Viele Gäste waren der Einladung des Bürgermeisters Marco Gauger zum Neujahrsempfang der Stadt Bad Wildbad gefolgt. Foto: Ziegelbauer

Trotz angespannter Lage Pflichtaufgaben erledigen und zukunftsgerichtete Projekte nicht aus den Augen verlieren. Bad Wildbads Bürgermeister Marco Gauger blickt trotz vieler Herausforderungen optimistisch aufs kommende Jahr.

Bad Wildbad - Kiefern aus dem Stadtwald beidseits der Bühne im Kursaal, Blumen vielleicht schon als Frühlingsboten auf der Bühne und am Rednerpult, die Europafahne und etwa 100 kleine Nationalfähnchen schmückten am Sonntag beim Neujahrsempfang der Stadt Bad Wildbad den mit knapp 200 geladenen Gästen besetzten Kursaal. Im Rahmen eines zweistündigen Programms mit der Rede des Bürgermeisters, einer Ehrung seines Amtsvorgängers und jetzigen CDU-Bundestagsabgeordneten Klaus Mack sowie mit Grußworten von diesem und der SPD-Bundestagsabgeordneten und SPD-Vorsitzenden Saskia Esken. Und mit einer gehaltvollen Rede des stellvertretenden Präsidenten des Europäischen Parlaments Rainer Wieland (CDU).

Zum Saalschmuck und zum Besuch Wielands passte das den Neujahrsempfang eröffnende Musikstück des Orchestervereinigung Calmbach (OVC), Beethovens Ode an die Freude ("Freude schöner Götterfunken"), auch bekannt als Europahymne. Und auch das die festliche Veranstaltung abschließende Musikstück "Von Freund zu Freund" war im Blick auf Europa gut gewählt.

"Ja, was für eine Freude, Sie alle hier zum Neujahrsempfang der Stadt Bad Wildbad begrüßen zu dürfen", war der Willkommensgruß von Bürgermeister Marco Gauger, verbunden mit guten Wünschen für das neue Jahr, gerichtet an die zahlreichen Gäste aus öffentlichen und privaten Bereichen, Behörden, Institutionen, Organisationen und aus den in der Kurstadt etablierten Einrichtungen und Vereinen.

Lob für Hilfsbereitschaft

Der Anfang eines ereignisreichen Jahres für Bad Wildbad sei die Bürgermeisterwahl gewesen, führte Gauger aus. Mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine sei auch die Stadt Bad Wildbad vor neue Herausforderungen gestellt worden. Zusätzlich zu den Anforderungen der laufenden Corona-Pandemie. Wie etwa mit der Energie- und Versorgungskrise sowie dem Zustrom vieler Flüchtlinge. "Dank der Hilfsbereitschaft unzähliger Bürgerinnen und Bürger konnten wir es bisher gut schaffen, die vielen Menschen unterzubringen, die auch hier in Calmbach, Wildbad und den anderen Ortsteilen angekommen sind", so Gauger. Dafür habe in kurzer Zeit ein sehr gutes Vermittlungs- und Hilfsangebot aufgebaut werden können, wofür er allen daran Beteiligten dankte.

Dabei erhebe sich die Frage, die zusätzlichen Aufgaben des Krisenmanagements und der Unsicherheiten bei der Energieversorgung noch stemmen zu können. Dazu seine Antwort: "Wir schaffen es, trotz der zusätzlichen Arbeit und der ohnehin schon angespannten Haushaltslage, unsere Pflichtaufgaben zu erledigen und dabei auch freiwillige, zukunftsgerichtete Projekte nicht aus den Augen zu verlieren". Trotz der Krisenlage dürfe die Entwicklung der Stadt nicht zum Stillstand kommen.

Bekenntnisse zum Standort

Als erfreulich bezeichnete er die Investitionen und die damit besonders in Krisenzeiten wertvollen Bekenntnisse zum Standort Bad Wildbad. Die Stadt schätzte er als beliebtes Ausflugs- und Reiseziel ein, gestützt durch besondere Leistungen im Bereich der Gastronomie und Hotellerie und mit dem Tourismusförderprogamm mit der finanziellen Unterstützung des Landes Baden-Württemberg. "So wollen wir uns bei den potenziellen Zielgruppen besser platzieren und bekannter machen. Immer mit dem Ziel vor Augen, die Übernachtungszahlen und die Aufenthaltsdauer zu steigern", so der Bürgermeister. Dabei werde man Lösungen entwickeln, die den Anwohnern, der Natur und dem Verkehrsaufkommen gerecht würden.

Positive Entwicklungstendenzen sah er im gewerblichen und im industriellen Bereich. "Wir müssen als Stadt und Verwaltung voll und ganz hinter unseren Firmen stehen und sie nach Kräften unterstützen, in guten und schlechten Zeiten. Und natürlich, wenn sie sich weiterentwickeln wollen", versicherte der Bürgermeister. Das gelte nicht nur für große, sondern auch für kleinere Unternehmen und für Handwerksbetriebe.

Als positive Aspekte nannte er die derzeit laufende Entwicklung auf dem Areal des Wernerheims und die zukünftige im Bereich des Försterbergs. Der kürzlich in Calmbach eröffnete Naturkindergarten sei ein deutliches Zeichen für die Kinderstadt Bad Wildbad. Mit hohen Investitionen in die Fünf-Täler-Schule in Calmbach bekenne sich die Stadt zu ihrer Aufgabe als Schulträger.

Als infrastrukturelle Maßnahmen für die Höhenstadtteile bezeichnete er den im vergangenen Jahr gelaufenen Ausbau der Ortsdurchfahrt in Aichelberg sowie den in Hünerberg und Meistern fast schon abgeschlossenen Breitbandausbau. In seinen weiteren Ausführungen kam er auf die schon seit 40 Jahren bestehende Städtepartnerschaft zwischen Bad Wildbad und dem südfranzösischen Cogolin zu sprechen. Mit dem Zitat des einstigen Außenministers Klaus Kinkel: "Europa wächst nicht aus Verträgen, es wächst aus den Herzen seiner Bürger oder gar nicht". Zum Schluss seiner Rede versicherte Gauger, sich in der Kurstadt gut eingelebt zu haben.

Schwieriges Jahr

Als ein herausforderndes Jahr für die Wirtschaft und für die Gesellschaft bezeichnete Esken das Jahr 2022. Insbesondere mit den Folgen des von Russland entfachten Angriffskrieges gegen die Ukraine. Wobei sie sich für jegliche Hilfen der Bevölkerung bedankte. Hinsichtlich der Energiekrise mit ihren diversen Preissteigerungen gelte das Gebot des Zusammenhaltens und praktizierter Nachbarschaftshilfe sowie gegenseitiger Unterstützung. Wichtig sei das Bemühen, die Jugend für eine gute Zukunft zu unterstützen, wobei sie auch die Förderung der Digitalisierung ansprach. Zur Milderung des Fachkräftemangels in der Republik seien Erleichterungen in der Anerkennung im Ausland erworbener beruflicher Kompetenzen notwendig. In ihren weiteren Ausführungen verwies Esken auf die Maßnahmen der Bundesregierung zur Finanzierung erhöhter Energiekosten. "Der Krieg muss ein Ende haben!", war ihre Forderung in ihrem Ausblick in die Zukunft, verbunden mit entsprechenden Verhandlungen mit Russland.

Besondere Ehre

Mack wertete es als eine besondere Ehre, in seiner neuen Funktion zum Neujahrsempfang eingeladen zu sein und freute sich, in einem Medley der OVC sowohl die badische wie auch die württembergische Hymne gehört zu haben. Auch er ging auf den Krieg in der Ukraine ein, verbunden mit Preissteigerungen und mit Entlastungspaketen der Bundesregierung. So werde es geboten sein, in der Zukunft auf so manches verzichten zu müssen. Mit den Worten "Ohne das ehrenamtliche Engagement wäre unsere Gesellschaft ärmer" lobte er die Aktivitäten der rund 80 Vereine in Bad Wildbad und Umgebung und übermittelte die Grüße des CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Blenke, der zur gleichen Zeiten einen anderen Neujahrsempfang zu besuchen hatte. Als früherer Bad Wildbader Bürgermeister freute er sich über die ansprechende Ausgestaltung des Neujahrsempfangs. Sein Nachfolger habe sein Amt in einer schwierigen Zeit antreten müssen, führte er mit einem Blick zu Marco Gauger aus. Dieser sei aber "der richtige Mann an der richtigen Stelle", was die Besucher des Neujahrsempfangs mit ihrem Beifall bestätigten.

Dem Neujahrsempfang folgte ein Stehempfang mit Büfett, bei dem die Gäste die Gelegenheit wahrnahmen, gute Gespräche zu führen.