Ein AWACS-Boeing-Aufklärungsflugzeug der NATO Foto: Berg/dpa

Ein Aufklärungsflugzeug der Nato verschwindet plötzlich vom "Radar" – und das nahe des Nordschwarzwalds. Die Erklärung ist einfach. Und dennoch verblüffend.

Kreis Calw - Im Luftraum über dem Kreis Calw ist einiges los: Ein Aufklärungsflugzeug der Nato hat am Montag seine Kreise über dem Nordschwarzwald gezogen – schon wieder. Zwischendurch verschwand es zudem plötzlich vom "Radar".

Bereits vor einigen Wochen hatte der Einsatz einer solchen Boeing E-3 Sentry für Aufsehen gesorgt, als sie ebenfalls unter anderem über dem Nordschwarzwald zwischen Baden-Baden und Nagold gekreist war.

Aufklärung feindlicher Luftfahrzeuge

Die Nato unterhält eine eigene Flotte solcher AWACS-Maschinen. AWACS steht für "Airborne Warning & Control System", zu deutsch etwa "in der Luft befindliches Warn- und Kontrollsystem". Die Maschinen sind auf dem Nato-Stützpunkt in Geilenkirchen (Nordrhein-Westfalen), nahe der niederländischen Grenze, stationiert. Sie übernehmen im Ernstfall die Aufklärung feindlicher und die Führung der eigenen Luftfahrzeuge.

Die Boeing E-3 Sentrys sind üblicherweise unter anderem damit betraut, den Luftraum des Verteidigungsbündnisses zu überwachen. Am Dienstag in dieser Woche beispielsweise war eine weitere Nato-Maschine dieses Typs über dem Baltikum, eine andere über Rumänien unterwegs. Nicht zuletzt sollen so auch russische Kampfjets auf dem Schirm behalten werden.

"Sicherlich nicht ungewöhnlich"

Der Flug über dem Kreis Calw hatte indes erneut keine so brisante Mission zum Hintergrund. Wie Nato-Pressesprecher Christian Brett auf Anfrage unserer Redaktion erklärte, handelte es sich erneut um einen Trainingsflug. Offenbar keine Seltenheit. "Ich kann nicht abschätzen, wie oft wir in der Gegend fliegen", so Brett. "Aber es ist sicherlich nicht ungewöhnlich."

Laut Angaben der Internetseite www.flightradar24.com, auf der in Echtzeit Flüge auf einer Karte verfolgt werden können, startete die Maschine um 9.54 Uhr bei Geilenkirchen, flog nördlich an Köln und westlich an Frankfurt vorbei, bevor sie in einem Kreis unter anderem über Weil der Stadt, Nagold, nah an Baiersbronn und Freudenstadt vorbei, über den Nationalpark Schwarzwald und Rastatt flog. Weiter ging es über Kaiserslautern bis kurz vor Trier, wo die Maschine abdrehte, die Richtung wechselte und plötzlich vom Schirm verschwand.

In der Luft betankt

Für Letzteres, so führt Brett aus, gebe es eine einfache Erklärung: "Wir haben Nordwest von Karlsruhe eine Luft-Luftbetankung durchgeführt. Zur Betankung wird der Transponder zeitweise ausgeschaltet", erklärt der Nato-Pressesprecher. Die Möglichkeit, aufzutanken ohne zu landen, ist eines der Kennzeichen dieser Maschinen und erlaubt es, längere Missionen zu erfüllen.

Und tatsächlich: Kurz darauf tauchte das Flugzeug wieder auf, durchquerte den Kreis Calw, passierte östlich den Bodensee, flog über die Alpen und am Gardasee vorbei bis nach Sardinien, wo es über der Insel erneut Kreise zog, um dann 17.37 Uhr auf dem Flughafen Trapani im Westen Siziliens zu landen. Übrigens: Am Dienstag war die Maschine dann südlich von Italien "auf Tour". Die Flugzeuge können ein Gebiet von rund 311 000 Quadratkilometern überwachen.