Der mobile Blitzer – hier noch das Leihgerät, das zu Beginn eingesetzt wurde – hat deutlich weniger in die Stadtkasse gebracht, als gedacht. Den präventiven Zweck erfülle das Gerät jedoch voll und ganz, so die Verwaltung. Foto: Archiv/Schulz

Er ist bei vielen  Autofahrern gefürchtet, wird  aber auch von rasergeplagten Anwohnern geschätzt: Der Rottweiler Blitzer-Anhänger  hat schon für etliche Schlagzeilen – und  Geldbußen –  gesorgt. Insgesamt hat die Kasse aber deutlich seltener geklingelt, als erwartet. Der Grund: Corona.

Rottweil - Als der Kauf des Anhängers Ende 2019 beschlossen wurde, waren die Erwartungen hoch: Rund 200 000 Euro sollte das Gerät pro Jahr einbringen. Wie Fachbereichsleiter Bernd Pfaff in seinem Bericht zum "Enforcement-Trailer" – wie der weiße Kasten offiziell heißt – am Mittwochabend im Gemeinderat erinnerte, sei der Anhänger aber natürlich auch mit Blick auf die "verkehrliche Präventionsarbeit" angeschafft worden. Und hier habe sich das Gerät voll und ganz bewährt. Man habe nun ein neues, flexibles Messsystem, mit dem man aktiv agieren und auch auf besondere Situationen reagieren könne.

Bei vielen heiß begehrt

"Viele Bürger melden sich bei uns und wollen, dass der Anhänger in ihrem Straßenzug eingesetzt wird", so Pfaff. Er verwies außerdem darauf, dass die Unfallursache Nummer eins eben nach wie vor nicht angepasste Geschwindigkeit sei. In Rottweil gebe es aktuell keine einzige Unfallhäufungsstelle.

Dennoch gehe es, wenn über den neuen Blitzer-Anhänger geredet werde, "nunmal auch ums Geld". Hier hat die Corona-Pandemie ihre Spuren hinterlassen, wie Pfaffs Aufstellung zu entnehmen war. Denn: Die Schließung von Schulen und Geschäften und der Umstieg von vielen ins Homeoffice führte zu zeitweise fast leeren Straßen – und damit zu weniger Strafzetteln.

Gestartet wurde zunächst mit einem Leihgerät, das im Juni 2020 in der Heerstraße "Premiere" feierte und bis Mitte August im Einsatz war. In dieser Zeit wurden laut Pfaffs Auflistung 597 Verstöße registriert, daraus resultierten jedoch nur 42 Bußgelder und vier Fahrverbote. 11 000 Euro seien vereinnahmt worden. Der eigene Anhänger der Stadt habe dann noch bis zum Jahresende rund 50 000 Euro eingenommen. 14 Fahrverbote wurden ausgesprochen.

Steig ist Spitzenreiter

Bis Anfang Februar sind ingesamt Geldbußen in Höhe von rund 60 000 Euro verhängt worden. Spitzenreiter in der Bilanz ist übrigens der Standort an der Steig/Tuttlinger Straße, wo der Anhänger im Zeitraum von gut zwei Wochen in der 30er-Zone 1200 Verstöße registierte und Einnahmen von rund 23 000 Euro erbrachte. Der Einsatz auf der Saline/B 14 an fünf Tagen im Oktober brachte 10 500 Euro für die Stadtkasse – und hinterließ im besten Fall auch geläuterte Temposünder.

Es sei "wenig überraschend", dass die Zahlen deutlich hinter den Prognosen zurückgeblieben seien, so Pfaff. Dazu trage auch bei, dass der 2020 verschärfte Bußgeldkatalog wegen eines Formfehlers wieder zurückgezogen wurde. Dies sei nicht absehbar gewesen und schmerze schon etwas, räumte Pfaff ein.

Dennoch zeigte sich der Fachbereichsleiter insgesamt zufrieden mit dem Überwachungsanhänger. Dieser leiste "in Sachen Einsatzflexibilität und verkehrliche Prävention hervorragende Arbeit". Er ermögliche es nun eben auch, den Verkehr über 24 Stunden zu beobachten. Auch mit den Einsätzen in den Ortsteilen habe man gute Erfahrungen gemacht. Pfaff nannte als Beispiel Göllsdorf nach der Wiedereröffnung der Primbrücke. Auch in Bühlingen habe man flexibel reagieren können.

Stets konsequent

Bei der Standort-Auswahl, so Pfaff auf Nachfrage von Pascal Schneider (CDU), greife man auf eigene Erfahrungen zurück und stehe auch im Austausch mit der Polizei. Günter Posselt (CDU) erwähnte den hohen Aufwand, der sicher mit dem Eintreiben der Bußgelder einhergehe. Ob man hier nach längerem Hin und Her auch manche einfach abschreibe, wollte er wissen. "Wir gucken schon, dass wir an unser Geld kommen", stellte Pfaff klar. Und Bürgermeister Christian Ruf ergänzte, es wäre fatal, hier nicht konsequent zu sein. Das würde sich sonst in Windeseile rumsprechen.