1500 Polizisten sicherten die Abschrankungen um den Neonazi-Aufmarsch. Dennoch versuchten Gegendemonstranten aus dem linken Spektrum, die Barrikaden zu überwinden. Foto: 7aktuell.de/

Insgesamt 41 Züge sind von einem Kabelschaden bei Süßen betroffen. Er sollte die Anreise von Demo-Teilnehmern erschweren. Die Gegendemo zum Neonazi-Aufmarsch wird von Gewalt überschattet.

Göppingen - Für den Zusammenbruch des Zugverkehrs zwischen Stuttgart und Ulm war am Samstag nicht etwa ein technischer Defekt verantwortlich. Nach den ersten Ermittlungen der Polizei wurde die Bahnlinie durch den Südwesten von bisher unbekannten Tätern vorsätzlich lahmgelegt.

„Wir gehen davon aus, dass es sich um Sabotage handelt“, sagte ein Sprecher der Göppinger Polizeidirektion am Sonntag auf Nachfrage unserer Zeitung. Auslöser für den Stillstand im Bahnverkehr war ein Kabelschaden im Abschnitt zwischen Gingen und Süßen im Landkreis Göppingen. Zwischen 11.53 und 13.22 Uhr waren insgesamt 41 Züge betroffen, für die Fahrgäste setzte die Bahn einen Pendelbus ein. Die Verspätung summierte sich auf insgesamt 1636 Minuten.

Die für die Sicherheit im Zugverkehr verantwortliche Bundespolizei hatte am Samstag rund 500 Beamte im Einsatz, sich aber auf den Göppinger Bahnhof konzentriert. Offenbar wurde die Stromversorgung von den Unbekannten in Brand gesetzt, um die Anreise von Demonstrationsteilnehmern zu erschweren. In Göppingen hatte am Samstag ein Aufmarsch von 150 Neonazis für einen Großeinsatz der Polizei gesorgt. Über 1500 Beamte waren nötig, um ein Zusammentreffen der von rund 2000 Menschen besuchten Gegendemonstration mit dem Zug der Rechtsextremen zu verhindern. Etwa 400 Mitglieder der linken Szene lieferten sich ein stundenlanges Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei. Die Bilanz der gewalttätigen Auseinandersetzung mit Flaschen, Steinen, Tränengas und Feuerwerkskörpern sind 28 verletzte Einsatzkräfte, auch drei Pferde der berittenen Polizei mussten behandelt werden. „Die Gewalttäter suchten gezielt die direkte Konfrontation mit der Polizei“, erklärte der Göppinger Polizeichef Hans Baldauf betroffen. In Gewahrsam nahmen die Einsatzkräfte exakt 101 Personen. 45 Delikte werden als Straftat angezeigt.