Für viele Oberndorfer ist der Klosterbau einfach das Rathaus, sagt Dieter Rinker (FWV). Foto: Reimer

Die Verwaltung will das Image der Stadt aufpolieren. Die Idee: Oberndorf soll die Zusatzbezeichnung „Klosterstadt“ bekommen. Doch der Vorschlag stößt auf wenig Gegenliebe.

Das ehemalige Augustinerkloster präge wie keine andere Einrichtung das Bild der Stadt. „Es steht für die Vergangenheit als auch für unsere Gegenwart“, führte Bürgermeister Hermann Acker aus.

Ein Alleinstellungsmerkmal

Das ehemalige Kloster sei die Keimzelle für den Industriestandort Oberndorf gewesen, da hier später die württembergische Gewehrfabrik untergebracht war, aus der später die Mauserwerke hervorgingen. Die Wehrtechnik präge die Stadt noch heute, womit Oberndorf auch zur Bekämpfung von Gewalt und Terror beitrage.

Das Bauwerk sei heute das geografische und kulturelle Zentrum und ein über die Stadtgrenzen hinaus bekanntes Alleinstellungsmerkmal Oberndorfs, so Acker weiter. „Der Namenszusatz kann aus unserer Sicht mit zum Image Oberndorfs beitragen, ganz im Gegensatz zum Bürgermeisterwahlkampf“, so der Schultes. Ob dem Antrag letztlich stattgegeben werde, sei unklar, „aber einen Versuch ist es wert“.

Ist Oberndorf wirklich eine Klosterstadt?

Am historischen Rückblick in der Beratungsvorlage hatte Günter Danner (SPD) einiges auszusetzen. So ist die Rede von der „aus dem Jahr 1264 stammenden Klosterkirche“. Danner stellte klar, dass die erste urkundliche Nennung auf das besagte Jahr zurückzuführen sei. Der aktuelle Klosterbau entstand allerdings von 1771 bis 1775. Er wies auch auf weitere Fehler in der Beratungsvorlage hin.

Dann ging Danner auf den Begriff Klosterstadt ein. Anfangs sei er sehr angetan gewesen von dieser Idee. Je mehr er darüber nachgedacht habe, desto mehr Zweifel kamen bei ihm auf. „Wenn Alpirsbach das beantragt, dann würde das passen. Aber ist Oberndorf eine Klosterstadt?“

Im Hinblick auf die spätere Nutzung als Gewehrfabrik warf er die Frage auf, ob es nicht streng genommen „Mauserstadt“ heißen müsste. Seine Schlussfolgerung: „Lassen wir‘s einfach bei Oberndorf am Neckar.“

Kopfschütteln bei den Oberndorfern

Kritik kam auch von Robin Jackl (FWV): „Mir erschließt sich der Sinn nicht. Wie kann die Stadt von dieser Bezeichnung profitieren? Mir ist noch nie jemand begegnet, der Oberndorf wegen des Klosters besucht hat.“

Dieter Rinker (FWV) hatte im Vorfeld eine Umfrage in seinem Bekanntenkreis gemacht: „Da haben 90 Prozent nur mit dem Kopf geschüttelt.“ Es handle sich zwar um ein imposantes Bauwerk, aber die meisten Menschen würden Oberndorf nicht mit dem Kloster in Verbindung bringen. „Es ist für die Leute einfach das Rathaus.“

Er schlug vor, die Meinung der Bürger zu diesem Thema einzuholen. Das Problem: Wenn die Bevölkerung sich dafür ausspreche und der Antrag nicht genehmigt werde, wäre die Unmut groß, so Acker. „Die Bevölkerung fühlt sich dann veräppelt.“

Auswärtige haben ein anderes Bild als Einheimische

„Sie haben sich wohl nicht getraut ’Waffenstadt’ vorzuschlagen“, warf Sven Pfanzelt (Linke) ein. Auch er sah den vorgeschlagenen Namenszusatz kritisch, für „ehemalige Klosterstadt“ hätte er noch Verständnis gehabt. Er schloss sich Rinkers Vorschlag einer Bürgerbefragung an.

Die CDU-Fraktion sah das hingegen anders. „Wir sollten das nicht gleich niederbügeln“, so Christoph Seidel. „Sein Image kreiert man selbst.“ Im Rahmen der Talplatzsanierung könne man durch den Namenszusatz die Klosterkirche noch weiter in Szene setzen.

Eine Umfrage unter der Oberndorfer Bevölkerung sei nicht unbedingt zielführend, fand Thorsten Ade (CDU). Auswärtige Bürger hätten von Oberndorf womöglich ein anderes Bild als die Einheimischen. „Wenn es dem Image hilft, wieso nicht? Wir haben es derzeit nötig“, so Ade.

Der Vorschlag wurde im Verwaltungsausschuss in der Vorberatung mehrheitlich mit acht Gegenstimmen abgelehnt.