Dorota Nowakowska (zweite von rechts) und Gerhard Lempp (rechts stehend) sprachen vor 120 Schülerinnen und Schülern. Foto: Schüürmann

Zeugnis ablegen von den Verbrechen der Nazis: Die Tochter des KZ-Überlebenden Jacek Zielienewicz berichtet vor Schülern an der Erich-Hauser-Gewerbeschule in Rottweil.

Frieden, Freiheit, Freundschaft – diese drei Wörter sind vielleicht nicht die schönsten deutschen Wörter, aber der KZ- Überlebende Jacek Zielienewicz, der 2015 verstorben ist, hinterlässt sie als Vermächtnis für die Nachgeborenen.

 

Als 17-jähriger wurde Zielienewicz von den Deutschen in einer Strafaktion in seiner Heimat Polen verhaftet und verschleppt. „Warum können diese drei Worte nicht Wirklichkeit gestalten?“, lässt er seine Tochter Dorota Nowakowska fragen, die an der Erich-Hauser-Gewerbeschule (EHG) aus seinen Erinnerungen vorlas. Er selbst habe gelernt zu verzeihen, damit regt er uns alle zum Nachdenken an.

Mittlerweile lebt keinZeitzeuge mehr

„Zeugnis ablegen, dass nichts vergessen wird“, so formuliert laut Eckerwald-Homepage Serge Lampin, ehemaliger Häftling des Lagers Dautmergen, seinen Auftrag. Er ist einer von 6000 Überlebenden der Konzentrationslager Schörzingen, Schömberg, Dautmergen und Bisingen.

Gerhard Lempp, der seit 35 Jahren ehrenamtlicher Mitarbeiter der Initiative Gedenkstätte Eckerwald ist, erzählt an der EHG von 20 Zeitzeugen der genannten „kleinen Konzentrationslager“ im Kreis Rottweil und dem Zollernalbkreis.

Mittlerweile lebt keiner der Zeitzeugen mehr, „Zeugnis ablegen“ können Sie hingegen weiterhin, wie in Jacek Zielienewiczs Fall über seinen Bericht.

Er selbst war früher schon einmal an der EHG, der Bericht, vorgetragen von seiner Tochter, war ebenso authentisch und seine Erinnerungen bleiben auf diese Weise lebendig.

1944 wird er unter menschenunwürdigen Umständen nach Auschwitz verschleppt und ungefähr ein Jahr später in Dautmergen zur Arbeit gezwungen. Bis zur völligen Erschöpfung muss er täglich schwerste Arbeit verrichten. Auf einem Todesmarsch 1945 werden er und seine Leidensgenossen befreit.

Auch wenn er sich geschworen hatte, nie wieder Deutsch zu reden, beginnt er 1995, seine Erinnerungen aufzuarbeiten aufzuschreiben. Und Anfang der 2000er Jahre kommt er tatsächlich in den „Eckerwald“ zurück. Dort findet er unter den Gedenkstättenmitarbeitern Freunde fürs Leben und leistet bis über seinen Tod hinaus einen wichtigen Beitrag zur Verständigung.

Seine Töchter, die extra aus Polen angereist sind und über das Netzwerk des Vereins zusammen mit der Übersetzerin Johanna Blonka zu Gast in der EHG waren, legten eindrucksvoll Zeugnis ab von dem, was im Namen der Nationalsozialisten und deren Ideologie zwischen 1933 und 1945 an Verbrechen begangen wurde.

Die Schüler hörtensehr aufmerksam zu

Warum er doch wieder Deutsch sprechen wollte, ist in folgendem Zitat von Jacek Zielienewicz festgehalten: „Jeder ist ein Mensch. Ob jüdisch oder katholisch, ob schwarz oder weiß, ob Mann oder Frau – das ist egal. Es ist wichtig, dass er ein Mensch ist und bleibt.“

Teilnehmende Klassen waren Berufsschüler der zweijährigen Berufsfachschule Metall und der Bauförderklasse sowie alle vier J1-Klassen des Technischen Gymnasiums. Trotz der über 120 Zuhörerinnen und Zuhörer wurde der Vortrag kein einziges Mal gestört. Die anschließende Fragerunde geriet lebhaft.