Die hilflosen Kitze werden in Sicherheit gebracht. Foto: Wetter

Sie liegen ohne Schutz und hilflos im hohen Gras: Rehkitze sind in den ersten zwei Lebenswochen stark gefährdet – weil Landwirte ihre Felder mähen müssen. Nun gibt es aber die Möglichkeit, die Tiere zuvor per Drohne zu suchen und finden.

Schramberg/Aichhalden/Hardt - Federführend ist Rolf Wetter aus Aichhalden. Weil er selbst aus der Landwirtschaft kommt und seit fünf Jahren den Jagdschein besitzt, kennt er beide Seiten. Denn die Aufgabe der Jäger ist es auch, solche Rehkitze vor dem Mähen im hohen Gras ausfindig zu machen. Die Tiere verstecken sich dort, weil es Schutz vor Fressfeinden bietet.

Verein zur Kitzrettung in Aichhalden

"Vergangenes Jahr habe ich eine Drohne mit Wärmebildkamera angeschafft. Etwa die Hälfte der Kosten von 10 000 Euro konnten über Spenden finanziert werden", sagt Wetter. Er ist zudem Vorsitzender des Vereins Kitzrettung Aichhalden, der knapp 30 Mitglieder hat – Jäger, Landwirte und Tierfreunde. "Auch Fördermitgliedschaften sind möglich", rührt er die Werbetrommel. Ziel ist es, eine zweite Drohne samt Wärmebildkamera anzuschaffen, damit zwei Teams im Einsatz sein können, weil es manchmal zu Terminüberschneidungen kommt. "Wir wollen mehrere Piloten haben", spricht er für die umliegenden Jäger. Allerdings muss hierfür erst ein Drohnenführerschein erworben werden.

Noch keinen Fluchtinstinkt ausgebildet

Die Rehkitze werden im Mai und Juni geboren, was genau in die Mähzeit für Silofutter und Heu fällt. "Die Kitze haben in den ersten zwei Wochen noch keinen Fluchtinstinkt", sagt Wetter. Daher müssten sie gefunden werden, um nicht vom Mähwerk der Landwirte zerfetzt zu werden.

Und das läuft so: Der Landwirt verständigt den Jagdpächter, wann er mähen möchte. Bislang mussten ein oder zwei Personen daraufhin das hohe Gras mühsam zu Fuß durchkämmen, um die Rehkitze – die so groß sind wie ein Zwergkaninchen – zu finden. "Das war manchmal eher Glückssache", erinnert sich Wetter.

Suche beginnt schon frühmorgens

Seit dem vergangenen Jahr wird nun aber die Drohne genutzt. Seit Mai wurden bei 20 Einsätzen 52 Rehkitze gerettet. Traurig: Zwei wurden dennoch übersehen und fielen dem Mäher zum Opfer. Die Einsätze erstreckten sich über Sulgen, Tennenbronn, Hardt, Aichhalden und Rötenberg. "Für dieses Jahr müssten wir durch sein, weil alles gemäht ist", sagt Wetter.

Die Suche beginnt bereits zwischen 4.30 und 6 Uhr morgens. Nach 9 Uhr sei es oft zu heiß und die Wärmebildkamera erkennt dann keinen Temperaturunterschied mehr zwischen dem warmen Boden und dem Rehkitz.

Deutlich effektiver als zu Fuß

Sobald die Helfer fündig werden, packen sie die Rehe in kleine Kisten und legen sie in den Schatten. Dann wird gemäht und die Tiere werden wieder freigelassen. "Die Geiß holt ihre Kitze wieder ab", sagt der Jäger.

"Wir sind mit der Drohne einfach viel effektiver als früher", vergleicht er. Mit der Drohne könnten in fünf Minuten drei Hektar Fläche abgesucht werden. Zu Fuß brauchte man dafür bis zu zwei Stunden.