Wird es kleine, inoffzielle Umzüge wie im vergangenen Corona-Jahr am Fasnetsmontag in Villingen auch diesmal wieder geben? Foto: Eich

Neue Wende bei der Verordnung zur Fasnet: Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat angekündigt, dass Umzüge unter gewissen Voraussetzungen doch stattfinden können. Doch in VS winkt man ab – denn die Lockerung kommt viel zu spät.

Villingen-Schwenningen - "Hätten wir drei, vier Wochen früher gewusst, dass es sich so entwickelt, hätten wir vielleicht was machen können", sagt Anselm Säger, "doch jetzt ist es zu spät!" Der Zunftmeister der Historischen Narrozunft Villingen hätte grundsätzlich ohnehin die 3G-Kontrollen als große Herausforderung gesehen, dies sei vielfach im Gespräch des Vorstandsteams und der Zuggesellschaft deutlich geworden.

Fasnetsstimmung durch kleinere Veranstaltungen möglich

Denn: "Wir haben die Stadt noch nie abgesperrt, das wäre für uns Neuland gewesen und ist nur schwierig aus dem Boden zu stampfen." So sei es schwierig, durchsetzbare und passende Regeln für die Anwohner der Innenstadt, die Gäste sowie die Teilnehmer zu finden. Angesichts der vielen Zugänge zur historischen Villinger Innenstadt wäre der logistische Aufwand enorm gewesen. Säger: "Aber grundsätzlich ist jetzt eh alles zu spät." Möglich wäre, dass während der Hohen Tage kleinere Veranstaltungen für Fasnet-Stimmung sorgen, "da strecken wir grad die Fühler aus." Das dürfte vor allem vor dem Hintergrund passieren, weil die Narren es sich vermutlich nicht nehmen lassen, ihre Leidenschaft – coronakonform – zu frönen und das Brauchtum lebendig zu halten.

Im vergangenen Jahr durch Verbot einfachere Handhabung

Dass die Fasnet nicht wie gewohnt über die Bühne gehen kann, zerrt an den Nerven der Narren – und zwar noch mehr als im vergangenen Jahr. Säger erklärt warum: "Da war es einfacher – es waren keine Veranstaltungen möglich und Punkt." Alles, was man dieses Jahr angefasst habe, sei angesichts der großen Unsicherheit schwierig gewesen. "Das ist einfach ein Eiertanz, alles ist wachsweich, man tut sich schwer mit Entscheidungen", so der Zunftmeister. Das Wirrwarr an Verordnungen, egal ob Bund, Land oder Kreis, sei ein Unding – überall würde man eingebremst.

Das sorge auch dafür, dass man sich innerhalb der Vereine nicht immer einig sei, welche Linie man fahren solle. Säger: "Das polarisiert einfach."

Umzüge mit Einlasskontrollen schwierig zu stemmen

Auch der Zunftmeister der Schwenninger Narrenzunft, Lutz Melzer, zeigt sich unbeeindruckt von der Kehrtwende in Stuttgart. "Das kriegen wir nicht hin", sagt er kurz und knapp auf die Frage, ob die geänderte Verordnung nun doch noch neue und vor allem umsetzbare Möglichkeiten für die Hohen Tagen in Schwenningen eröffne. Bereits im vergangenen Herbst hatte der Zunftmeister im Gespräch mit unserer Redaktion infrage gestellt, ob ein Umzug mit 3G-Einlass-Kontrollen überhaupt realisierbar sei – dafür gebe es einfach zu viele Eingänge zur Innenstadt.