Die Mitglieder der Geschäftsleitung nehmen zum Warnstreik bei Lauffer Stellung (von links): Christof Lauffer, Bernd Lacher und Markus Oechsle. Foto: Lauffer

Die Geschäftsleitung und die Gesellschafter der Maschinenfabrik Lauffer stehen zum Standort im Horber Industriegebiet Heiligenfeld. Das betonen die beiden Geschäftsführer Markus Oechsle und Christof Lauffer in einer Stellungnahme zur Berichterstattung über den Warnstreik der IG Metall am Mittwoch.

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Horb - "Warum sonst sollten wir einen Betrag in Millionenhöhe in ein neues Lager- und Logistikzentrum sowie die Erweiterung des Produktportfolios investieren?", wundern sich Oechsle und Lauffer, dass diese Frage in den laufenden Tarifverhandlungen überhaupt zur Sprache kommt.

Die Geschäftsleitung habe "großes Verständnis dafür, dass die Sprache mitten im Tarifkonflikt rauer wird, aber man sollte dennoch bei den Fakten bleiben", betonen die Geschäftsführer. Vor allem wundert sich Christof Lauffer, wie die IG Metall-Bevollmächtige Dorothee Diehm zu dem Schluss kommt, dass die Geschäftsleitung seit vier Monaten nicht mehr mit dem Betriebsrat rede, wo es doch nachweislich jeden zweiten Donnerstag ein Gespräch zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat gebe. (Anm. d. Red.: Die IG Metall sieht ihre 1. Bevollmächtigten Dorothee Diehm, IGM Freudenstadt, in diesem Punkt in unserem Bericht vom 25. März in einem falschen Zusammenhang zitiert. Siehe unten.)

Arbeit an "Rentenbrücke"

Einen Tag vor Heiligabend sei der Ergänzungstarifvertrag unterzeichnet worden. Seitdem arbeite man mit Hochdruck an der "Rentenbrücke". In dieses Thema seien nicht nur Rentenexperten, sondern auch der Betriebsrat eingebunden.

"Im Krisenjahr 2020 haben im Zuge des Ergänzungstarifvertrages alle Beteiligten – die tariflichen und außertariflichen Beschäftigten, die Geschäftsleitung und die Gesellschafter – durch Verzicht einen wichtigen Beitrag geleistet", so Bernd Lacher, Mitglied der Geschäftsleitung.

Wegen der Corona-Pandemie, den Beschlüssen der Politik und dem harten, internationalen Wettbewerb bleibe der Geschäftsleitung momentan gar nichts anderes übrig, als auf Sicht zu fahren, erklärt Markus Oechsle. "Damit verlassen wir die langfristige Wachstumsstrategie der Firma Lauffer nicht, aber sehen uns gezwungen, nachzusteuern." Das erfordere manch kurzfristige Entscheidung, um Arbeitsplätze zu sichern. Denn Wachstum bedeute auch, eine gute Mannschaft zu halten.

Lauffer Systems ist "wichtiger Baustein unserer Zukunftsstrategie"

Zur Frage, welche Bedeutung die geplante Tochterfirma Lauffer Systems künftig im Firmenverbund spielt, erklären Markus Oechsle und Christof Lauffer: "Diese neue Handels- und Projektgesellschaft ist ein wichtiger Baustein unserer Zukunftsstrategie. Sie wird uns flexibler machen, um auf den Weltmärkten bestehen zu können."

Im Übrigen sei die Lauffer-Geschäftsleitung der Meinung, dass die Tarifverhandlungen gut bei den Verhandlungspartnern, also den Gewerkschaften und den Verbänden, aufgehoben sei. Es sei wenig förderlich, in dieser Phase die allgemeinen Tarifverhandlungen mit innerbetrieblichen Themen zu verquicken. Das würde auch der Wichtigkeit der Tarifverhandlungen nicht gerecht werden. "Ganz abgesehen davon, dass wir uns noch nie verweigert haben, mit den Mitgliedern des Betriebsrates über die betrieblichen Themen zu diskutieren", so Oechsle und Lauffer abschließend.

Berichtigung: Missverständnis bei Warnstreik? IG Metall sieht Diehm-Aussage "in falschem Kontext"

Der Arbeitskampf bei der Firma Lauffer – er ist auch ein Kampf der Worte. In dem Konflikt geht es um die Perspektive der Beschäftigten und laut dem Betriebsratsvorsitzenden Eberhard Gsell "vor allem um die Glaubwürdigkeit". Laut IG Metall sei über einzelne Aussagen "im falschen Kontext" berichtet worden.

Unter dem Titel "Wer nicht kämpft, hat schon verloren" berichteten wir am 25. März über einen Warnstreik bei der Firma Lauffer. Es ging um die Standort- und Beschäftigungssicherheit in dem Unternehmen.

IG Metall sieht Dorothee Diehm falsch zitiert

Die IG Metall sieht in diesem Bericht ihre 1. Bevollmächtigten Dorothee Diehm, IGM Freudenstadt, in einem falschen Zusammenhang zitiert.

"Tarifthemen sind komplex und nach der Pressemitteilung kam es zu einer Berichterstattung, die partiell in einen falschen Kontext gestellt wurden", so Diehm. Sie meint damit die Äußerungen von Lauffer in dem am Folgetag erschienenen Bericht "Lauffer muss wegen Corona-Krise ›auf Sicht fahren‹". Darin hatte die Lauffer-Geschäftsführung der Gewerkschaft aufgrund des ersten Berichts eine Falschaussage vorgeworfen.

Die IG Metall schildert es nun noch einmal aus ihrer Sicht: "Im Rahmen der Warnstreikkundgebung am 24. März kritisierte Diehm den Arbeitgeberverband Südwestmetall, weil die Verhandlungsführer über vier Monate keine substanziellen Gespräche mit der IG Metall geführt haben. Mit dieser Ignoranz und Blockadehaltung in herausfordernden Zeiten werden die Belegschaften buchstäblich zu Warnstreiks gezwungen."

Diehm habe gesagt: "Erst nach wochenlangen Warnstreiks zeigt der Arbeitgeberverband Südwestmetall Gesprächsbereitschaft." In unserem Bericht seien die Zusammenhänge verwechselt worden. "Zu keinem Zeitpunkt wurde eine Aussage getätigt, dass die Geschäftsführung der Firma Lauffer mit dem Betriebsrat um betriebliche Themen nicht verhandeln würde", erklärt Diehm.

Zum Sachverhalt berichtet die IG Metall: "Die Ende 2017 von einem chinesischen Investor übernommene Maschinenfabrik (Lauffer, Anm. d. Red) hat aus Sicht der IG Metall und des Betriebsrats aktuell keine zukunftssichere Perspektive. Die Verhandlungen um weitere finanzielle Verzichte der Belegschaft für das Jahr 2021 liegen derzeit auf Eis."

Eberhard Gsell, Betriebsratsvorsitzender von Lauffer, erklärt: "Die von der Geschäftsführung gemachten Versprechungen, bei Übernahme durch den chinesischen Investor zu Arbeitsplatzsicherheit, durch Know-how und Wachstum sehen wir überhaupt nicht." Im vergangen Jahr sei die Geschäftsführung vielmehr mit einem "Verzichtspaket für die Beschäftigten in Millionenhöhe" auf die IG Metall zugekommen, um einer drohenden Ergebniskrise zu begegnen", so Gsell.

Weiter schildert die IG Metall: Die Verhandlungen zwischen IG Metall, Betriebsrat und Geschäftsführung endeten im Dezember 2020 mit einem Entgeltverzicht der Beschäftigten in Gesamthöhe von 540 000 Euro. Gegenleistung der Firma: die Übernahme der Auszubilden nach der Ausbildung in 2021 und der Umsetzung einer Beschäftigungsbrücke Alt/Jung.

Mit einer Summe in Höhe von 420 000 Euro solle in aktuellen Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung älteren Beschäftigten die Möglichkeit eines vorgezogenen Renteneintritts ermöglicht und Jungfacharbeiter sollen im Gegenzug in ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis übernommen werden.

Die Geschäftsführung sei nicht bereit gewesen, sich an diesem Beschäftigungssicherungspaket finanziell zu beteiligen und habe in den Verhandlungen in 2020 mit der ›Entlassung‹ der Auszubildenden gedroht. Dieser Konflikt belaste bis heute das Verhältnis und somit auch die Gespräche um die Zukunftsperspektive der Fabrik zwischen Betriebsrat, IG Metall und Geschäftsführung, so die Einschätzung der IG Metall.

Betriebsrat und IG Metall erwarten Umdenken

Sie stellt fest: "Die Geschäftsführung der Firma Lauffer sieht sich nicht in der Lage, mit der IG Metall und dem Betriebsrat über die Zukunft des Standortes und der Arbeitsplätze zu verhandeln. Vielmehr fordert die Geschäftsführung für das laufende Jahr 2021 von der Belegschaft einen Millionenverzicht über betriebliche Sonderzahlungen, wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld und das tariflichen Zusatzgeld." Dorothee Diehm stellt klar: "Eine Verzichtsforderung der Geschäftsführung ohne mittelfristige Garantien für die Zukunft der Maschinenfabrik Lauffer und der Arbeitsplätze kommen für IGM Betriebsrat und Belegschaft nicht in Frage!"

Betriebsrat und IG Metall erwarten von der Geschäftsführung der Firma Lauffer auch ein "Umdenken in Bezug auf den Umgang mit den Rechten des Betriebsrats und den Verhandlungen um die Zukunft der Arbeitsplätze bei Lauffer", wie es in der Pressemitteilung der IG Metall heißt.

"Es geht nicht mehr um kurzfristige Ergebnissicherung zu Lasten der Beschäftigten, es geht um die Zukunft der Arbeitsplätze, um die Zukunft der Beschäftigten und vor allem um die Glaubwürdigkeit der Geschäftsführer", bekräftigt Eberhard Gsell.