Erstmals seit fast zwei Jahrzehnten hat nicht mehr der deutsche Investor Andreas Heeschen das Sagen bei H&K, sondern eine Luxemburger Finanzholding namens CDE. (Archivfoto) Foto: Murat

HK-Aktionäre machen Beschlüsse des Ex-Investors rückgängig. Bocklandt in den Aufsichtsrat gewählt.

Oberndorf - Keine Wortgefechte, keine hitzigen Debatten unter den Aktionären: Stattdessen verlief die Hauptversammlung des schwäbischen Waffenherstellers Heckler & Koch (HK) am Donnerstag außergewöhnlich ruhig ab. Das lag vor allem daran, dass coronabedingt gar keine Aktionäre und Pressevertreter zum Stammsitz nach Oberndorf (Kreis Rottweil) geladen waren. Sie konnten das Treffen lediglich via Livestream im Internet verfolgen. Zum anderen lag das Konfliktpotenzial diesmal lange nicht mehr so hoch wie noch bei der Versammlung Ende 2019, bei der die Luxemburger Finanzholding CDE und ihr Chef, der Franzose Nicolas Walewski, die Aktienmehrheit anstrebten.

Jetzt wurde vielmehr die Übernahme mit der Hauptversammlung in Oberndorf offiziell. Erstmals seit fast zwei Jahrzehnten hat somit nicht mehr der deutsche Investor Andreas Heeschen das Sagen, sondern die CDE. Sie übernahm Mitte Juli rund 60 Prozent der HK-Anteile. Den Aktionärstreff am Donnerstag nutzte die CDE auch gleich, um Entscheidungen aus der Heeschen-Zeit rückgängig zu machen.

Die HK-Aktionäre entschieden demnach, den Beschluss aufzuheben, die Zahl der Aufsichtsratsmitglieder von drei auf vier zu erhöhen. In diesem Zuge schoben die Aktionäre auch dem Beschluss, Heeschen zum Mitglied des Aufsichtsrats zu bestimmen, einen Riegel vor. Heeschen hatte sich gegen die Übernahme gesträubt, konnte sie aber nicht verhindern. Diesem Machtkampf zum Opfer fiel der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr Harald Kujat, der vor einem Jahr auf Vorschlag Heeschens in den Aufsichtsrat gekommen und an dessen Spitze gerückt war. Kujat und sein bisheriger Stellvertreter Martin Sorg haben mit Ende der Versammlung ihre Ämter niedergelegt.

Umsatz kräftig steigern

Schlechte Nachrichten für die einen bedeuten bekanntlich gute für jemand anderen: Nicolaus Bocklandt wurde von den Eignern wieder in den Aufsichtsrat der HK AG gewählt. Bocklandt stehe dem Unternehmen seit 2015 mit seiner umfangreichen Expertise als Aufsichtsratsmitglied zur Seite, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens. Weitere Aufsichtsratsmitglieder wurden nicht gewählt. Daher werde der Vorstand der HK AG nun zwei weitere Aufsichtsratsmitglieder gerichtlich bestellen lassen, heißt es weiter. "Die Situation unseres Unternehmens erfordert einen Aufsichtsrat, der den notwendigen weiteren Veränderungsprozess überzeugend begleiten kann", wird Jens Bodo Koch, Vorstandschef der HK AG, zitiert.

Mit der gegenwärtigen Situation des Waffenherstellers ist Koch sehr zufrieden, wie er bei der Hauptversammlung zusammen mit Finanzvorstand Björn Krönert verkündet. So wagt er auch die vorsichtige Prognose, den Umsatz bis zum Jahresende von knapp 140 Millionen Euro im ersten Halbjahr auf bis zu 250 Millionen Euro steigern zu können – unter der Voraussetzung, dass keine zweite Corona-Infektionswelle über die Geschäfte hereinbricht.

Fremdenlegion verpönt

Doch scheint es nicht das Coronavirus zu sein, das die Aktionäre beschäftigt. Ein Großteil der eingereichten Fragen, denen sich der Vorstand am Donnerstag gestellt hat, bezogen sich auf die Umsetzung der Grüne-Länder-Strategie, wonach das Unternehmen seine Produkte nur noch an freiheitlich-demokratisch ausgerichtete Staaten liefert, und an Länder, die nach den Vorgaben der Bundesregierung von besonderer außen- und sicherheitspolitischer Bedeutung für Deutschland sind. Kritisch gesehen werden besonders Exporte nach Frankreich, aufgrund der unter dem französischen Heer agierenden Fremdenlegion. Für den HK-Vorstand kein Dilemma: Dieser verweist auf den Export an ein Hauptdepot der Streitkräfte in Frankreich. Über die dortige Verteilung der Waffen habe man keine Informationen, betonte Koch.

Für den Vorstand zählt nun vor allem der erfolgreiche Weg in die Zukunft. Mit Nachhaltigkeitskonzepten, dem Vorantreiben von Innovationen, Modernisierungs- und Ausbauprojekten sowie einer komplett neuen Produktpalette für diverse Spezialeinheiten sehen sich die Verantwortlichen gut gerüstet. Dazu sei zu hoffen, dass nun endlich einmal Ruhe einkehrt in das Oberndorfer Unternehmen.