Der Impfstoff von Astrazeneca soll im Kreis wieder ab Dienstag verimpft werden. Foto: angelodeco – stock.adobe.com

Vom zwischenzeitlichen Impfstopp mit Astrazeneca sind 1500 Personen im Kreis Rottweil betroffen. Die Ersatztermine sind im April. Das Vakzin wird wieder ab Dienstag verabreicht.

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Kreis Rottweil - Man muss es nicht verstehen, zur Kenntnis nehmen indes schon: Der Landkreis steht offensichtlich gerne an der Spitze – sei es in einer Tabelle der Schlechten oder eben jetzt in einer Tabelle der Guten. Dieses Mal bedeutet die Spitzenposition, dass das Infektionsgeschehen – nach Zahlen bewertet – nirgends so gering ist wie im Kreis Rottweil. Die Zahl an Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen auf 100.000 Einwohner lag am Donnerstag bei 28,6. Das ist der landesweit niedrigste Wert. Wäre es überall so, dann stünde weiteren Öffnungsschritten nichts mehr im Weg.

Aber es ist leider nicht überall so – im Gegenteil: Das Infektionsgeschehen nimmt im Land und in der Republik zu. Die Durchschnittsinzidenz liegt bei 89. In den Nachbarkreisen zum Teil darüber: Tuttlingen hat eine Inzidenz von 112,2, der Schwarzwald-Baar-Kreis weist einen Wert von 60,2 auf, die Ortenau hat 84,2, Freudenstadt 94,7 und die Zollernalb 56,5. Selbst der Kreis Tübingen liegt über dem Grenzwert von 50.

Mit "Demut und Dankbarkeit" nehme man die aktuelle Lage daher zur Kenntnis, so Landrat Wolf Rüdiger Michel gegenüber Medienvertretern am Freitag. Es gebe indes keine Garantie, dass es noch lange Zeit so weitergehe, so der Landrat. Der allgemeine Trend zeige in die andere Richtung, das Virus bleibe "heimtückisch und unberechenbar".

52 Corona-Fälle sind noch aktiv

Dennoch geht das Gesundheitsamt nicht davon aus, dass die niedrige Inzidenz in den nächsten Tagen deutlich nach oben gehen werde, äußerte Stephan Vilgis. Außer es komme zu einem neuen Ausbruchsgeschehen.

Am Freitag gibt die Behörde zwölf neue Corona-Fälle bekannt, insgesamt sind es nun 5258, aktiv sind 52 Fälle. Seit Tagen gibt es keine weiteren Todesfälle. Acht Gemeinden im Kreis sind coronafrei, fünf haben es jeweils mit einem aktiven Fall zu tun, in sechs weiteren Kommunen sind es zwischen zwei und vier.

Die Zahlen erlaubten daher weiterhin, den dritten Öffnungsschritt aufrecht zu erhalten. Doch eine weitere Lockerung des Lockdowns steht nicht bevor, die Landesregierung hat davon Abstand genommen. "Es gibt daher leider keine Öffnungsperspektive für die Gastronomie", so Michel.

Dafür positive Signale für die Impfkampagne: Nach der Zwangspause mit dem Impfstoff Astrazeneca und der Wiederaufnahme soll es am Dienstag, 23. März, im Kreisimpfzentrum (KIZ) Rottweil mit der Vakzine des britisch-schwedischen Herstellers weitergehen. In dieser Woche konnten im Kreis Rottweil wegen des zwischenzeitlichen Stopps 1200 Dosen nicht verimpft werden, teilt der Leiter des KIZ, Nicos Laetsch, im Gespräch mit der Presse mit.

Insgesamt sind 1500 Personen betroffen, die Termine sollen in rund vier Wochen, vom 12. bis 16. April nachgeholt werden. Die neuen Termine wurden noch am Donnerstagabend vergeben. Einzelne Rückmeldungen und Terminabsagen habe es bereits gegeben. Begründet worden seien diese jedoch nicht mit der Ablehnung des umstrittenen Impfstoffs, sondern weil die neuen Termine nicht gepasst hätten.

"Chancen überwiegen deutlich die Risiken"

Landrat Michel hofft, dass das Vertrauen der Bevölkerung in den Impfstoff nicht schwindet. Er hob hervor, der Umgang mit den Nachrichten rund um den Impfstoff und das zwischenzeitliche Absetzen zeugten von einem "großen Verantwortungsbewusstsein" der Politik. Michel betonte angesichts von lediglich 13 erheblichen Nebenwirkungen des Impfstoffs bei insgesamt 1,9 Millionen Impfungen mit Astrazeneca, "die Chancen überwiegen deutlich die Risiken". Er erinnerte: Im Landkreis Rottweil mit seinen 140 000 Einwohnern seien bislang über 140 Menschen im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung gestorben.

Insgesamt wurden im Kreis mit Abschluss dieser Woche 8832 Dosen mit dem Biontech-Wirkstoff verimpft, 3450 Spritzen enthielten das Vakzin von Astrazeneca.

Die Situation in den Heimen habe sich deutlich stabilisiert. In den 13 Einrichtungen im Kreis seien zurzeit zehn Bewohner und drei Beschäftigte infiziert. In den Kliniken gebe es zurzeit gar keinen positiven Coronafall.

Währenddessen lässt das Sozialministerium in Stuttgart Strenge walten. Der Bewertungsspielraum für das Infektionsgeschehen ist demnach deutlich eingeschränkt worden. Der Landkreis hatte ja, als drei Heime und eine Klinik, von Ausbrüchen betroffen waren, von der Möglichkeit, eine nächtliche Ausgangsbeschränkung zu erlassen, Abstand genommen. Begründet wurde dies, da die Infektionen lokal zuzuordnen waren, es also kein diffuses Infektionsgeschehen gab. Jetzt lässt das Ministerium diese Argumentation nur noch bei einem Ausbruch in einer Einrichtung zu, nicht mehr in mehreren.