Harte Zeiten: Nicht nur das Konzert, auch der Live-Stream musste abgesagt werden. Foto: Screenshot

"HASA" gibt es am Ende nur als Live-Konserve. Band um Heiner Reiff beugt sich Vernunft. Mit Video

Nagold. Das Bier ist kalt gestellt, die Knabbersachen stehen bereit. Nicht ganz soviel Publikum im eigenen Wohnzimmer wie sonst in der Alten Seminarturnhalle. Auch der Service hier funktioniert deutlich schlechter als in Nagolds Kleinkunstzentrum. Aber "HASA" spielt heute Abend. Im Live-Stream.

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Naja, sollte. Einige Stunden vor dem als Ersatz für das von den Behörden verbotene Live-Konzert vor Publikum in der Alten Seminarturnhalle wurde auch der Live-Stream des Konzerts ohne Publikum abgesagt.

Enttäuschung? Ja, schon. Die ist groß. Das wäre ein Novum gewesen. Man hatte allen Bescheid gesagt. Dem ganzen Freundeskreis. Der ebenfalls daheim nach Abwechslung schmachtet. Statt Corona-Partys ’ne virtuelle Streaming-Party. Mit toller Mucke von Heiner Reiff und seinem neuesten Band-Projekt.

Aber man kann die Gründe der Absage verstehen, die die Band über ihre Facebook-Seite einige Stunden vor dem geplanten Streaming-Konzert verbreiten ließ: "Aufgrund der tagesaktuellen Situation haben wir uns als Band und Technikteam dazu durchgerungen, uns der Vernunft zu beugen und die heutigen ›Sozialkontakte‹, die im Rahmen der Webcast-Produktion in der Nagolder Alten Seminarturnhalle entstanden wären, zu vermeiden und den heutigen Livestream somit zu verschieben, neue Einladung erfolgt, sobald die Lage dies zulässt."

Ja, es sind gerade sehr schwierige Zeiten, in denen sogar eine fünfköpfige Band (plus Roadies und Techniker) als unzulässige Gruppenzusammenkunft gilt.

Aber "verschieben" heißt ja eigentlich nicht "abgesagt". Und als Ersatz für den Live-Stream bieten Heiner Reiff und sein Ensemble für den Moment und die maßlos enttäuschten Fans ein Konzert "aus der Konserve" an – also einen Live-Mitschnitt eines ihrer Konzerte aus dem letzten Oktober; als die Welt noch "normal" war. Und sogar echtes Publikum den "HASA"- deuren des Blues und Grooves aus Wurmlingen damals in Oberndorf zujubeln und applaudieren durfte. Was das Konserven-Konzert irgendwie noch ein bisschen "authentischer" macht als ein einsam gespielter liver "Live-Stream" aus der Alten Semi – ganz ohne irgendwelches applaudierendes Publikum.

Die Chips also hergeholt, das Bier geöffnet. Die Kumpels per Video-Konferenz dazugeschaltet. Und die Konzert-Konserve via Youtube und Beamer lebensgroß an die Wand geworfen. Nachbarn, ihr müsst jetzt tapfer sein. Die 1000-Watt der Soundbar wollen sich mal beweisen.

Kommentare bei Facebook zeigen: Wir sind nicht allein

Und "HASA" auch von irgendeinem Server eingespielt weiß zu überzeugen. Tolle Musik mit schwäbischem Zungenschlag zum Hören. Manchmal – nicht immer, aber oft – auch zum Tanzen. Zum Glück guckt ja hier keiner zu... Die Kommentare bei Facebook zeigen – wir sind nicht allein. Und es hat was, ab und an auf "Pause" bei einem solchen Konzert drücken zu können, wenn das Bier alle ist. Oder es mal "weg" muss... Man verpasst nix. Und gleich geht der Spaß – diese gesuchte Ablenkung vom Ausnahmezustand – weiter.

Auch wenn dieses gewisse "G’schmäckle" bleibt: Im wirklichen Leben, gemeinsam mit anderen in der Alten Seminarturnhalle – ein solches Erleben weckt auf einmal eine unheimliche Sehnsucht. Alte Semi – du fehlst an Abenden wie diesen. Ganz erheblich.

Aber es gilt, was "HASA" noch auf ihrer Facebook-Seite schreiben: "Bleibt alle gesund und unterstützt Euer Umfeld, so wie es Euch möglich ist." Dem ist nichts hinzuzufügen. Außer vielleicht: Wer auch ’n virtuelles Konzerterlebnis mit "HASA" haben will – das Konserven-Konzert dieser Schwäbisch-Blues-Band ist auch weiterhin online abrufbar. Auf der Website der Band: www.hasa.band.