Lukas Saueressig und der HBW stellten die Rhein-Neckar Löwen – links Niklas Kirkelökke – im ersten Abschnitt vor erhebliche Probleme. Foto: Kara

Handball-Bundesligist HBW Balingen-Weilstetten hat das Baden-Württemberg-Derby gegen die Rhein-Neckar Löwen deutlich mit 22:31 (12:16) verloren. Bis zum 12:12 lief es für das Schlusslicht ordentlich, doch dann riss der Faden.

Die 2 000 Zuschauer in der nicht ganz ausverkauften Balinger Sparkassen-Arena sahen in der ersten Halbzeit ein flottes Baden-Württemberg-Derby, in dem beide Mannschaften ein immens hohes Tempo anschlugen. Dass die Löwen nach vier Minuten mit 3:1 in Front lagen, hatte allein mit der starken Performance ihres Torhüters Joel Birlehm zu tun. Denn der Nationalkeeper nahm Jona Schoch und Tim Nothdurft glasklare Chancen ab. Auch in der Folge spielten sich die mutig auftretenden Gastgeber immer wieder beste Möglichkeiten heraus, stellten die Defensive der Rhein-Neckar Löwen vor massive Probleme. Bei seinem zweiten Versuch machte es Nothdurft besser, Vladan Lipovina zeigte sich von der Siebenmetermarke nervenstark, und so war der HBW nach acht Minuten wieder auf Augenhöhe (3:3).

Birlehm in den Balinger Köpfen

Doch Birlehm hatte sich in den Köpfen der Balinger Schützen eingenistet, und seine Teamkollegen legten wieder vor. Patrick Groetzki traf in der zwölften Minute zum 7:5 für die Kurpfälzer. Die waren aber auch nicht frei von Fehlern, während sich der HBW weiter schwer tat, den Ball an Birlehm vorbeizubringen, leisteten sich die Gäste eine ganze Reihe technischer Fehler, Die nutzte das Team von Trainer Jens Bürkle. Moritz Strosack traf per Konter zum 7:7, und nachdem Schoch das 9:9 besorgt hatte, gelang Strosack nach einem weiteren Tempo-Gegenstoß die 10:9-Führung für Balingen-Weilstetten.

Nach 12:12 ziehen die Löwen davon

Bei den Hausherren hatte inzwischen Simon Sejr im Tor den glücklosen Mario Ruminsky abgelöst und sich gleich gut eingefügt, als er einen Siebenmeter von Löwen-Spielmacher Andy Schmid parierte. Lukas Saueressig legte mit dem 11:10 noch einmal für den HBW vor. Doch dann wendeten die Löwen, bei denen Niclas Kirkelökke nun heiß lief, das Blatt. Nothdurft glich mit dem 12:12 noch einmal aus, aber dann nutzte das Team von Trainer Ljubomir Vranjes zwei Klöpse, die sich der HBW in Unterzahl leistete, um sich auf 15:12 davonzumachen (28.). Balingens Trainer Bürkle nahm eine Auszeit, schwor sein Team ein, "Locker weiter" zu spielen – "Wir spielen das vorne mega. Der einzige Unterschied ist, dass die ihre freien Chancen besser reinwerfen." Sein Team aber vermochte den Rückstand bis zur Pause nicht mehr einzudampfen. Im Gegenteil: Lion Zacharias setzte noch das 16:12 für die Gäste.

HBW erwischt schlechten Start in Halbzeit zwei

Der HBW startete schwach in den zweiten Abschnitt, bekam die Deckung der Gäste überhaupt nicht mehr geknackt, fing sich die Gegentreffer 17, 18 und 19 durch Kirkelökke ein, und war nun Halbzeit übergreifend 13 Minuten ohne einen Torerfolg, ehe Strosack mit dem 13:19 den Bann brach (38.). Danach verwandelte Juri Knorr zwei Strafwürfe für die Mannheimer in Folge, und so war die Partie beim 13:21 nach 40 Minuten zu Gunsten des Favoriten entschieden. Als Zacharias zum 22:13 getroffen hatte, zog Bürkle sein nächstes Timeout, forderte von seiner Mannschaft nun, wieder mehr Fluss in den Angriff zu bekommen. Doch der HBW bekam in dieser Partie keinen Fuß mehr auf den Boden, und die Löwen fanden nun immer mehr Gefallen an diesem Spiel. Patrick Groetzki brachte mit dem 24:14 (46.) zehn Treffer Differenz zwischen beide Mannschaften – ein satter 12:2-Lauf. Immerhin beteiligte sich der HBW nun auch wieder verstärkt am Torewerfen. Am Ende aber stand eine deutliche 22:31-Pleite.

"Ärgerlich, wir haben uns in der ersten Halbzeit selbst um den Lohn gebracht. Wir hatten so viele gute Chancen, wir haben so gut Handball gespielt aber zu viele Freie verworfen. Am Schluss hatten wir 20 Fehlwürfe. In der zweiten Halbzeit haben wir es nicht mehr geschafft, die Energie ins Spiel zu bringen. Da war die Luft draußen", so HBW-Trainer Jens Bürkle nach dem Spiel.

Statistik

HBW Balingen-Weilstetten: Ruminsky, Sejr; Lipovina (5/4), Thomann, Ingason, Nothdurft (3), Wiederstein (1), Todorovic (2), Beciri, Wente, Schoch (3), Zintel, Scott, Saueressig (2), Heinzelmann (3), Strosack (3).

Rhein-Neckar Löwen: Birlehm, Appelgren; Schmid (2/1), Scholtes, Zacharias (3), Kirkelökke (8), Patrail (1), Knorr (3/2), Helander (2/1), Ahouansou, Abutovic, Groetzki (7), Horzen, Gislason (1), Nilsson, Kohlbacher (4).