Zu den Glanzlichtern des Sommerkonzertes auf dem Dürrenhardter Hof gehörten die Duette. Quelle: Unbekannt

Nagold-Gündringen - Wieder einmal hatte Dorothea von Uexkuell unter den Linden des ehemaligen Rittergutes zum Sommerkonzert geladen und rund 50 Zuhörer hatten den Weg zum Dürrenhardter Hof gewählt

Nagold-Gündringen - Wieder einmal hatte Dorothea von Uexkuell unter den Linden des ehemaligen Rittergutes zum Sommerkonzert geladen, und auch wenn sie diesmal einen harten Gegner hatte – nämlich das Match in Port Elizabeth um den dritten Platz bei der WM – so hatten doch rund 50 Zuhörer bewusst den Weg zum Dürrenhardter Hof gewählt, um sich in dem bezaubernden Ambiente in das Reich der Operette entführen zu lassen.

"Die Welt ist voll Musik – schließ deine Augen und hör’ zu", heißt es in der Arie "Die Nachtigall" von Franz Grothe, bei der die Sopranistin Gunda Baumgärtner, Stammgast der Sommerkonzerte, mit ihrer raumfüllenden, glasklar bis in höchste Tonlagen sicheren Stimme scheinbar spielerisch in die Triller hüpfte, an denen man sich im Johann Strauß’schen "Frühlingswalzer" nochmals erfreuen konnte.

Dass Singen Ausdruck ihrer Seele sei, nimmt man der vielfach preisgekrönten Solistin mit Engagements an Opernhäusern im In- und Ausland gerne ab, und es ist ein Genuss, sie ebenso als mitreißend kokettes Mädel aus Siebenbürgen zu erleben ("Czárdásfürstin") wie in der lyrisch-melancholischen Partie der Sonja Iwanowna aus dem "Zarewitsch", in der sie mit dem sehnsuchtsvollen, zutiefst anrührenden "Einer wird kommen" den Zuhörern wahrhaft eine Gänsehaut bereitet.

Dauerbrenner von Johann Strauß und Klassiker

Ein Glücksgriff schien nicht nur der Akzent des diesjährigen Sommerkonzertes auf ein reines Operettenprogramm zu sein, sondern auch das Zusammenspiel der Künstler war begeisternd.

Nach einigen Jahren "Pause" trat der Wahl-Ludwigsburger Willi Stein wieder im Dürrenhardter Hof auf und gab mit seinem auch in hohen Stimmlagen voluminösen Tenor zum Auftakt den "flotten Geist" aus dem "Zigeunerbaron", unterstrich mit perfekter Mimik den Habitus des "farbenblinden" Frauenhelden ("Ob blond, ob braun"), aber überzeugte auch mit dem Farbenreichtum elegischer Töne im Wolgalied des Tassilo aus dem "Zarewitsch".

Als er mit dem Lehár’schen "Gern hab’ ich die Frau’n geküsst" als Schwerenöter bekannte, die "Liebe in Dur und Moll" zu kennen, jaulten die Hofhunde kurz auf – auch diese Nebenakzente kann man im lauschigen Gutshof immer wieder erleben.

Neben einigen Dauerbrennern von Johann Strauß und Robert Stolz war das Programm überwiegend den Klassikern der so genannten ungarischen Operette gewidmet: Emmerich Kálmán, der mit seinen melodischen Sujets zwischen Melancholie und Temperament immer wieder den Charakter seiner Heimat widerspiegelt, und Franz Lehár, der der Operette einst neue Impulse gab und als Vertreter der "tragischen Operette" gilt.

Zu den Glanzlichtern des großartigen Melodienbogens, der zeigte, dass die scheinbar leichte Kost durchaus auch Tiefen auslotet, gehörten zweifelsohne die Duette.

Sei es das beschwingte "Komm mit nach Varazdin" aus Kálmáns "Gräfin Mariza", das berühmte "Lippen schweigen" ("Die lustige Witwe"), bei der die Sänger ausgelassen auf der Bühne walzerten, oder "Schenkt man sich Rosen in Tirol" in einer der Zugaben.

Fast passend zur hereinbrechenden Dämmerung, in der die Kerzen zusätzliche Akzente zauberten, wurden die Töne immer wieder melancholischer.

Hinreißend und mit reichem Applaus bedacht waren die Duette aus "Land des Lächelns" ("Wer hat die Liebe uns ins Herz gesenkt") und dem "Zarewitsch" ("Hab nur dich allein"), in denen die beiden Solisten alle Facetten ihrer Stimmen wie einen Teppich ausbreiteten. Virtuos einfühlend begleitete Pianist Harald Sigle, im Hauptberuf Klavierbauer, das Duo durch das abwechslungsreiche Programm, hatte sichtlich Spaß an den szenisch-schmissigen Einlagen und wurde, ebenso wie die Gesangssolisten, erst nach zwei Zugaben mit begeistertem Beifall in den späteren Abend entlassen.

Von Barbara Rennig