) in Oberndorf. Umso wichtiger ist ihm, vor dem gefährlichen Neophyten zu warnen, zumal dieser immer häufiger am Neckarufer, aber auch auf Wiesen zu finden ist. Zwei seiner Kameraden sind bereits mit der Pflanze in Kontakt gekommen und haben ernste Verletzungen davongetragen.

Staude kommt ursprünglich aus Kasachstan

Im Vergleich zum herkömmlichen und harmlosen Bärenklau habe der Riesen-Bärenklau, auch Herkulesstaude genannt, zackigere Blätter, erklärt Konrad. Des Weiteren wird er zwei bis vier Meter hoch. Die Herkulesstaude kommt ursprünglich aus Kasachstan, wie Lena Moosmann vom Landschaftserhaltungsverband (LEV) Landkreis Rottweil an diesem Nachmittag berichtet.

Einige Naturschützer aus Oberndorf und Sulz und Vertreter von Naturschutzbehörden haben sich auf einer Weide zwischen Talhausen und Irslingen eingefunden, um sich ein Bild von der Pflanze und dem Unkrautvernichtungsgerät zu machen, das Sebastian Dittebrand von der Reinigungssystem-Firma Kopf aus Berghaupten im Ortenaukreis mitgebracht hat.

Pflanze verteilt sich über Gewässer

"Die Herkulesstaude verdrängt einheimische Arten", erklärt Lena Moosmann weiter. Der Neophyt vermehre sich dabei nicht über die Wurzeln, sondern über seine große Anzahl von Samen. Bis zu 50.000 schwimmfähige Exemplare können das sein. Noch dazu seien sie bis zu zehn Jahre keimfähig. Die Pflanze verteilt sich über das Gewässer, aber auch über Vögel, den Wind oder Erdbewegungen.

Wenn ein Mensch in Kontakt mit dem Saft des Riesen-Bärenklaus kommt, erfolgt die Reaktion zeitverzögert. In Kombination mit der UV-Strahlung der Sonne entstehe eine phototoxische Reaktion, so Moosmann. Diese äußere sich in Ausschlag mit Blasenbildung auf der Haut, ähnlich wie bei einer Verbrennung.

Bei der Bekämpfung reiche es nicht aus, die Blüte zu entfernen. Die Pflanze sei in der Lage, eine Notblüte zu bilden. Lediglich durch Abstechen der Wurzelknolle könne man dem Problem Herr werden.

"Bärenklau vermehrt sich rasant"

Davon kann Lothar Konrad ein Lied singen. Er ist seit geraumer Zeit immer wieder im Gelände unterwegs und macht dem Unkraut den Garaus, wann immer er darauf stößt. Wenn die Pflanze abgestochen ist, müssen die Reste verbrannt werden, sagt er. Sonst bestünde die Gefahr, dass die Samen in unmittelbarer Umgebung zu neuen Exemplaren werden. "Der Bärenklau vermehrt sich rasant", sagt Konrad. Wem die Pflanze auffalle, der müsse das den Naturschützern melden.

Um die Plage in den Griff zu bekommen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine davon sind Herbizide, deren Einsatz jedoch rechtlich beschränkt ist. Eine weitere stellt Sebastian Dittebrand den neugierigen Naturschützern vor. Auf der Wiese bei Talhausen kann man den Riesen-Bärenklau zwischen all den anderen Pflanzen kaum erkennen. Er ist in sein em ersten Jahr, bislang nur etwa knöchelhoch. Doch das wird nicht lange so bleiben, wissen die Naturschützer.

Dittebrand startet die Maschine, den "Heatweed". Dann sticht er eine Lanze in die Knolle des Riesen-Bärenklaus ein. "Er wird mit 99,6 Grad heißem Wasser abgekocht", erklärt der Vertriebler.

Bei dem Vernichtungsgerät handelt es sich um einen Hochdruckreiniger mit 250 Bar und rund 450 Litern Wasser an Bord. "Wenn das nicht reicht, gibt es noch eine Förderpumpe", sagt Dittebrand. Mit einem 45 bis 80 Meter langen Schlauch wäre es damit kein Problem, die Strecke vom Neckar zu den Pflanzen zu überbrücken.

30 Sekunden lang kocht Dittebrand die Knolle. Sechs bis acht Liter braucht er dafür. Das Verfahren funktioniere auch beim Japanischen Staudenknöterich, sagt er. Binnen Sekunden ist erkennbar, dass die Pflanze sich unten schwarz färbt und sich auf die Erde legt. "Die Wurzel verrottet im Boden", erklärt der Experte.

Vier bis fünf Mal im Jahr sollte man das Gerät seiner Empfehlung nach benutzen. Finanziell kein Pappenstiel bei Mietpreisen von bis zu 370 Euro pro Tag. Ein Kauf würde mit bis zu 40 000 Euro zu Buche schlagen. Einige Gemeinden hätten das Gerät bereits angeschafft, berichtet Dittebrand. Damit könne man auch Spielplatzgeräte desinfizieren. Üblich sei, dass eine Kommune es anschaffe und es dann an andere weitervermiete.

Christina Romer, Geschäftsführerin des LEV, bringt das Hauptproblem auf den Punkt. Man brauche detaillierte Informationen über das Vorkommen der Herkulesstaude im Kreis Rottweil, müsse die Orte digital erfassen, um die Arbeitseinsätze zur Ausrottung zu koordinieren.

Die Initiative zur Beschaffung des Geräts müsse aber von den Kommunen ausgehen, die Vereine könnten lediglich Manpower bieten, so Romer. "Das kostet natürlich wieder Geld, und das gibt die Stadt nicht allzu gern aus", meint ein Mitglied des ANV dazu. Andererseits sei die Gefahr sehr hoch, sich zu verletzen. Ein Risiko, das man nach Meinung von Peter Beiter, Vorsitzender des ANV Oberndorf, nicht eingehen darf. "Jeder Fall ist einer zu viel."