Götz Bechtle. Foto: Bechtle

Viele Jahre begleitete Götz Bechtle das lokale Geschehen in und um Bad Wildbad für den Schwarzwälder Boten. Jetzt ist er nach schwerer Krankheit gestorben.

Bad Wildbad - Über Jahrzehnte war Götz Bechtle eine Wildbader Institution. Sei es als Lehrer und Konrektor an der Wilhelmschule, als Heimatforscher oder auch als freier Mitarbeiter für den Schwarzwälder Boten. Jetzt ist er im Alter von 83 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben.

Seit 1556, also seit es Aufzeichnungen in den Kirchenbüchern gibt, sind die Bechtles in Bad Wildbad daheim. Und obwohl Götz Bechtle in Stuttgart geboren wurde, durfte man ihn mit Fug und Recht als Ur-Wildbader bezeichnen.

Die Bechtles seien schon immer hier gewesen, erzählte Götz Bechtle einst in einem Gespräch. Bäcker und Konditoren waren sie. Sein Vater, der Jüngste von drei Geschwistern, sollte "einen Beruf lernen" und ging deshalb nach Stuttgart. Dort wurde Götz dann 1939 geboren und verbrachte seine ersten fünf Lebensjahre in der Landeshauptstadt. 1944 ging es dann wieder zurück nach Wildbad – weil sie ausgebombt wurden. So kehrte er mit seiner Mutter, der Vater war in Kriegsgefangenschaft, zurück und blieb in der Bäderstadt – bis zuletzt in Christophshof.

Nach der klassischen Schulbildung – Grundschule, Gymnasium, Abitur in Neuenbürg – folgte das Lehramtsstudium an der Pädagogischen Hochschule in Esslingen. Dort begann Bechtle, als freier Mitarbeiter für die Tageszeitung zu arbeiten; eine Tätigkeit, die er, so lange es ihm möglich war, mit großem Engagement für den Schwarzwälder Boten ausübte.

Seit 1960 Lehrer

Nach seinem Studium zum Volksschullehrer trat er 1960 in den Schuldienst ein. Auch damals gab es bereits einen Lehrermangel. In Wildbad wurde eine Stelle frei und Bechtle ließ sich versetzen. So kam er 1962 an die Wilhelmschule und blieb dort bis zu seiner Pensionierung 2003. 1979 wurde er Konrektor und blieb dies bis zum Ende seiner Dienstzeit.

Auch in seiner Freizeit beschäftigte er sich viel mit seiner Heimatstadt. Er hatte schon immer ein großes Interesse für Geschichte, speziell für Heimatgeschichte und die eigene Vergangenheit.

Und in dieses Hobby hat er sich richtig reingekniet. Mitte der 1990er-Jahre gab es kein Buch über Wildbad – nur das völlig veraltete "Wildbad von A-Z" aus dem Jahr 1956.

1995 kaufte er sich seinen ersten Computer und entschloss sich, das Büchlein komplett zu überarbeiten. Zuerst wollte er nur die Zeit ab 1956 ergänzen, aber so einfach war es dann doch nicht: Mehr als zwei Drittel musste neu gemacht werden. Dazu veröffentlichte er weitere Artikel in den Jahrbüchern des Landkreises oder im Kreisbäderbuch – das Buch zum Thema "650 Jahre Überfall in Wildbad", herausgegeben vom Kreisgeschichtsverein, gestaltete er maßgeblich mit. Auch die Geschichte der Juden in Bad Wildbad interessierte ihn. Dieses angehäufte Wissen gab er auch gerne in Vorträgen weiter, etwa auch im Kriegsblindenheim, wo er mit seinen Beschreibungen seine Lichtbilder erlebbar machte.

Wenn sich Götz Bechtle nicht mit der (Heimat-)Geschichte beschäftigte, engagiert er sich ehrenamtlich in vielen Vereinen und Gruppen. Beim Sport gehörte sein Herz besonders dem Skisport. Im Skiverein war er viele Jahre als Geschäftsführer und Vorsitzender tätig und wurde zudem zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Zudem war er viele Jahre Sportkreisjugendleiter im Kreis Calw und bekleidete viele weitere Ehrenämter in unterschiedlichen Gruppen oder beim baden-württembergischen Landessportbund. Bei vielen Vereinen war er Gründungsmitglied, etwa bei den Fördervereinen für die Trinkhalle, das Kurtheater oder die Wilhelmschule. Zudem moderierte er viele Kinderfeste mit mehr als 1000 Besuchern in der Halle.

Freier Journalist

Bis Mitte der 1980er-Jahre hatte Wildbad kulturell gesehen eine Blütezeit, die er als freier Mitarbeiter für die Lokalpresse begleitete. Gerne erinnerte er sich zurück an die Auftritte bekannter Künstler wie etwa Walter Giller, Heidi Kabel, Inge Meisel, Vico Torriani oder Heinz Erhardt sowie an große Sinfoniekonzerte, die neben Theater- und Operettenaufführungen, Musicals oder glanzvollen Bällen regelmäßig stattfanden.

Auch viele Bauprojekte verfolgte er journalistisch: Meisterntunnel, S-Bahn-Bau, Erneuerung der Bergbahn (übrigens ein weiteres Steckenpferd Bechtles) oder in neuerer Zeit den Baumwipfelpfad oder die Hängebrücke.

Bis zuletzt galt seine Liebe der Natur rund um Bad Wildbad – und den Bergen. Bei seinen vielen Touren genoss er die Landschaft – und hielt auch hier immer die Augen offen nach Berichtenswertem für die Zeitung.

"Es lag ihm viel daran, für Wildbad Gutes zu tun", erzählt seine Ehefrau Christine im Gespräch mit unserer Redaktion. Sie beschreibt ihren Mann, mit dem sie 54 Jahre verheiratet war, als sehr humorvollen Menschen mit einem stillen Humor. "Das Fassdaubenrennen war sein Baby", sagt sie im Blick auf seine ehrenamtliche Arbeit beim Skiverein. Noch bis zum Schluss habe er den Organisatoren geholfen, die Historie zusammenzutragen. Die große Feier zum 100-jährigen Jubiläum des Fassdaubenrennens wird er nun nicht mehr erleben.

Seine letzten Tage verbrachte er im Hospiz St. Michael in Nagold, wo er "die liebevollste Pflege" erhielt, wie es seine Frau ausdrückt. Am 26. Januar starb Götz Bechtle. "Wir sind sehr traurig. Doch dankbar blicken wir auf das zurück, was er uns im Leben gegeben hat", schreibt seine Familie in der Todesanzeige.

Die Trauerfeier findet am Freitag, 3. Februar, ab 14 Uhr in der evangelischen Stadtkirche in Bad Wildbad statt.