Der neue und größte Impfort: Die Stefan Hartmann-Halle in Hirschau ist im Gehrnfeld 15 zu finden. Foto: Lück

Damit uns Corona nicht noch närrischer macht. Tübingens Landrat Joachim Walter, Lisa Federle, Martin Holderried von der Uni-Klinik und Gabriele Wallwiener (Kreisärzteschaft) stehen in der Stefan Hartmann-Halle. Im Zentrum der Narrenzunft Hirschau entsteht Tübingens größtes Impfzentrum.

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Kreis Tübingen - Alle sind sich einig: Die Impfzahlen müssen hoch. Deshalb wird jetzt in der Hartmann-Halle das größte "Impfzentrum" (heißt jetzt offiziell Impfort) aufgebaut. Tübingens Landrat Joachim Walter (CDU): "Weil die Nachfrage nach Impfungen das bisherige Angebot weit übertrifft, wollen wir durch die Zusatzangebote täglich 2500 Impfungen zusätzlich ermöglichen!"

Und dafür streckt der Landkreis zwei Millionen Euro monatlich vor, so der Landrat. Joachim Walter setzt darauf, dass ihm die Landesregierung die Kosten ersetzt, wie versprochen.

Start ist am Mittwoch, 1. Dezember

Und das größte neue Impfzentrum des Landkreises startet am Mittwoch, 1. Dezember, in Hirschau: Täglich in der ersten Stufe von 7 bis 21 Uhr können 600 Dosen verimpft werden – auf vier "Impfstraßen". In der zweiten Stufe sind 1120 Impfungen täglich möglich – an sieben Tagen die Woche! Heißt: Bis zu 8400 Impfungen pro Woche allein in Hirschau. Möglich macht das die Initiative "Pop-Up-Impforte" von Deutschen Roten Kreuz, Uni-Klinikum Tübingen und dem Landkreis.

Landrat Walter: "Wir waren froh, dass die Narrenzunft Hirschau auf uns zugekommen ist und uns die Halle angeboten hat. Damit können wir in der Stefan Hartmann-Halle die bevölkerungsreichsten Orte wie Tübingen und Rottenburg abdecken!" Und das ist wohl auch dringend nötig. Martin Holderried, Geschäftsführer des Zentralbereich Medizin der Uni-Klinik Tübingen: "Die Nachfrage ist riesig. Heute standen 200 Leute vor dem Impfbus. Ich musste gerade noch Impfer und Ärzte organisieren."

Impfstoff-Problem kann einfacher gelöst werden

Was ist da los? Das alte Impfzentrum in der Paul-Horn Arena in Tübingen wurde Ende Oktober geschlossen. Die mobilen Impfteams aus Tübingen waren auch im Landkreis Böblingen und Reutlingen unterwegs. Zum Teil fuhren die mobilen Impf-Teams aus Tübingen stundenlang nach Leonberg. Dazu wurde am 8. November die alte Uni-Apotheke als Impf-Zentrum eröffnet. Doch das schafft nur 650 Impfungen täglich.

Die niedergelassenen Ärzte impfen, soviel es geht. Lisa Federle, leitende Notärztin, DRK-Präsidentin und Pandemiebeauftragte des Landkreises: "Wir Ärzte bekommen die Impfstoffe in sogenannten Vials. Da sind mehrere Dosen drin. Das heißt: Man sollte die Patienten möglichst en Bloc zur Impfung bestellten. Und wenn einer kurzfristig absagt, versuchen wir natürlich, sofort Ersatz zu finden. Denn jeder geimpfte Patient erhöht die Sicherheit für alle. Das kostet Zeit und Nerven. Impforte mit viel mehr Patienten können dieses Impfstoff-Problem viel besser und stressfreier handhaben."

Uni-Klinik Tübingen verschiebt erste OPs

Martin Holderried sagt: "Die Zahl der Covid-Patienten auf der Intensivstation steigt ständig. In den letzten zwei Tagen von 27 auf 38 Patienten. Wir haben am Donnerstagabend in der Task-Force entschieden, dass wir angesichts der steigenden Corona-Zahlen die elektiven Eingriffe reduzieren. Dazu richten wir eine Station für Covid-Patienten ein, die keine Intensivbehandlung benötigen. Dort sind im ersten Schritt rund 20 Betten geplant! Wir hoffen natürlich, dass sich jetzt viele impfen lassen, um das Überlaufen der Intensivstationen zu verhindern."

Holderried ist auch für die Impfstoffbeschaffung zuständig. Er sagt: "Die Impfstoffe werden nicht mehr tiefgefroren geliefert. Deshalb ist die Lagerzeit kürzer geworden. Daher können wir nur relativ kurzfristig bestellen. Für die nächsten Woche haben wir ein paar tausend Dosen bestellt und hoffen, dass wir die auch geliefert bekommen!" Es kann allerdings sein, dass auch Moderna verimpft wird.

Auch weitere Impf-Orte

Neue Impfzenten im Landkreis Tübingen: Neben Hirschau auch die Tonnenhalle Mössingen und die alte Post in Rottenburg (Start: Montag, 29. November, wir berichteten). Bleibt da noch genug Personal für die mobilen Impfteams, die Extra-Termine im Landkreis machen – wie beispielsweise neulich in Ergenzingen?

Lisa Federle: "Als wir aufgrund der Zahlen aus Israel gemerkt haben, dass ein Booster notwendig sein könnte, haben wir schon vor zwei Monaten begonnen, die Alten- und Pflegeheim durchzuimpfen. Das Personal seitens des DRK und die Ärzte sind da."

Werner Walz, Leiter des Geschäftsbereichs 1 im Landratsamt: "Wir werden insgesamt 200 Leute benötigen. 150 haben wir schon unter Vertrag – unter anderem ehemalige Mitarbeiter aus dem Impfzentrum in der Horn-Arena, die schon eingeschafft sind. Bis Mittwoch werden wir die 200 voll haben!" Aus diesem Pool von 200 Impf-Mitarbeitern werden Teams gebildet, die flexibel an allen Standorten – auch als mobile Impfteams – unterwegs sind. Landrat Walter: "Wir haben die Strukturen bewusst als atmendes System aufgebaut, um Nachfrage-Schwankungen ausgleichen zu können!"

So bekomme ich meine Impfung: die wichtigsten Fragen

Wie bekomme ich meinen Termin im Landkreis Tübingen?

Am Besten online buchen! www.medizin.uni-tuebingen.de/pop-up-impforte

Wer kein Internet hat, kann auch anrufen: Telefon 07071-2988884 (Montag bis Freitag 8 bis 14 Uhr).

Brauch ich einen (tagesaktuellen) Schnelltest im Impfzentrum?

Nein.

Bekomme ich nur den Booster?

Lisa Federle: "In den Impfzentren gibt es auch die Erst- oder Zweitimpfung. Jeder niedergelassene Arzt wird aber allen, die sich jetzt zum ersten Mal impfen lassen wollen, so schnell wie möglich einen Termin geben."

Darf ich mich auch als Nicht-Tübinger anmelden?

Martin Holderried: "Das Angebot richtet sich an Einwohner des Landkreises Tübingen." Landrat Walter: "Wer hier arbeitet und von woanders herkommt, kann sich auch anmelden! Es gibt keine Beschränkungen." In der Online-Terminbuchung wird die Adresse natürlich abgefragt.