In den Schränken und Schubladen des Kreisarchivs finden sich längst nicht nur verstaubte Ordner, sondern auch Zeitungen auf Mikrofilm und kleine Kunstschätze. Andreas Zekorn (links) zeigt Uwe Folwarczny ein paar davon. Foto: Ungureanu

Für ein paar Wochen hatte der Landkreis gleich zwei Kreisarchivare: Andreas Zekorn, der seinen Ruhestand für ein paar Wochen "nach hinten" verschoben hatte, um seinem Nachfolger den Einstieg leichter zu machen, für gewisse Kontinuität zu sorgen. Und den Nachfolger. Er heißt Uwe Folwarczny.

Zollernalbkreis - Folwarczny, Jahrgang 1985, ist promovierter Historiker und Politwissenschaftler, zudem Absolvent der Archivschule Marburg. Und er war der Wunschkandidat – sowohl für Zekorn als auch für den Kreistag.

Vielleicht, meint der Berliner mit mährischen Wurzeln, der seit ein paar Wochen mit Frau und Töchterchen in Rosenfeld wohnt, sei seine archivarische Ausbildung mit Referendariat und Staatsexamen ausschlaggebend dafür gewesen, dass er den Zuschlag bekommen habe. Die Region ist ihm nicht fremd, und als die Stelle bundesweit ausgeschrieben worden war, hatte er sich sofort beworben.

In Tübingen und Jena studiert

Folwarczny hat in Jena und Tübingen studiert, ist schon mal mit dem Fahrrad von Tübingen an den Bodensee gestrampelt, unter anderem durch Ortschaften wie Killer, hat Freunde und Verwandte in der Umgebung. Auch Wappen und Stammburg der Preußen kennt er gut: Sein Referendariat für den höheren Archivdienst hat er am Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin absolviert, und auf Burg Hohenzollern einen Kurs im Bereich Kulturmarketing.

Landkreis muss er "noch besser kennenlernen"

Die Arbeit im Kreisarchiv findet er "sehr spannend": Es sei kein Stadtarchiv, hier würden auch die kommunalen Archive betreut, die keine eigene Betreuung haben, sagt er. Manches, räumt er ein, wisse er noch nicht. Zum Beispiel, warum die Schmiecha ab einem bestimmten Punkt Schmeie heiße, und warum für einen Teil das württembergische, für den anderen das preußische Wasserrecht gelte. Den Landkreis müsse er auf jeden Fall näher kennenlernen, um die Zusammenhänge besser zu begreifen.

Archivarbeit? Keineswegs verstaubt

Mit seiner Arbeit wolle er zeigen, dass Archivarbeit gerade im digitalen Zeitalter keineswegs verstaubt sei, sondern die Grundlage für das kulturelle Gedächtnis der Region bis ins 21. Jahrhundert bilde. Neben der Archivierung der im Landratsamt entstandenen Unterlagen und Akten werden dort Unterlagen von besonderer rechtlicher oder historischer Bedeutung verwahrt. Mehr als 1100 laufende Meter Schriftgut – die ältesten Dokumente datieren aus dem Jahre 1596 – lagern in den Regalen des Kreisarchivs.

Mit Familie in Rosenfeld

Dass er eine Wohnung in Rosenfeld bekommen habe, sei "toll": Er habe sich von Berlin aus beworben, und der Vermieter habe sich dann auch gleich gemeldet. Und in den historischen Stadtkern habe er sich sofort verliebt. In die liebevoll restaurierten Fachwerkhäuser, die schmiedeeisernen Elemente. Daran, dass er nur eine Viertelstunde zu seiner Arbeitsstelle fahren müsse, müsse er sich noch gewöhnen: "In Berlin ist man eine Dreiviertelstunde unterwegs, egal, wohin man fährt."

Sein Vorgänger Andreas Zekorn werde "große Fußstapfen hinterlassen", sagt Folwarczny. Sie auszufüllen, werde voraussichtlich Jahre dauern. Sein Vorgänger habe hier "ein wunderbares Team aufgebaut", die Mitarbeiter seien "motiviert, kompetent, bei Fragen für einen da". Zekorn kontert: Als Vorsitzender der Heimatkundlichen Vereinigung werde er bei offenen Fragen stets erreichbar sein: "Da geht nichts verloren." Und: Die Mitarbeiter seien in manchen Dingen sogar noch gewiefter als er selbst. Zum Beispiel in Sachen Digitalisierung und IT.