In Nagold wurde über den Stadtwald diskutiert. (Symbolfoto) Foto: Ade

Wie viel Einschlag verträgt der Nagolder Wald? Über diese Frage diskutierten die Stadträte mit der neuen stellvertretenden Forstamtsleiterin Inge Hormel.

Nagold - Die gute Nachricht zuerst: Der Nagolder Stadtwald schreibt in diesem Jahr ausnahmsweise wieder mal schwarze Zahlen – auch wenn der Überschuss von 186 721 Euro in erster Linie der sogenannten Bundeswaldprämie zu verdanken ist. Die wurde im Rahmen des Konjunkturpakets der Bundesregierung als einmalige Förderung ausbezahlt. Schon im kommenden Jahr rechnet man im Stadtwald wieder mit einem Defizit von 183 000 Euro, wie jetzt dem Verwaltungsausschuss des Nagolder Gemeinderats berichtet wurde.

Wie aus dem Forstbericht hervorgeht, lassen personal- und arbeitsintensive Hiebe, große Bestandspflegemaßnahmen sowie ein ambitioniertes Anbauprogramm zur Kultursicherung trotz positiven Signalen am Holzmarkt keine "Goldgräberstimmung" aufkommen.

Während der Ausschusssitzung stellte sich den Räten die neue stellvertretende Forstamtsleiterin Inge Hormel vor. Seit Mai ist sie auch für den Nagolder Stadtwald zuständig. "Der Wald ist in aller Munde", stellte sie mit Blick auf die Waldschäden und den Klimawandel fest.

Trockenheit und Hitze

So hätten die überdurchschnittlichen Temperaturen der vergangenen 30 Jahre bei gleichzeitig sinkenden Niederschlagsmengen Auswirkungen auf den Wald. Vor diesem Hintergrund stelle sich für Waldbesitzer die Frage, welche Baumarten künftig noch gefragt seien. Für die Stadt ein wichtiges Thema, gehört Nagold doch mit einer Fläche von mehr als 2000 Hektar kommunaler Waldfläche zu den größeren Waldbesitzern in Baden-Württemberg.

Im nächsten Frühjahr ist im Rahmen der Planung für die kommende Dekade ein Waldbegang des Nagolder Gemeinderats geplant. Da werde man diese Herausforderungen im Forst thematisieren müssen, so Hormel.

Auch machte Hormel auf die aktuelle Verdoppelung des Holzpreises von 60 auf 120 Euro je Festmeter aufmerksam, die vor allem durch den derzeitigen Bauboom ausgelöst wurde. Im kommenden Jahr sei nun ein Einschlag von 12 000 Festmetern vorgesehen, nachdem man in den vergangenen drei Jahren deutlich unter den 10 000 Festmetern geblieben sei, die einer nachhaltigen Waldnutzung entsprechen.

Wie Stadtförster Hubert Halter ergänzte, werde die Wiederaufforstung eine große Rolle spielen, wobei der Forst dabei Baumarten wie Douglasie oder Spitzahorn im Blick hat. Breiten Raum soll 2022 daneben die Jungbestandspflege einnehmen. Wie Hubert Halter weiter berichtete, stehen derzeit im geplanten Ruhewald im Killbergwald die letzten Arbeiten an, wobei bereits ein Aussegnungsplatz mit Holzbänken gebaut wurde.

Keine Kahlschläge geplant

In der anschließenden Debatte lobte Brigitte Loyal, die Fraktionsvorsitzende der Grünen, zwar die spannende und transparente Präsentation. Doch der geplante Einschlag von 12 000 Festmetern im kommenden Jahr werde von ihrer Fraktion in Zeiten der Klimakrise als zu hoch angesehen – zumal auch Nachteile für die Böden befürchtet werden.

In eine ähnliche Richtung tendierte Jürgen Gutekunst (FDP) mit Blick auf den vergleichsweise jungen Bestand mit wenigen großen Bäumen im Nagolder Forst. Sein Vorschlag lautete daher, sich auf die zufällige Nutzung zu beschränken.

Wie Oberbürgermeister Jürgen Großmann dazu anmerkte, wolle man die Diskussion in Sachen Holzernte im Zusammenhang mit der Forsteinrichtung im kommenden Jahr führen. Gleichzeitig machte er auf den Trend aufmerksam, dass Holz als Werkstoff und Baumaterial der Zukunft hochgejubelt werde – aber "das Holz muss natürlich irgendwoher kommen", so der Oberbürgermeister.

Hubert Halter wies zudem darauf hin, dass der vorgesehene Mehreinschlag vor allem in den gewachsenen Beständen im Zuge der nötigen Durchforstung vorgesehen sei, was sich eben in der Masse und dem Hiebsatz niederschlage. Und so stellte Hormel fest: "Ein erhöhter Einschlag heißt nicht, dass wir auf große Bäume losgehen – und es sind keine Kahlschläge geplant".