Das Repair-Café Gechingen feiert Einjähriges und ist als nachhaltiges Angebot in der Gäugemeinde nicht mehr wegzudenken.
„Vom ersten Tag an laufen sie uns die Bude ein“, freut sich Uli Schöttmer, zusammen mit Tobias Schlegel Initiator des Repair-Cafés Gechingen. Zur Feier des Einjährigen traf sich die seit der ersten Auflage im Juni 2022 zahlenmäßig noch gewachsene Repair-Café-Mannschaft am Samstag in der ausgebauten Scheune in der Kreuzstraße 27 zu einem Weißwurstessen, bevor sich um 14 Uhr die Türen für die „Kunden“ öffneten. Man ließ das erste Jahr Revue passieren, zog Bilanz und stimmte sich ein auf die kommenden Repair Café-Tage jeweils am ersten Samstag eines Monats.
Leidenschaftliche Bastler
Wie viele Geräte können gerettet werden? „Wir sind mit unserer Idee angekommen, das ist ein gutes Gefühl“, sagt Schöttmer zum großen Zuspruch, den das ehrenamtliche Angebot auf Basis der Nachbarschaftshilfe und als Hilfe zur Selbsthilfe bei den Gechingern findet. Er hat auch ein paar statische Zahlen bereit: „Wir hatten die letzten zwölf Monate 270 Sachen in Bearbeitung und konnten davon über 80 Prozent retten. Und drei Viertel der Reparaturen waren ohne Einsatz von Ersatzteilen möglich.“ Also: Egal, wie alt oder scheinbar unrettbar kaputt, es lohnt sich in jedem Fall, im Repair-Café vorbeizukommen und eine Reparatur zu versuchen.
Welche beruflichen Erfahrungen gibt es im Café? Denn im Team der „leidenschaftlichen Bastler“, wie sie sich selbst definieren, vereinen sich vielfältige berufliche Erfahrungen, zum Beispiel als Elektro-Ingenieur, Computerfachmann, Raumausstatter, Uhrmacher wie auch die Expertise von Hobby-Näherinnen und -strickerinnen.
Wie lange dauern die Reparaturen? Manchmal dauert es, so wie am Samstag, als sich eine Espresso-Maschine über eine Stunde lang gegen ihre Öffnung wehrt. Letztlich werden die relevanten Teile gründlich entkalkt und dann sollte sie wieder funktionieren. Auch ein Sonnenschutzrollo fordert längeres Tüfteln beim Einfädeln der neuen Zug-Schnüre. Nicht ganz so lange dauert es, bis die Nähmaschine wieder schnurrt. „Ich hab grad noch genäht und von jetzt auf gleich ging nichts mehr“, so die Besitzerin. Sie schaut Uwe Sauter und Peter Schulz genau zu, wie sie dem Motor an verschiedenen Stellen etwas Öl spendieren, bis er wieder rund läuft.
Es gibt jedoch auch Gegenstände, da ist nichts mehr zu machen, wie bei dem Verteilerkästchen mit mehreren Laptop- und Beamer-Anschlüssen. Eine kleine Taschenlampe, ein Hand- und Fußtrainer, eine komplette Musikanlage aus der vordigitalen Zeit mit Plattenspieler, Kassettendeck und Radio oder eine Dampfbügelstation und eine Außen-Lichterkette werden am Samstag dem Repair-Café-Team anvertraut in der Hoffnung, es mit vereinten Kräften wieder funktionstüchtig zu bekommen.
Beim Autoradio aus einem Oldtimer ist die Fehlerdiagnose allerdings nicht auf die Schnelle zu machen, deshalb nimmt es Schöttmer in Absprache mit dem Eigentümer mit in die häusliche Werkstatt und versucht erstmal Schalt- und Baupläne für das in die Jahre gekommene Teil zu besorgen.
Welche Geräte bringen die Kunden? „Zu Beginn haben die Leute Sachen vom Speicher gebracht, die zu schade zum Wegwerfen waren, aber halt nicht mehr funktioniert haben“, erzählt Schöttmer, Beispiele sind eine Spieluhr oder ein hydraulischer Modell-Bagger. „Jetzt kommen sie mit Sachen aus dem direkten täglichen Gebrauch wie Staubsauger oder Wasserkocher.“
Was wird außer Reparaturen noch geboten? Für eine Schreibtischlampe hat Schöttmer eine neue Fassung in Absprache mit der Besitzerin bestellt. Sie kommt am Samstag mit ihrer Lampe, fragt, ob die Fassung gleich eingebaut wird und „langt die Zeit, um einen Kaffee zu trinken?“ Denn sie weiß, dass das Repair-Café auch mit Leben gefüllt ist als Treffpunkt und zum Austausch. Es gibt ein paar Tische abseits der Werkstatt-Arbeitsplätze und jedes mal gespendete Kuchen, zu dem der vom Tüftler-Team reparierte und von seinem Eigentümer gespendete Vollautomat Kaffee nach Wunsch liefert.