Das „Rössle“. Hier soll endlich neues Leben einkehren. Foto: Archiv/Michael Pohl

Seit Jahren steht es leer: Das ehemalige Einkaufszentrum „Rössle“ in der Schwenninger Innenstadt. Auch gab es seit Jahren keine neuen Pläne für eine Zukunft des Areals, jetzt kommt aber Leben in die Sache. Doch die neuen Vorhaben der Verwaltung sind anders als gedacht.

„Der Kopf ist rund, damit man die Richtung wechseln kann“, eröffnete Oberbürgermeister Jürgen Roth das Pressegespräch. In diesem sollte es um die Zukunft der Schwenninger Innenstadt und insbesondere des leerstehenden „Rössle“-Einkaufszentrum gehen – denn diese scheint, sollten alle Pläne der Stadt so aufgehen – besiegelt.

Doch von vorn. Villingen-Schwenningen ist Teil des Städtebauförderungsprogramm „Lebendige Innenstadt“ des Landes Baden-Württemberg. Vor diesem Hintergrund wurde das Sanierungsgebiet „Innenstadt Schwenningen“ erarbeitet. Das Ziel dabei sei, nach den Worten von Oberbürgermeister Jürgen Roth „Impulse für Leben“ und einen „Ort für Leben“ zu schaffen. Und das auf dem Muslenplatz, dem Marktplatz, der Kirchstraße oder auch durch eine barrierefreie Modernisierung des Rathauses.

Teil dieses Sanierungsgebiet ist auch das ehemalige Einkaufszentrum „s’Rössle“, das seit Jahren brach liegt. Die Firma HBB aus Hamburg ist Investor und plante ursprünglich das „Rössle“ zum Handelszentrum auszubauen. Pläne, die jetzt verworfen wurden – ein Handelszentrum wird das Rössle wohl nie wieder werden.

„Was auch immer“ ist nicht mehr

Die Stadt sieht sich in der Handlungspflicht, denn klar sei: Der eine Einzelhändler, der das „Rössle“ wiederbeleben soll – den gibt es einfach nicht. „Wir können nicht mehr da sitzen und darauf warten, dass ein anderer Einzelhändler kommt und eine große Fläche belegt“, drückte es OB Roth aus. „Vielleicht kommt ja ein ’New Yorker’ (eine Modekette, Anm. d. Red) oder was auch immer. Aber dieses ’was auch immer’ ist nicht zukunftsweisend und soll nicht in die Pläne zur Umgestaltung des ’Rössles’ einfließen.“

Dass der Einzelhandel im „Rössle“ keine Zukunft mehr hat, das war auch dem Investor HBB selbst klar, weshalb er zwischenzeitlich endgültig Abschied von dem Vorhaben nahm.

Eine Idee der Stadt, eine Art erweiterten Hochschulcampus der HFU und DHBW im „Rössle“ unterzubringen, wurde seitens der Landesregierung „eine klare Absage“ erteilt – am „Campus-Charakter“ wolle man mit den neuen Plänen aber trotzdem festhalten, denn laut OB Roth „mache das etwas mit der Innenstadt“.

Die Stadt kriegt den Schlüssel

Doch derzeit trägt die Stadt Sorge, dass der Investor HBB das Areal an einen weiteren Investor veräußern könnte – denn dann wäre sämtliche Handlungsfreiheit der Stadt in Gefahr und die Entwicklung des Standorts zugunsten der Innenstadtentwicklung wäre dahin. Doch hier hätte die Stadt die Option das „Rössle“ vom Investor zu erwerben – oder wie es OB Roth ausdrückte, eine Wunschvorstellung sei der Umbau durch den Investor, denn dadurch hätte die Stadt „einen echten Profi“ an ihrer Seite, dann würde die Stadt „den Schlüssel kriegen“.

Doch was sind jetzt die Pläne der Verwaltung? Diese strebt eine komplett neue Nutzung an: Die Stadtbibliothek soll einziehen, auch soll die Volkshochschule ihren Platz finden, eine oder mehrere KiTas könnten einziehen und die bisher in der Winkelstraße untergebrachten Behörden wie das Baurechtsamt, das Liegenschaftsamt, das Stadtplanungsamt und die WIR VS GmbH. Auf „der Wiese“ hinter dem Rössle könnten Wohnungen etwa für Studenten entstehen. Hanfpflanzen (die im Jahr 2016 von der Polizei im „Rössle“ sichergestellt wurden, Anm. d. Red) seien übrigens nicht mehr Bestandteile der Planung – wie OB Roth es mit einem Augenzwinkern sagte, gäbe es „keine Konzeption für Agraranbau“.

Als direkte Konsequenz daraus resultiere der Verkauf der Anwesen in der Bürkstraße (welches aktuell noch als Standort für die Behörden angedacht ist) sowie Metzgergasse. Das bestehende Bibliothekgebäude am Muslenplatz soll auch mit einer neuen Nutzung zum Einsatz kommen: Für den Einzelhandel.

Was gewinnt Schwenningen?

„Ja, das kostet Geld. Und nein, wir wissen noch nicht wie viel“, nahm OB Roth jegliche Rückfragen vorneweg. Auch ein zeitlicher Rahmen sei noch nicht absehbar – doch dürften die Schwenninger auf das neue „Rössle“ noch einige Zeit warten müssen, in einer Beschlussvorlage für die kommende Gemeinderatssitzung schreibt diese, dass die Sanierungsmaßnahme für das Sanierungsgebiet „Innenstadt Schwenningen“ ab 1. August 2038 abgeschlossen sein soll.

Gunter Welzer vom Gewerbeverband Oberzentrum Handelssparte Schwenningen zeigte sich beim Pressetermin überrascht ob der Pläne der Verwaltung. „Wir warten seit 20 Jahren, dass etwas passiert, und jetzt passiert wenigstens irgendwas“, äußerte er sich. Das Ziel bleibe dabei das gleiche: Eine Plattform zu schaffen für die Attraktivität Schwenningens. „Da kann Schwenningen nur gewinnen“, so seine Worte.

Am 27. September werden die Pläne erstmalig im Gemeinderat beraten.