Maximilian Class (von links), Maggy Vosseler, Katharina Hartleb, Holger Bartsch und Florian Wehrle bilden das Team von "Glücksmomente4kids". Foto: Organisation Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Maggy Vosseler von "Glücksmomente4kids" zieht Bilanz / Raketenhafter Start der Organisation

Es ist kein Zufall, dass das Logo der Organisation "Glücksmomente4kids" eine Rakete ist. Schließlich haben die jungen Initiatoren aus Oberndorf und dem Kreis Rottweil im vergangenen halben Jahr einen geradezu raketenhaften Start hingelegt.

Oberndorf. Eigentlich wollten sie es langsam angehen lassen, doch dann ging dann alles ganz schnell – seit Gründung der Organisation "Glücksmomente4kids" im Juni 2017 ist viel geschehen. "Anfangs war ich allein mit meiner Idee und dann habe ich so schnell vier andere junge Leute gefunden, die mitmachen", erinnert sich Maggy Vosseler aus Boll. Maximilian Class, Katharina Hartleb, Holger Bartsch, Florian Wehrle und sie bilden seither ein starkes Team.

Die Jahresplanung habe man mit der Übereinkunft begonnen, noch keinen Kontakt zu Familien mit erkrankten Kindern aufzubauen, sondern erst einmal Spenden zu sammeln und Unterstützer zu finden. "Wir wollten den Familien, die schon so viel mitgemacht haben, erst einmal eine gute Basis bieten können", erzählt Vosseler.

Doch alles kam ganz anders. "Unsere Unterstützer haben uns die Planung komplett durcheinandergeworfen und uns gezeigt, wie schnell man etwas bewegen kann", erzählt die 27-Jährige.

So habe sich beispielsweise ein Optiker mit dem Angebot gemeldet, allen Kindern kostenfrei Brillen zu machen. Zudem bietet ein Kunstatelier Bastel- und Kreativnachmittage für betroffene Familien an. "Alle wollten sich sofort einbringen. Die positive Resonanz war umwerfend", kann Vosseler es immer noch kaum fassen. Es habe unter anderem Benefiz-Weihnachtskonzerte, Tombolas, Spendenläufe und Firmenspenden gegeben. Zudem hätten einzelne Bürgermeister und Parteien ihre Unterstützung zugesagt. "Unsere Aktion ist auch auf politischer Ebene angekommen. Wir haben es geschafft, die Leute zu animieren und sich Gedanken zu machen", freut sich Vosseler. Für sie sei das ein echtes Zeichen der Nächstenliebe.

Ein besonderer Moment war für sie auch die erste Aktion. So haben die Initiatoren mit 42 Personen das Musical "Bodyguard" in Stuttgart besucht. "Für uns ist so ein Musicalbesuch etwas ganz Normales, aber für die Familien war es so etwas Besonderes, dass manchen die Tränen gekommen sind", erinnert sich Vosseler an den einprägsamen Moment. Emotional und tränenreich seien auch die ersten zwölf geführten Familiengespräche zur Erörterung der Situation des erkrankten Kindes und dessen Wünsche gewesen.

Wichtig sei nach wie vor, die Bürger in der Region direkt zu unterstützen. "Was können wir reißen, um anderen eine Freude zu machen?", laute die Frage, die sich die Organisatoren, die alle ehrenamtlich arbeiten, immer stellen. "Glücksmomente4kids" nehme eine Fürsprecherrolle ein und vermittle zwischen Familien und Organisationen. "Manche schämen sich zuerst, Hilfe in Anspruch zu nehmen, aber genau dafür sind wir da. Wir wollen erkrankten Kindern schöne Erlebnisse mit ihren Familien bescheren", erklärt Vosseler noch einmal den Grundgedanken.

Es geht darum, Freude zu schenken

Als Mutter kann sie das Leid der Familien gut nachempfinden. Manches Gespräch habe sie schon sehr aufgewühlt. Dennoch laufen die Gespräche mit den Betroffenen bei Weitem nicht so, wie die meisten sich das vorstellen würden. "Es ist nicht so düster wie man denkt. Es geht nicht darum, Mitleid zu erregen und alles negativ zu sehen, sondern darum, Freude zu schenken", erklärt Vosseler.

Seit die Organisation gestartet wurde sei sie quasi ständig aufgeregt. "Auf dem Weg zum Musical hatte ich schon Gänsehaut", sagt sie und zeigt damit, wie viel die Familien ihr auch zurückgeben. Sie seien bewundernswert stark und würden es trotz des düsteren Schicksals schaffen, zufrieden und glücklich zu sein.

Vosselers ehrenamtliches Engagement hat sich mittlerweile auch stark auf ihr Privatleben ausgewirkt. So habe sie teilweise 15 Stunden pro Woche für die Organisation gearbeitet – und das neben einem Job im Rettungsdienst mit stetigen Zwölf-Stunden-Schichten. Auf Dauer klappt das nicht, wurde ihr klar. So traf sie eine Entscheidung und macht sich nun als Finanztrainerin selbstständig.

Denn eines ist ihr klar: "Glücksmomente4kids wird durch Mundpropaganda weiter wachsen. Kontakte sind wichtig. Schon jetzt haben wir um die 50 Geldgeber und Helfer", berichtet sie. Künftig möchte sie das Team vergrößern und weitere Helfer ausbilden.

Für dieses Jahr seien einige Wochenendausflüge für die Familien geplant. Zudem sollen bei einer Jahresfeier Spender und Empfänger zusammengebracht werden.

Hemmschwelle im Umgang soll sinken

Das vielleicht Bewegendste war für Vosseler, ihre sechsjährige Tochter, Urheberin des "Glücksmomente"-Logos, im Umgang mit den erkrankten Kindern zu sehen. "Zu Beginn war da eine gewisse Distanz, aber nach und nach hat sie gemerkt, dass die Kinder genau gleich sind wie sie", erinnert sich Vosseler. Nun gebe es keine Hemmschwelle mehr, die Erkrankung stehe nicht im Weg.

"Das Schönste war der Moment an Silvester, als meine Tochter mit einem Mann im Rollstuhl getanzt hat. Das war etwas ganz Besonderes", sagt Vosseler mit leuchtenden Augen – und macht damit klar, dass "Glücksmomente4kids" gerade erst begonnen hat.