Von Station zu Station wuchs die Schar der Zuhörer – hier vor dem Rathaus. Fotos: Stadler Foto: Schwarzwälder-Bote

Promenade: "Klingendes Nagold" begeistert mit einer umwerfenden Stimmung und vielfältigen Darbietungen

Ein musikalischer Spaziergang durch Nagold, moderiert von Jürgen und Simone Großmann, lud zu einem Erlebnis der besonderen Art ein: Musik im Wechsel mit erlebbarer Geschichte von Nagold. Die Schar der mitlaufenden Gäste wuchs mit jedem Haltepunkt.

Nagold. Beginnend in der Evangelischen Stadtkirche führte die musikalisch-historische Promenade der Sommermusik unter dem Titel "Klingendes Nagold" zur Alten Post, zum Rathaus und zum Longwy-Platz. Der Schlussakkord erklang in der "Wachsenden Kirche" im Kleb. Den musikalischen Part gestalteten die Teilnehmer der Meister-, Kinder- und Kammermusikkurse.

Simone Großmann begrüßte die zahlreichen Gäste in der Kirche mit einem Hinweis auf das Reformationsjubiläum, das gleichzeitig mit dem Jubiläum "30 Jahre Sommermusik im Oberen Nagoldtal" gefeiert wird. Sie fasste die Musik unter der Überschrift "Labsal für die Seele" zusammen und kündigte die ersten Musikstücke an, die überwiegend von jungen Menschen gespielt werden, die am Anfang ihres Weges stehen und als Nachwuchstalente mit ihrer Musik verzaubern wollen.

Werke von Johann Sebastian Bach, Jean-Baptiste Bréval und Pablo de Sarasate standen zunächst auf dem Programm, dargeboten von Jovana Kosanovic sowie Chifuyu Yada am Klavier und JouI Chen auf der Violine. Den abschließenden spanischen Tanz "Navarra" für zwei Violinen und Klavier spielten Nataliia Zernova, Angelina Sayfutdinova und Tamara Elizbarashvili. Alle Musiker ernteten viel Applaus.

Oberbürgermeister Jürgen Großmann schlug den großen geschichtlichen Bogen von der Burg Hohennagold, ihrer keltischen Besiedlung, über den Verwaltungssitz für die Stadt im 14. Jahrhundert und die Zerstörung der Burg 1635. Momentan will die Stadt Nagold die Hohennagold "virtuell renovieren" und erlebbar machen.

Südländische Stimmung in der Altstadt

Der Spaziergang führte zur nahegelegenen "Alten Post", wo bereits das neunköpfige Cello Ensemble darauf wartete, von Julius Klengel einen "Marsch", "The Entertainer" und "Juliska aus Budapest" zu spielen. An den Celli spielten Núria Conangla, Queralt Adam, Queralt Giralt, Carmen Kleykens, David Bühl, Sabeth Quitt, Jonas Litak, Sophia Jellema und Yayoi Imada. Frenetischer Applaus quittierte den Auftritt der Cellisten auf dem wohl populärsten Platz der Stadt, dem Vorstadtplatz, der – so Großmann – im 19. Jahrhundert die Poststelle war. Durch den Bau des Viaduktes hat man den Durchgangsverkehr aus der Stadt herausgenommen und aus einer autogerechten eine bürgergerechte Stadt konzipiert, bei der der Mensch den Stadtraum belebt.

An der nächsten Station hatte sich das Ensemble I eingefunden, um der inzwischen angewachsenen Zuhörergruppe mehrere Stücke von Händel, Mozart und Bach zu präsentieren. Neben dem Bourée aus der "Wassermusik" standen eine Polka und "Air" auf dem Spielplan. Johannes Pridzun, Martina Fernandez Cester, Emma Krejci, Amelie Schweinsberg sowie Joana Carvalhas und Ana Defar auf den Violinen, außerdem Paula Blázquez auf dem Violoncello verzauberten mit ihrer Musik und erhielten viel Beifall.

Auf dem Weg zum Longwy-Platz ist die Gruppe der Zuhörer weiter gewachsen auf geschätzte 150 Personen. Mit Musikstücken von Charpentier, Aeschbacher, Koeppen, Haydn und Mozart entwickelte sich beim Auftritt von Pau Fernandéz Cester, Akito Marschik und Matis Grisó sowie dem anschließend musizierenden Cello-Streichtrio mit Baejamin Skorov, Barbara Edlinger und Chloe Brooks eine wahrlich südländische Stimmung.

Umwerfend war auch die Atmosphäre an der abschließenden Station "Wachsende Kirche", bei der die Russin Elisaveta Rogozina eine Bach-Sonate auf der Violine darbot, gefolgt vom Orchester der 30. Sommermusik unter der Leitung von Professor Cristoforo Pestalozzi, das mit der Serenade Nr. 3 von Robert Fuchs die musikalische Promenade "Klingendes Nagold" ausklingen ließ.

Langanhaltender und begeisterter Schlussapplaus galt nicht nur dem Orchester, sondern allen Teilnehmern an dieser nachmittäglichen Konzertdarbietung.