Was tun mit dem Aufbaugymnasium? Das Land als Eigentümer hat für das herrschaftliche Anwesen bald keine Verwendung mehr und will es verkaufen. Foto: Fritsch

Land will denkmalgeschütztes Anwesen verkaufen – Stadt wartet ab. Straßenwärter ziehen aus.

Nagold - Es war eine kleine Annonce im Anzeigenteil unserer Zeitung, die manchen Nagolder in helle Aufregung versetzt hat: Das Land will das Aufbaugymnasium (ABG) verkaufen. Die Stadt weiß davon, hat aber kein Interesse.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Pforzheimer Verwalter von Landeseigentum für das altehrwürdige Gebäude mit seinem über einen Hektar großen Park einen Käufer suchen. Bislang allerdings vergebens. Vor fünf Jahren zog Jürgen Großmann, der heutige OB, in den Wahlkampf unter anderem mit der Forderung, dass das ABG mit seiner Geschichte und mit seiner einmaligen Lage ein öffentliches Gebäude bleiben müsse. Es war als möglicher Standort für ein neues Wirtschaftsgymnasium oder als Außenstelle des zeitweise aus allen Nähten platzenden Otto-Hahn-Gymnasiums im Gespräch. Das Thema WG verlief im Sande, und auch die neuesten Prognosen, wie sich die Schülerzahlen am OHG in den nächsten Jahren entwickeln werden, sprechen gegen solche Planspiele (siehe Info).

Dem Stadtoberhaupt wäre es ohnedies am liebsten, wenn das ABG weiterhin eine Landeseinrichtung beherbergen würde – "von der Außenstelle einer Uni bis zu einer Landesbehörde" kann sich Großmann vieles vorstellen –, aber die Liegenschaftsverwalter winken ab. Harry Klingel, stellvertretender Abteilungsleiter im Pforzheimer Amt Vermögen und Bau Baden-Württemberg, sieht für eine Landes-Lösung "keine Chance", wie er gegenüber unserer Zeitung erklärte: "So eine große Behörde ist in Nagold nicht vorhanden."

Abstoßen will man das 6300 Quadratmeter große und herrschaftliche Haus aber vor allem, weil es unwirtschaftlich geworden ist. Zur Zeit dient es noch als Aus- und Fortbildungszentrum für die Straßenbauverwaltung. Die Pläne des Landes sehen indes vor, diese Schule bis zum Jahr 2014 im bisherigen Standort Rötenbachtal zu vereinen: "Zwei Standorte", sagt Klingel, "sind auf Dauer unwirtschaftlich."

Auch Nagolds OB weiß um die wirtschaftlichen Tücken des denkmalgeschützten Baus vom Ende des 19. Jahrhunderts. Mangels Isolierung sei das ABG "von seiner Energiebilanz sehr schwer zu führen".

Dass das Gebäude bislang noch keinen Käufer fand, lag neben der "Zeitschiene", so Klingel, vor allem auch am Preis. Über die Preisvorstellungen des Landes für dieses über 11 500 Quadratmeter große Filetstück wollte er aber keine Angaben machen. Jetzt wolle man mal sehen, was die Ausschreibung ergibt - "freibleibend zum Höchstgebot". Gestern schauten schon die ersten Kaufinteressenten vorbei.

"Man muss dem Land zugestehen, dass es den Markt sondiert", meint OB Jürgen Großmann und fügt angesichts des "großen Potenzials" dieses Geländes vielsagend hinzu: "Da ist noch nicht aller Tage Abend."