Die Zellerschule beherbergt künftig Nagolds einzige Werkrealschule. Konzepte, eine Gemeinschaftsschule zu werden, gibt es derzeit nicht. Doch diskutiert wird das Thema auf jeden Fall. Davon nicht betroffen ist der Grundschulbereich. Foto: Fritsch

Umwandlung in Gemeinschaftsschule? Noch hält sich die Begeisterung in Grenzen. Pläne gehen eigentlich in andere Richtung.

Nagold - Nur ein Auftakt sollte es sein, der offizielle Start zur Nagolder Schulentwicklungsplanung. Und doch schälte sich in der zweistündigen Debatte im Nagolder Gemeinderat schnell ein Top-Thema heraus: Braucht Nagold eine Gemeinschaftsschule?

Der Hauptreferent des Abends, Norbert Brugger, Dezernent beim Städtetag Baden-Württemberg, würde diese Frage mit einem klaren "Ja" beantworten. Er wählte deutliche Worte, um die Stadträte, die anwesenden Schulleiter, Lehrer und Elternvertreter auf das Thema einzuschwören. Seine Einschätzung ist klar: Bei allem Respekt für die gute Arbeit, die in den Werkrealschulen geleistet werde, eine Zukunft habe diese Schulform nicht. Für ihn ist klar, das Schulsystem, bis dato mit Hauptschule, Realschule und Gymnasium dreigliedrig, werde sich ändern.

Im Land gehe die Entwicklung langfristig zum zweigliedrigen Schulsystem, mit dem Gymnasium als der einen großen Säule. Brugger ist überzeugt: "Alle weiteren Schularten müssen zusammenrücken", um dann eine zweite starke Säule zu bilden. "Ich möchte Ihnen keinen Sand in die Augen streuen", sagte Brugger und versicherte: Der Trend der sinkenden Schülerzahlen an den Werkrealschulen gehe weiter. Schon allein des Namens wegen würden Schüler lieber auf eine Gemeinschaftsschule geschickt.

Brugger: "Warten Sie nicht zu lange."

Die Lösung könnte ganz einfach sein: Nicht von ungefähr entwickeln sich derzeit viele Werkrealschulen zu Gemeinschaftsschulen weiter. In Nagold allerdings hat man diesen Schritt gescheut. Bis jetzt. Denn Teil des Schulentwicklungsplans wird sicher auch die Frage nach einer Nagolder Gemeinschaftsschule sein. Die Zellerschule wäre die logische Wahl. Und Brugger war überzeugt, dass eine Stadt in der Größe Nagolds die für eine Genehmigung erforderliche Zahl von 40 Gemeinschaftsschülern für die Eingangsklasse mühelos zusammen bekommt. "Sie sind stark genug." Sein Tipp: "Warten Sie nicht zu lange."

Allein: Die Pläne an der Zellerschule sehen ganz anders aus. Gerade erst wurde der Prozess begonnen, den Werkrealschulbereich auszubauen. So gibt es in Nagold ab dem Schuljahr 2016/17 nur noch eine Werkrealschule. Die Lembergschule entwickelt sich zur reinen Grundschule, an der Zellerschule werden alle Werkrealschüler Nagolds zusammengefasst.

Mit Ganztagesbetreuung, Schulsozialarbeit, dem Thema Inklusion und Berufseinstiegsbegleitern gilt die Zellerschule in Nagold schon seit vielen Jahren als pädagogisches Flaggschiff unter Nagolds Schulen, das auch immer wieder neue innovative Wege geht. Konrektor Steffen Schneider aber bremste die Erwartungen: "Wir sind nicht so weit für eine Bewerbung als Gemeinschaftsschule." Gleichwohl sah er, dass der Schule durch politische Entscheidungen im Moment "ein wenig das Wasser abgegraben" werde. Doch nicht zuletzt auch, weil der Schule noch immer der Rektor fehlt – die Stelle ist noch nicht einmal ausgeschrieben – ist man an der Zellerschule eher zurückhaltend mit neuen Plänen. "Die Belastung ist derzeit sehr groß", sagte Schneider. Und machte deutlich: "Wir können uns frühestens auf den Weg machen, wenn die Schulleitung wieder komplett ist."

Volker Traub vom staatlichen Schulamt in Pforzheim bestätigte im Prinzip die Aussagen Bruggers, verwies zum Beispiel darauf, dass dieser Tage der letzte ausgebildete Jahrgang an Grund- und Hauptschullehrern verabschiedet wurde. In Zukunft werden nur noch Grundschullehrer sowie Lehrer für die Sekundarstufe I ausgebildet – also Haupt- und Realschullehrer. Eine Entscheidung, die im übrigen noch von der alten Landesregierung getroffen worden sei.