Falscher oder echter Pelz? Auf den ersten Blick ist das nicht immer zu erkennen. Foto: By Bohemian soul/ Shutterstock

Kann Kleidung moralisch fragwürdig sein? Hiesige Betreiber sorgen sich um ihre Gästezahlen.

Region - Das Münchner Kulturzentrum Bahnwärter Thiel sorgte erst kürzlich für Schlagzeilen, denn dort müssen seit diesem Jahr echte Pelzmäntel draußen bleiben. Pelz passe nicht zum Thema Nachhaltigkeit, meinte der Initiator des Zentrums samt Nachtclub. Während sich Tierschützer über diese Entscheidung freuten, fühlten sich andere gegängelt. Was aber halten Nachtclub-Betreiber in der Region von dem Thema und zieht der ein oder andere vielleicht schon bald mit dem Verbot nach? 

Wer A sagt, muss auch B sagen

Jan Christoph Uhl betreibt die Expressguthalle in Villingen-Schwenningen. Bei ihm ist Echtpelz schlichtweg kein Thema. "Ich sehe die Maßnahmen der Münchner Betreiber eher als PR-Gag in schwierigen Zeiten und hab selber noch gar nichts davon mitbekommen", erklärt er auf Anfrage von schwarzwaelder-bote.de. In seinem Club sei es keine Option, aufgrund von sauberer Kleidung, die lediglich moralisch fraglich sein könne, den Einlass zu verweigern. "Wo kommen wir da hin? Dürfen dann irgendwann Leute mit Lederschuhen nicht mehr rein, oder Leute, die Mode von Primark tragen? Wo soll das enden?", überlegt Uhl.

In der Expressguthalle gebe es eine sehr lässige Kleiderordnung: Lediglich Kleidung, die offensichtlich für Sport oder das Faulenzen auf dem Sofa angedacht sei, sehen die Türsteher nicht gerne. Eine gewisse Sauberkeit werde jedoch vorausgesetzt. "Wir achten aber vielmehr darauf, ob die Leute gut gelaunt und freundlich sind. Wer aggressiv und mit schlechter Laune bei uns auftritt, darf nicht rein - egal ob mit Pelz, ohne Pelz oder Gucci, Prada, Lacoste", stellt er klar.

Schlichtweg kein Thema

Die Besucher des Martinique in Freudenstadt tragen nur selten Pelz. Assistentin Daniela Welle hat dort bisher noch nie jemanden im Nerzmantel entdeckt. "Das ist vermutlich eher ein Problem der größeren Städte", schätzt sie. "Deswegen mussten wir uns hier auch noch nie Gedanken über ein Verbot machen. Wir achten am Einlass auf anderes", erklärt Welle und ergänzt: "Wer betrunken ist, wird je nach Pegel schon mal ausgeschlossen. Ebenso Träger von Achselshirts oder Jogginghosen. Wir erwarten einfach ganz normale Kleidung."

Sorge um die Gästezahlen

In Rottweil ist das Thema aus München angekommen. "Wir haben bereits darüber gesprochen", sagt Katharina Cherico, Projektleiterin Eventmanagement bei Nylon in Rottweil. "Tatsächlich liegt mir der Tierschutz persönlich am Herzen, insbesondere als Vegetarier und Hundehalter." Übermäßig viel Pelz sei den Betreibern bisher jedoch nicht an ihren Gästen aufgefallen. "Pelzkragen sind zwar immer wieder zu sehen. Ob diese echt sind, ist tatsächlich oftmals schwer zu beurteilen", sagt Cherico.

Es sei nachvollziehbar, dass einige Clubbesitzer derartige Verbote aussprechen, schließlich müsste man ja irgendwo anfangen. Allerdings stelle sich dann auch die Frage, ob dies zum Beispiel bei Daunenjacken weitergehen solle und inwieweit sich das Ganze dann auf die Besucheranzahl auswirke. "Sollte den Pelzträgern in einer großen Stadt wie München der Eintritt verwehrt werden, so wirkt sich das wahrscheinlich nicht allzu sehr aus, vielmehr könnte das sogar eine gute Werbemaßnahme darstellen und die Türsteher dürften weiterhin wählerisch bleiben", vermutet sie. "Bei uns in Rottweil und Umgebung hingegen könnten die Folgen schwerwiegender sein. Die Gästeanzahl ist leider nicht mit der in größeren Städten zu vergleichen und die Zahl der Pelzträger ist hier bisher übersichtlich."

Das Nylon versuche sich aktuell eher an kleineren Maßnahmen, wie dem Vermeiden von Plastik-Trinkhalmen und Einwegbechern oder dem Einsatz von Einzelblatt-Toilettenpapier aus recycelten Fasern und ohne Plastikverpackung. "Das soll auch übermäßigem und unnötigem Gebrauch vorbeugen. Wir denken, dass wir auf diese Weise Schritt für Schritt nachhaltiger und bewusster werden." Die Türsteher achten darauf, dass die Gäste keine allzu verschmutzte Kleidung oder Trainingsanzüge sowie bloße Muskelshirts tragen.