Reinhold Ulmschneider wird für sein vielfältiges Engagement in Erinnerung bleiben. Foto: Gessler

Interessiert an Bauten, engagiert für Schüler und Umwelt und stets auf dem Rad – ein Nachruf auf Reinhold Ulmschneider.

Feinsinnig, hintergründig, mit viel Wortwitz und stets auf dem Rad, so kannten und schätzten viele in Rottweil Reinhold Ulmschneider. Am 7. Dezember starb der 75-Jährige nach einem einmonatigen Aufenthalt im Krankenhaus.

1948 in der Altstadt geboren, wuchs er dort mit seinem Bruder auf. Die Eltern hatten eine kleine Polsterwerkstatt, sein Vater war Meßmer in der Pelagiuskirche. Bereits als Kind war Ulmschneider an Kirchen und Türmen interessiert und zeichnete als Fünfjähriger immer wieder die Kapellenkirche, später andere gotische und romanische Kathedralen. Am Albert-Magnus-Gymnasium machte er sein Abitur und studierte dann an der Pädagogischen Hochschule Weingarten Kunst und Deutsch.

Schule entscheidend geprägt

Fast 40 Jahre unterrichtete er anschließend in Rottweil-Hausen an der Maximilian Kolbe- Schule. Er prägte die Schule durch die Freiarbeitsmaterialien, die er entwarf und selbst herstellte und die durch viele Schülerhände gingen.

Sakrale und historische Bauten waren hier sein Schwerpunkt. Viele hatte er auf seinen vielen Fahrten in der näheren und weiteren Umgebung auf dem Rad und in seinem Lieblingsreiseland Frankreich kennen gelernt. Freunde des Verstorbenen sagen anerkennend und schmunzelnd, dass es wohl kaum eine Kirche gibt, die Reinhold Ulmschneider nicht kennt und auf der Landkarte finden kann.

Jahrzehntelanger Einsatz

Über zwei Jahrzehnte setzte sich Reinhold Ulmschneider in Rottweil als Vorsitzender des BUND engagiert und anerkannt, aber auch immer wieder zermürbt von dem oft erfolglosen Mühen, für den Umwelt- und Naturschutz ein. Projekte in dieser Zeit waren etwa die Bürgeraktion „Rettet das Berner Feld“, der Kampf gegen die geplante Müllverbrennungsanlage und gegen den Bau des Gefängnisses im Esch.

Eine seiner vielen Reisen führte Reinhold Ulmschneider nach Barcelona. Die Arbeiten von Gaudi, dessen Bildsprache und Materialien waren für ihn ein wichtiger Auslöser, selbst künstlerisch zu arbeiten mit Zufallsfunden von seinen Radtouren, mit Holz und Industriepappe. Türme blieben sein Thema, vom Turm zu Babel über mittelalterliche Türme bis zum Rottweiler Thyssenturm fertigte er Einzelobjekte und ganze Stadtkulissen. Ein Spiel mit Stilzitaten, und, wie er selbst sagte, „schön anzusehen soll es auch noch sein“.

Letzte Ausstellung in Hüfingen

In den zurückliegenden Jahren konnte Ulmschneider dann auch in der Kunstwelt seine verdiente Anerkennung finden, zuletzt bei seiner Ausstellung im „Labor“ in Köln.

Häufige Themen waren bei ihm Flucht und Zuflucht, Ghettos und Gärten. Unter der scheinbar romantischen Oberfläche seiner Arbeiten gibt es immer viel zu entdecken oder, wie Reinhold Ulmschneider formulierte, „hinter dem Sichtbaren fängt das Theater erst an“.

Nun ist er auf seine letzte Reise gegangen und wird dabei in Gedanken von vielen Weggefährten und Freunden begleitet. Im Stadtmuseum Hüfingen ist seine letzte Ausstellung noch bis zum 7. Januar zu sehen.