Das Pächterehepaar Erika und Friedrich Krämer vor "ihrem Freibadkiosk". Sie gehen jetzt in den wohlverdienten Ruhestand. Foto: Wind Foto: Schwarzwälder Bote

Ruhestand: Nach 27 Jahren verabschieden sich Erika und Friedrich Krämer / Wandern auf Korsika

Mit diesem Sommer endet im Nagolder Badepark eine Ära: Nach 27 Jahren geben Erika und Friedrich Krämer den Kiosk ab.

Nagold. 67 Jahre alt sind Erika und Friedrich Krämer in diesem Jahr geworden. 27 davon haben sie den Kiosk im Nagolder Schwimmbad betrieben. Doch im nächsten Sommer soll dort ein anderer Pächter einziehen.

"An sich sind wir noch fit, wir könnten schon noch weitermachen", meint Erika Krämer. "Wir wollen jetzt aber einfach noch ein bisschen das Leben genießen", sagt ihr Mann Friedrich. Und zwar außerhalb des Badeparks.

Dort hat das Paar die vergangenen 27 Sommer verbracht und etliche Jahre zusätzlich den Kiosk am Busbahnhof und fünf Jahre lang die Minigolf-Anlage im Kleb betrieben. "Da hieß es dann acht Monate im Jahr durchpowern – ohne einen freien Tag", so Friedrich Krämer. Der Kiosk am Busbahnhof wurde von einer Mitarbeiterin betreut, aber von März bis Oktober war das Ehepaar im Kleb aktiv und ab April trafen sie zusätzlich die Vorbereitungen für die Freibadsaison.

"Der Albtraum waren Tage, an denen man eigentlich von vorneherein wusste, heute kommt keiner", erklärt Erika Krämer. Manchmal entschieden die beiden dann, den Kiosk zuzulassen und machten stattdessen einen Ausflug. "Aber sobald ein Sonnenstrahl rauskam, hab ich ein schlechtes Gewissen bekommen und gedacht ›Ohje, jetzt stehen die Leute im Bad und wollen einen Cappuccino trinken und das Tor ist zu.‹"

Bei richtigem Badewetter sah das natürlich anders aus. "Mein Mann war morgens um 6 Uhr am Kiosk. Ich bin dann nach dem Einkaufen so um 8 Uhr dazu gekommen", berichtet Erika Krämer von den langen Sommertagen. Tische und Stühle mussten rausgestellt, Lieferungen angenommen und das Essen vorbereitet werden. Dann das Tagesgeschäft. "Bei uns gab es die besten Pommes von Nagold – haben die Kinder immer gesagt", sagt Friedrich Krämer schmunzelnd. Besonders lecker sei aber auch die Currywurst gewesen. "Auf Erikas selbst gemachte Currysoße waren immer alle ganz scharf." Die Krämers haben immer darauf geachtet, dass ihr Kiosk nicht nur 0815 war. "Die Leute sollten sich ein bisschen wie im Urlaub fühlen können", erklärt Friedrich Krämer. Und seine Frau ergänzt: "Ich hätte nie etwas rausgegeben, was ich nicht auch selbst essen würde." In den Hochzeiten standen sie dafür bis Badeschluss in der Küche. "Da wurde es schon oft 22 oder 23 Uhr bis wir raus gekommen sind."

Freundschaften und Familie kamen da oft zu kurz. "Diesen Sommer haben wir sogar die Taufe von unserem Enkelkind verpasst."

Die Gäste haben es ihnen aber gedankt, berichten die Krämers. "Wir haben tolle Badegäste gehabt", meint Erika Krämer. Selten sei gemeckert worden. Mit allen habe man auskommen können. Nur einmal ist Erika Krämer der Kragen geplatzt: "Da kam eine Frau mit ihren zwei Kindern ans Biergartenfenster und hat zweimal Pommes mit Ketchup bestellt", erinnert sie sich. "Sie fand, dass auf den Pommes zu wenig Ketchup war, also hab ich noch mal welchen drauf gemacht. Aber sie hat einfach keine Ruhe gegeben." Schließlich bot Krämer an, die Pommes zurückzunehmen. "Als ich gerade das Geld aus der Kasse holen wollte, tat es hinter mir einen Schlag." Die Frau hatte den Blecheimer mit Lollies von der Theke auf die Fließen des Kiosks geworfen. "Da hab ich mich so erschrocken, mich umgedreht und die Pommestüte nach ihr geworfen." Heute können die Krämers darüber lachen.

Genau so, wie über die kurzfristige Aktion, die dafür sorgte, dass sie Pächter im Schwimmbad wurden. "Ich hatte vorher das Pub in Rohrdorf." Nach dem Hinweis eines Freundes und einer Zeitungsanzeige bewarb sich Erika Krämer, als Kioskpächterin. "Ich hab direkt eine Absage bekommen und fand das nicht wirklich schlimm", erinnert sie sich. Das Ehepaar Krämer fuhr in Urlaub und dann – 14 Tage vor Beginn der Badesaison – kam ein Anruf von der Stadt. Erika Krämer sollte sich dort doch noch vorstellen. "Und ab diesem Anruf wusste ich einfach, ab Mai mach ich den Kiosk im Schwimmbad. Das hat sich dann einfach richtig angefühlt." Und so war es dann 27 Jahre lang.

Doch in diesen Tagen haben die Krämers ihr Domizil geräumt. Im Oktober verabschieden sie sich vorübergehend zum Wandern nach Korsika. "Mal schauen, wann wir zurück kommen." Trotzdem wird man sie auch künftig im Badepark antreffen können. "Wir werden den neuen Pächter in der Anfangsphase unterstützen. Außerdem kennen wir hier so viele Leute – der Badepark ist ja wie ein eigenes Dorf – da müssen wir einfach wieder kommen", sagt Erika Krämer.