Reinhold Ulmschneider (links) und Helmut Kreiter hoffen, dass die Neubelebung des BUND in Rottweil gelingt. Foto: Otto Foto: Schwarzwälder Bote

Vereinsarbeit: Ortsgruppe plant Reaktivierung / Nachwuchs fehlt / Den Flächenverbrauch im Auge

Man sieht es Reinhold Ulmschneider und Helmut Kreiter natürlich nicht an, doch es ist Fakt: Beide sind inzwischen 70 Jahre alt. Beide stehen für die BUND-Ortsgruppe Rottweil. Und sie sind die Sorge: Der Fortbestand der Gruppe ist in Gefahr. Jetzt wird zu einem "existenziellen Treffen" eingeladen.

Rottweil. Die beiden Herren reden beim Pressegespräch nicht drum herum. Für den BUND in Rottweil als Institution und Träger öffentlicher Belange ist es quasi kurz vor zwölf. Die Ortsgruppe besteht faktisch noch aus vier aktiven Mitgliedern, der Altersdurschnitt liegt über den erwähnten 70 Lenzen. Vereinsnachwuchs ist nicht in Sicht.

Damals in den 80ern, als das Thema Waldsterben brandaktuell war, sei er selbst im BUND aktiv geworden, wollte etwas bewegen, schildert Ulmschneider. "Damals sind wir da hin und in einer Sitzung mit vielen alten Leuten gesessen – und jetzt schauen Sie uns an." Die Zeit hat die BUNDler in Rottweil eingeholt. Und: "Unsere digitale Rückständigkeit ist ein Problem", erklärt Ulmschneider. Sie seien "digitale Analphabeten", schmunzelt er, wohl wissend, dass die Vereinsarbeit heutzutage auf vielen Kanälen betrieben werden muss. Wer den BUND in Rottweil googelt, landet im Nirgendwo. Homepage, Facebook, Handykontakte? Fehlanzeige. "Wir haben in der Vergangenheit vieles versäumt, vieles einschlafen lassen", räumt Helmut Kreiter ein. Auch wenn man "immer da war, wenn’s gebrannt hat". Die dauernde Kommunikation mit den Mitgliedern habe jedoch gefehlt. Den Verantwortlichen ist wichtig, dass der BUND als kommunaler Ansprechpartner in Rottweil weiter existiert – und die Vereinsarbeit wieder mit Leben gefüllt wird.

"Neuorientierung – Die BUND-Ortsgruppe denkt nach" ist nun ein Treffen betitelt, zu dem alle Interessierten am Mittwoch, 28. November, ab 19 Uhr ins Kutschenhaus des Kapuziners eingeladen sind. Hier soll geschaut werden: Wer ist überhaupt noch da? Wer ist neu zugezogen? Wer will sich engagieren? Wer hat neue Ideen? "Es ist nicht irgendeine Veranstaltung. Sie ist für uns existenziell", betont Reinhold Ulmschneider. Die Hoffnung ist, dass sich jüngere Mitstreiter und Familien finden, die mitmachen wollen. Klar sei jedoch auch, dass viele Leute zwar an den Zielen des BUND interessiert sind, die Vereinsarbeit als solche manchen jedoch abschreckt. Kreiter und Ulmschneider versichern, dass die jetzigen Aktiven "nicht von heute auf morgen alles hinschmeißen wollen". Es gehe darum, miteinander weiterzumachen.

Doch wofür steht der BUND inzwischen, was sind die Ziele, wo liegen Schwerpunkte? Helmut Kreiter nennt hier den "irrsinnigen Flächenverbrauch", den man – zum Beispiel auf der Saline in Rottweil oder gemeindeübergreifen im Industriegebiet Katzenmoos in Hardt – kritisch betrachte. "Wir sind dabei keine Verhinderer von Arbeitsplätzen, natürlich brauchen wir das Gewerbe", betont Kreiter. Es sei jedoch bei Neuansiedlungen mehr Fantasie gefragt, um dem Flächenverbrauch entgegenzuwirken. Wichtige Themen sei außerdem die Mobilität und das Insektensterben, dem man entgegentreten müsse. Ein guter Draht bestehe inzwischen mit dem Straßenbauamt, wenn es um große Pflegemaßnahmen gehe. Auch hier hat sich der BUND immer wieder eingebracht. Und wenn bei dem Treffen weitere, wichtige Themen und Anregungen auf den Tisch kommen, sei das umso besser. "Die zukünftige Welt", so Ulmschneider, "wird von den Jüngeren gerettet".  Das Treffen zur Reaktivierung der BUND-Ortsgruppe beginnt am Mittwoch, 28. November, um 19 Uhr im Kutschenhaus des Kapuziners.