In der US-Stadt Baltimore ist diese Brücke nach einer Kollision mit einem Schiff eingestürzt. Foto: dpa/Patrick Semansky

Auch auf Wasserwegen gibt es Einrichtungen ähnlich einer Leitplanke. Nicht nur deshalb halten Experten ein Brückenunglück wie in Baltimore hierzulande für unwahrscheinlich.

Mehrere Sicherungsmaßnahmen beim Bau von Brücken über Wasserwege machen einen folgenschweren Einsturz wie den in Baltimore einem Experten zufolge in Deutschland sehr unwahrscheinlich. „Bei einer Brücke sind die Anforderungen an die statische Sicherheit noch um einiges höher als bei einem Wohngebäude“, sagte Prof. Josef Hegger vom Lehrstuhl und Institut für Massivbau der RWTH Aachen der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. Als Hochschullehrer, Tragwerksplaner und Prüfingenieur ist er Experte für Brückenbau. Auch wenn ein solcher Havariefall nie auszuschließen sei, erreiche man doch durch die Kombination verschiedener konstruktiver Maßnahmen ein Höchstmaß an Sicherheit.

„So muss der Pfeiler eine gewisse Resilienz haben, dass er nicht beim leichten Anprall schon einstürzt“, erläuterte der Fachmann. Die Bundesanstalt für Wasserbau lege etwa feste Regeln zugrunde, welcher Anpralllast Pfeiler je nach Schifffahrtsweg und Größe der dort fahrenden Schiffe Stand halten müssen. Zusätzlich gebe es auch auf Wasserwegen Einrichtungen ähnlich einer Leitplanke, die einen Aufprall verhindern sollen.

In vielen Fällen seien Brücken so konstruiert, dass Schiffe mit den Pfeilern nicht oder nur schwer kollidieren könnten: „Bei den Rheinbrücken sind die großen Pfeiler und Pylone häufig am Rand des Flusses angeordnet, so dass die Flussöffnung komplett frei ist. Gibt es in der Mitte einen Pylon, dann ist er relativ massiv und keilförmig und würde ein Schiff, das

Einrichtungen ähnlich einer Leitplanke sollen Aufprall verhindern

Auch bei den Brücken über den Nord-Ostsee-Kanal seien die Pfeiler meistens am Rande oder außerhalb des Fahrwassers angeordnet, „so dass die Schiffe dort eher auf Grund laufen würden, bevor sie den Pfeiler mit voller Wucht treffen“. Auf ein ähnliches Prinzip setzten auch die Konstrukteure der Hamburger Köhlbrandbrücke, die auf dem Weg zum modernen Container-Terminal Altenwerder liegt: „Neben der großen Fahrrinne stehen die Pfeiler auf Inseln“, so Hegger. Das Schiff - selbst in der Regel mit Antikollisionseinrichtungen ausgestattet - würde auch hier eher auf Grund laufen.

Die Hamburger Hafenbehörde verwies am Dienstag außerdem darauf, dass große Hochseeschiffe in der Elbmündung einen Lotsen an Bord nehmen müssen und Schlepper das Schiff an den Liegeplatz und zurück ins Fahrwasser ziehen.

„Wir haben für alle Autobahnbrücken über Wasserwege ein sehr, sehr hohes Schutzniveau“, bekräftigte auch ein Sprecher der Autobahn GmbH des Bundes auf Anfrage. Bereits seit Jahrzehnten werde beim Bau der Brücken darauf geachtet, dass die Pfeiler nicht in der Fahrrinne stehen und auch manövrierunfähige Schiffe im Ernstfall eher auf Grund laufen würden.

In der US-Stadt Baltimore hat ein Schiff in der Nacht zu Dienstag eine vierspurige und mehr als 2,5 Kilometer lange Autobrücke gerammt und sie weitgehend zum Einsturz gebracht.