Die Stengel der „wilden Karde“ lässt Kräuterpädagogin Angela Arcadi für die Insektenlarven zum Überwintern stehen. Foto: Fritsche

Bald ist es wieder soweit, dass die Gärten winterfest gemacht werden. Aber wenn es nach der Kräuterpädagogin Angela Arcadi geht, dann am besten so, dass Vögel und Insekten auch in den kalten Monaten Nahrung finden und überleben können.

Laut Bundesnaturschutzgesetz dürfen vom 1. März bis zum 30. September keine Gehölze, Hecken und Sträucher oder Bäume im eigenen Garten gefällt, radikal be- oder zurückgeschnitten oder komplett entfernt werden.

Aber auch in den Monaten danach im Winter sind die Vögel auf die Früchte und Insekten auf die Rückzugsmöglichkeiten angewiesen. „Um den Garten winterfest zu machen, schneiden aber viele alles blitzblank zurück, als gelte es, das Wohnzimmer aufzuräumen“, stellt die Kräuterpädagogin Angela Arcadi fest, deren Garten am Hang Richtung Hohenschramberg liegt.

Auch Trauben wachsen in Schramberg. Foto: Fritsche

Stattdessen plädiert sie für das teilweise Stehen- und Wachsenlassen. „Denn die Insektenlarven überwintern in den Stengeln“, erklärt sie. Deshalb lässt sie in ihrem stadtnahen 800 Quadratmeter großen Naturgarten Abgeschnittenes auch auf der Seite liegen, genauso Laubhaufen, die sie mit Ästen sichert, damit die Blätter nicht mehr herumfliegen. Igel, Insekten, Kriechtiere und Lurche können hier den Winter verbringen. Und Falter im Keller oder Schuppen verhilft sie nach dem Winter wieder ins Freie.

Mit der Natur teilen

Vieles schneidet sie erst im Frühjahr ab, wenn sie die ersten Schmetterlinge gesichtet hat. Denn das ermöglicht den Insekten, in den hohlen Stängeln und den Blattachsen zu überwintern.“ Und wer wusste schon, dass die Brennnesseln „eine Kinderstube für viele Arten sind.“

Der Giersch hat sieben Mal mehr Vitamin C als eine Zitrone. Foto: Fritsche

Oder dass der Giersch ein gut schmeckendes Wildkräutergemüse mit sehr hohem Gehalt an Vitamin C ist. Bäume schneidet sie übrigens gar nicht, denn die bräuchten die alten Äste als Schutz beim Sturm.

Die Insekten haben hier ein Zuhause. Foto: Fritsche

Kleine Wasserstellen im Garten werden nicht nur von Vögeln als Tränke genutzt. Für Insekten belässt sie Blätter als Landeplatz darin. Täglich wechselt sie das Wasser und verwendet dafür heißes.

Von den essbaren Früchten und Beeren an Bäumen und Sträuchern nimmt Arcadi nur einen Teil für sich und ärgert sich nicht, wenn Vögel, Wespen oder Rehe sich darüber hermachen. „Mit der Natur teilen und mit der Natur leben“ ist ihre Grundauffassung.

Vielfalt statt Monokultur

Wer Vögeln, Säugetieren und Insekten helfen möchte, könne heimische Gehölze wie Linde, Buche, Apfelbaum, Schlehen, Kornelkirsche, Liguster, Weißdorn, Kreuzdorn, Wildrosen, aber auch Haselnüsse und Walnüsse in seinem Garten halten: „Vielfalt ist das Zauberwort. Es sollte keine Monokultur entstehen.“

Nachtblühende Arten lieben die Fledermäuse. Und statt reine Zierblumen, die nur etwas fürs Auge bringen, sollten Blumenarten gepflanzt werden, die Nahrung für die Insekten bieten. Selbst Misteln seien für die Insekten wichtig.

Eine wichtige Pflanze ist auch der Efeu: „Seine Besonderheit ist, dass er sehr spät blüht, meist ab Ende August und dann bis in den November oder sogar Dezember hinein und oftmals letzte Nahrungsquelle für Bienen, Wespen und Schmetterlingen und Käfer ist“, erklärt sie. Die Früchte – blauschwarze Beeren in den Dolden – werden zwischen Januar und April reif, mitten im Winter, und sind deshalb wichtig für die Vögel als Nahrung.

Efeu hilft den Insekten als Nahrungsquelle. Foto: Fritsche

Arcadi hat aber nicht nur die Singvögel in ihr Herz geschlossen. Sie verweist auf das Buch „Stumme Erde: Warum wir die Insekten retten müssen“ von Dave Goulson: Er hat darin beschrieben, was passieren wird, sollte das Insektensterben nicht gestoppt werden.