Bürgermeister Severin Graf (links) beglückwünscht Erik Pauly zu seiner Wiederwahl. Foto: Sigwart

Erik Pauly wurde von den Donaueschingern erneut zum Oberbürgermeister ihrer Stadt gewählt.

Donaueschingen - Als Amtsinhaber und einziger Kandidat bewarb sich Erik Pauly um den Oberbürgermeistersessel in Donaueschingen. Von einem Wahlkampf also konnte bereits im Vorfeld bei der Wahl ohne Auswahl kaum die Rede sein, so stellte sich der amtierende Oberbürgermeister Anfang Dezember bei der Kandidatenvorstellung auch vor einem fast leeren Saal vor – die Bürger konnten das Spektakel jedoch auch online verfolgen.

Ein etwas anderer Wahltag

Und auch am Wahltag selbst war alles anders. Mit nur 25 Prozent war die Wahlbeteiligung äußerst gering. Doch die Gründe dafür waren vielfältig: Von einem Gegenkandidaten, der nicht nur dem Wahlkampf, sondern auch dem Wahlabend Würze verliehen hätte, fehlte jede Spur – und auch die übrigen Rahmenbedingungen waren schlecht: Vierter Advent, bestes Ausflugswetter und dann auch noch die Corona-Pandemie.

Unter dem Strich stand aber neben den für alle unbefriedigenden 25 Prozent Wahlbeteiligung noch eine weitere Zahl, auf die es letztlich ankommt: die 98. 98 Prozent Zustimmung nämlich hat Erik Pauly von den 4343 Wählern erhalten, die ihre Stimmen abgegeben hatten – 17 358 Wähler hätten insgesamt von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen können. 87 Wähler nutzten die freie Zeile auf dem Wahlzettel, einen anderen Favoriten zu benennen, 87 warfen einen ungültigen Stimmzettel in die Urne.

Im Rathaus wird gefeiert

Ausgezählt war angesichts dessen rasch. Um 18 Uhr hatten die Wahllokale geschlossen, noch vor 19 Uhr trudelte online das vorläufige Endergebnis dieser Oberbürgermeisterwahl ein. Und dann wurde – soweit das die Corona-Pandemie eben zuließ, im blauen Donaueschinger Rathaus gefeiert. Einige wenige Gratulanten, Amt- und Würdenträger hatten sich im Vorfeld angemeldet und durften dem frisch wiedergewählten 51-Jährigen zwar nicht die Hand schütteln, aber doch die Faust entgegenstrecken, wie dies beispielsweise sein Vorgänger im Amt, der heutige Fraktions-Vize der CDU im Berliner Bundestag, Thorsten Frei, gemacht hatte, oder eben auf andere Weise ihre Glückwünsche überbringen. Bürgermeister aus dem Landkreis, der Donaueschinger Bürgermeister Severin Graf und auch einige Stadträte und Ehrenbürger bis hin zum ehemaligen Donaueschinger Oberbürgermeister Bernhard Everke waren gekommen.

Vor dem blauen Rathaus hatte sich nicht, wie sonst üblich, eine Menschenmenge versammelt. Einzig die SPD-Stadträtin Martina Wiemer stand da und ließ mit ihrer Drehorgel das Badnerlied erklingen. Die Melodie trug es weit durch die menschenleere Innenstadt.

Bewusst im kleinen Kreis

"Wir haben bewusst auf einen kleinen Kreis geachtet", sagt der alte und neue Oberbürgermeister von Donaueschingen. Die hohen Infektionszahlen im Kreis ließen nichts anderes zu. Was die Wahl betrifft, da kann Pauly glücklich sein – und das ist er auch. "Es ist ein erfreulicher Tag", so der OB. Wenn er auf die vergangenen acht Jahre zurückblicke, dann schaue er auf "eine äußerst ereignisreiche Zeit" zurück. Es sei auch kaum vorstellbar, wie schnell die Tage seit seiner ersten Wahl 2014 vergangen seien.

"In der Zwischenzeit hat sich eine enge Beziehung zur Stadt ergeben", so Pauly. Das könne er vor allem an den vielen persönlichen Kontakten festmachen: "In der Verwaltung, im Rat, mit Thorsten Frei, dem Landtagsabgeordneten Niko Reith – es ist immer sehr vertrauensvoll."

Er freut sich

Pauly freue sich über das positive Wahlergebnis: "Ich hätte mir mehr Wahlbeteiligung gewünscht. Aber es ist auch nicht verwunderlich, wenn in der Pandemie und bei nur einem Kandidaten weniger Leute zur Wahl gehen."

Es sei dennoch ein intensiver Wahlkampf im Vorfeld gewesen: "Ich habe jedes Haus in Donaueschingen besuchen dürfen." Dabei habe es viele Gespräche gegeben. Dabei habe Pauly "eine tiefe Grundzufriedenheit gesehen".

Die ergebe sich aus dem guten Miteinander und einer Kontinuität, die er von seinen Vorgängern mitbekommen habe. Pauly will nun die Entwicklung der Stadt nachhaltig auf gute Weichen stellen: "Ich konnte eine tolle Stadt übernehmen und die Aufgaben werden uns wohl nicht ausgehen." Er sei guter Dinge, in den kommenden acht Jahren mit vielen engagierten Bürgern die Stadt zu gestalten. "Bei der ersten Wahl kannte mich noch niemand, jetzt ist das anders." Pauly werde "beste Arbeit für die Bürger machen". Die Zeit in der Stadt sei für ihn auch ein Hineinwachsen in die Aufgabe gewesen. In kurzer Zeit sei damals sehr viel Neues auf ihn zugekommen. "Ich habe das Gefühl, dass ich schnell reingewachsen bin." Es sei ihm gelungen, die Stadt in einem Miteinander voranzubringen.

Kommentar

Nicht gelobt

Von Cornelia Spitz

Sie war desaströs. Aber eine überragende Wahlbeteiligung lag außerhalb der Möglichkeiten – sie fand am vierten Advent statt, bei Kaiserwetter, ohne Gegenkandidat und während der Pandemie. So lockt man nicht viele hinter dem Ofen hervor. Aber: Ist nicht geschimpft nicht gelobt genug? So zumindest sagt man in meiner Heimat, dem Schwabenland. Übertragen auf die OB-Wahl kann das eigentlich nur eines bedeuten: Wer mit Erik Paulys Arbeit unzufrieden ist, dürfte als Protestwähler, wie 58 es taten, einen ungültigen Wahlzettel abgegeben oder, wie insgesamt 87 Personen, einen anderen Namen eingetragen haben. Alle anderen sind mit Paulys Arbeit zufrieden oder schlichtweg desinteressiert. So oder so: Wirklich gute 98 Prozent Zustimmung sehen anders aus, da muss ich den Schwaben, schweren Herzens, widersprechen: Loben geht anders.