Landrat Klaus Michael Rückert, Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder, Bürgermeister Ralph Zimmermann und Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (von links) setzten mit einem gemeinsamen Knopfdruck die Wehranlage in Betrieb. Foto: Morlok

Alles wieder im Fluss: Das Klappwehr im Neckar konnte nach zwei Jahren Sanierungszeit wieder in Betrieb genommen werden.

Horb - Nach einer zweieinhalbjährigen Bauzeit fließt der Neckar vor der Horber Stadtkulisse wieder über eine rundum sanierte Wehranlage. Rund 7,5 Millionen Euro hat das Bauvorhaben gekostet. Davon übernahm das Land Baden-Württemberg 3 Millionen Euro, die Stadt Horb musste 1,3 Millionen als Ausgleich für den erlangten hundertjährlichen Hochwasserschutz als Vorteilsausgleich beisteuern und die Energie Horb als Vorhabenträger und Betreiber die restlichen 3,2 Millionen Euro für die Ertüchtigung der Wehranlage investieren. Es sei eine Investition in Hochwasserschutz und das aktuelle Topthema regenerative Stromgewinnung, so der Tenor aller Beteiligter.

Anlage über 70 Jahre alt

Die Baumaßnahme auf Höhe des Flusskraftwasserwerks war federführend von der Energie Horb, an der die Stadtwerke Tübingen beteiligt sind, umgesetzt worden. Sie war notwendig, weil das über 70 Jahre alte Klappenwehr den heutigen Anforderungen nicht mehr genügte.

Das an gleicher Stelle gelegene Flusswasserkraftwerk hat noch bis 2049 die Betriebserlaubnis. Die Wehranlage ist allerdings vor allem auch für den Hochwasserschutz in Horb wichtig. Eigentümerin der Hochwasserschutzanlage ist das Land Baden-Württemberg.

Sanierung begann 2020

Durch die Sanierung wurden zwei Ziele erreicht: Der Hochwasserschutz ist für weite Bereiche der Horber Weststadt und die Weiternutzung des Flusskraftwerks zur Erzeugung regenerativ erzeugten Ökostroms sind gesichert.

Mit der Sanierung des Stauwehrs hatten die beauftragten Spezialfirmen 2020 begonnen. Kein einfaches Projekt, da alles sozusagen im fließenden Betrieb des Neckars passieren musste – bei schwieriger Untergrundbeschaffenheit, mehreren Hochwasserphasen in den zurückliegenden beiden Jahren, starken Fließkräften und permanentem Wasserdruck.

Ein letzter wichtiger Meilenstein – von zahlreichen Zuschauerinnen und Zuschauern beobachtet – war im Spätsommer 2022 die Installation der neuen Wehrklappen samt Antriebsmechanismus als Ersatz für die über 70 Jahre alte Vorgängerin. Die Wehranlage ist nun wieder im Einsatz, und nach einer Erprobungsphase durfte die Politprominenz zur feierlichen Übergabe schreiten.

Wichtig für Hochwasserschutz

"Die Sanierung der Wehranlage kombiniert Hochwasserschutz mit klimafreundlicher Stromerzeugung – ein echtes Win-Win! Hier ist jeder Euro doppelt gut angelegt", betont Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder.

Landrat Klaus Michael Rückert machte klar: "Die Nutzung von Wasserkraft als eine der ältesten Formen der Energiegewinnung trägt auch heute noch zur nachhaltigen Stromproduktion bei. Daher liegt es im Interesse aller, das Potenzial bereits bestehender Anlagen durch Modernisierung und Ausbau auszuschöpfen. Gerade an größeren Fließgewässern wie dem Neckar zeigt sich, dass dies auch in Vereinbarkeit mit den hohen ökologischen Anforderungen vonstattengehen kann."

1,4 Millionen Kilowatt

Bürgermeister Ralph Zimmermann, der Oberbürgermeister Rosenberger vertrat, der bei beim zeitgleich stattfindenden "Faktencheck Gäubahn" in Stuttgart unabkömmlich war, hob unter anderem hervor, dass man zur Gartenschau 2011 das Flusskraftwerk im Neckar wieder in Betrieb genommen und die Horber Unterstadt so für ein hundertjähriges Hochwasserereignis gerüstet habe.

"Die frisch sanierte Wehranlage wird es nun wieder ermöglichen die Kraft des Neckars in Strom umzuwandeln und damit einen Beitrag auf dem Horber Weg zur CO2-neutralen Kommune zu leisten", so Zimmermann mit Blick in die Zukunft. Er erinnerte in seiner recht ausführlichen Rede auch an abgesoffene Bagger und einen Biber, der sich auf dem Bagger sichtlich wohlfühlte.

"In Horb kommen Technik und Natur zusammen", so seine Schlussfolgerung. Doch Zimmermann schlug auch den Bogen in die Ukraine. "Woanders werden Energiegewinnungsanlagen zerstört – hier dagegen eingeweiht."

Jährlich Strom für 600 Haushalte

Tübingens OB Boris Palmer wertet diese Sanierung als kleinen, aber angesichts der notwendigen Verringerung der Gasverstromung sehr wichtigen Beitrag zur Energiewende. "Das sanierte Flusskraftwerk produziert mit seinen 1,4 Millionen Kilowatt so viel Strom, wie rund 600 vierköpfige Familien im Jahr verbrauchen" nannte er als Vergleichswert.

Als sichtbares Zeichen dafür, dass das sanierte Wehr, dass in Horb zu einem Meilenstein der Energiegewinnung wurde, drückten die vier Redner den roten Knopf, der das Wehr in Bewegung setzte. Sehr zur Freude der anwesenden Besucher, nicht jedoch der Enten, die die Wehrkante als ihr bevorzugtes Revier sahen.