Der Schnee verdeckt den ganzen Schlamm, den die Bewohner gar nicht mehr sehen möchten. Foto: Schwager

Mit bleibenden und auch nachdenklich und demütig stimmenden Eindrücken kehrten viele der Frauen und Männer zurück, die beim Brennholz-Hilfskonvoi ins Ahrtal mit dabei waren.

Niedereschach-Fischbach - "Was die Helferinnen und Helfer der Aktion und die mit beteiligten Feuerwehrmitglieder aus dem ganzen Kreisgebiet dort hautnah erlebten, kann man mit Worten gar nicht beschreiben. Und selbst Bilder reichen nicht aus, um ganzheitlich die Situation zu erfassen", erzählt beispielsweise die Fischbacher Feuerwehrfrau Katrin Schwager. Während die Fahrer die vier Abladestellen im Ahrtal bedienten, war sie unterwegs und konnte so manches persönliche Gespräch führen.

Bewunderung für Mut und Stärke

Im Nachgang zu ihren Gesprächen bewundere sie angesichts des erlittenen Leides, der immensen Zerstörung und bleibenden Schicksalsschlägen den Mut, die Stärke und die Zuversicht der Menschen im Ahrtal. Jeder Betroffene habe mit Blick auf die Hochwasserkatastrophe eine ganz eigene, persönliche und oft auch traumatisierende Geschichte. Vor diesem Hintergrund "lassen die Menschen dort nicht viel raus", so der Eindruck von Schwager.

Bürokratie nervt und lähmt

Doch eines zeigte sich ihr bei ihren persönlichen Gesprächen gleich mehrfach, und das fasste sie in folgenden Worten zusammen: "Willkommen in der deutschen Bürokratie." Unbürokratisch und schnell, das gehe in Deutschland ganz offensichtlich auch nicht, wenn Menschen in großer Not sind und statt Anträgen schnelle, pragmatische und zielgerichtete Hilfe eigentlich selbstverständlich sein sollte. "Die Menschen im Ahrtal wollen gezielte Hilfe und keine Massenabfertigung", so Schwager. "Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht", so ein weiterer Eindruck von Schwager.

Als zielgerichtet empfindet Schwager die Brennholzlieferung aus dem Schwarzwald. Im Ahrtal gebe es zwar genug, aber eben nur nasses und kein trockenes Holz. Auf die Idee, dass dort trockenes Holz fehlt, wären sie und wohl auch viele andere ohne die Kontakte des stellvertretenden Fischbacher Abteilungskommandanten, Knut Sattler, zu seinem Bruder Kai Sattler und dessen bei der Ahrtal-Fluthilfe beschäftigten Frau Katrin Sattler nie gekommen.

Kleine Dinge erfreuen

Sowohl Katrin Schwager als auch Knut Sattler haben auch mit dem Kommandanten der Feuerwehr des stark von der Katastrophe betroffenen Ahrtal-Ortes Kreuzberg, Rudolf Schneider, gesprochen. Außer einer Handlampe, zwei Leinenbeuteln, einem Funkgerät und einem Verbandskasten, hat das Hochwasser der Wehr alles genommen: das Gerätehaus, das Feuerwehrauto, sämtliche Gerätschaften und die Feuerwehrkleidung. Alles wurde von der Urgewalt des Wassers weggeschwemmt. Da kamen die von der Blumberger Feuerwehr gespendeten Feuerwehrhelme dem Kreuzberger Kommandanten wie ein Geschenk des Himmels vor. Gleiches gilt für ein Paar Feuerwehrstiefel der Schuhgröße 39 für eine Kreuzberger Feuerwehrfrau, die seit der Katastrophe ihren Dienst in viel zu großen Feuerwehrschuhen der Größe 42 versehen musste. "Die strahlenden Augen der Frau werde ich nie vergessen", so Schwager und war damit wieder bei ihrem Thema "zielgerichtete Hilfe". Ein Anruf Schneiders, der sich im Nachgang extra noch einmal für die Helme und die 39er-Feuerwehrstiefel bedankte, spricht Bände. Man könnte mit einfachen Dingen noch sehr viel mehr helfen.

Imkern fehlt die Ausrüstung

Bei ihren Gesprächen hat Schwager neben vielem anderen auch mitbekommen, dass den dortigen Imkern, Imkerausrüstung fehlt. Sie hat deshalb bereits mit Imkern aus der Umgebung Kontakt aufgenommen und hofft, auch bei diesem Wunsch aus dem Ahrtal zielgerichtet helfen zu können.

Schnee überdeckt vieles

Wie bedrückend für viele Menschen im Ahrtal die ganze Situation ist, zeigte die Freude über den bei der Ankunft des Hilfskonvois aus dem Schwarzwald gefallenen Schnees. "Da kommt ihr aus dem Schwarzwald und bringt Schnee mit. Der hilft, das ganze Elend und den Schlamm für kurze Zeit zu überdecken", lautete dazu der Satz eines Bewohners von Kreuzberg, der bei Schwager, Sattler, Fischbachs Feuerwehrkommandant Thomas Haas und auch Niedereschachs Ortsbaumeister Hartmut Stern bis heute nachhallt und die Gemütslage vieler Betroffenen aufzeigt. Mit Blick auf die durch das Hochwasser vollkommen zerstörte Infrastruktur, war es gerade Hartmut Stern, der sehr genau hinschaute und vieles mit nach Hause nahm, auch was Hochwasserschutzmaßnahmen in Niedereschach betrifft.

Info: Hilfe geht weiter

Bei der Feuerwehrabteilung Fischbach macht man sich laut Knut Sattler bereits Gedanken, wie man den Menschen im Ahrtal weiterhelfen kann. Durch seine familiären Kontakte ist es möglich, zielgerichtet auch mit scheinbaren Kleinigkeiten helfen zu können, denn von Normalität ist man im Ahrtal noch weit entfernt, obwohl die betroffenen Menschen dort bereits erstaunlich viel auf den Weg gebracht und enormes geleistet haben.