Hans Leopold (Vierter von rechts) konnte auf viele Helfer bei der zweitägigen Pflanzaktion auf dem Geislinger Weinberg bauen. Foto: Ungureanu

Nach dem Glyphosat-Anschlag auf seinen Weinberg hat Hans Leopold mit zahlreichen Helfern den Hang neu bepflanzt.

Für Hans Leopold steht fest: Das „Geislinger Tröpfle“ wird es in Zukunft wieder geben. Die geschundenen Pflanzen auf dem Weinberg hat er entfernt, einen Teil des mit Glyphosat verseuchten Bodens ausgetauscht. 615 neue kleine Weinstöcke stehen jetzt in Reih und Glied an dem Südhang, mit Premium-Ausblick auf das Sonnenstädtchen. Die zweitägige Pflanzaktion mit rund 50 Helfern ist am Samstagmittag mit einem Vesper mit Umtrunk abgeschlossen worden.

Was war geschehen? Wie berichtet, hatte der 69-jährige Hobbywinzer das Grundstück im Etzental, einen halben Hektar groß, vor vier Jahren gekauft und hergerichtet. Recherchen hatten ergeben, dass dort bereits vor 500 Jahren Wein angebaut worden war. Den Weinbau machte der ehemalige Kfz-Mechaniker Hans Leopold zu seiner Herzenssache. In seinem kleinen Museum trug er historische Gerätschaften zusammen, organisierte die ersten Weinwanderungen mit Weinproben und Abschlussvortrag.

Die erste Lese brachte 180 Kilo Trauben

625 Weinstöcke pflanzte der Geislinger auf dem Südhang unterhalb des Schützenhauses, und bereits bei der ersten Lese erntete er 180 Kilo Trauben. Daraus kelterte er bei Heinz Holweger, dem ehemaligen Kellermeister der Lehner-Brauerei, in Täbingen 120 Liter Wein. Guten Wein, wie er sagt, den er von Hand abgefüllt habe, und den es eigentlich gar nicht hätte geben sollen. Denn, wie Leopold schmunzelnd bemerkt, sollte im zweiten Jahr eigentlich noch gar nicht geerntet werden, damit die Kraft nicht in die Trauben, sondern in die Reben gehe. Aber „als rechter Schwob“ habe er es nicht übers Herz gebracht, sich von den ganzen guten Trauben zu trennen. So sei ein kleiner Teil abgeerntet worden, und es gab das erste „Geislinger Tröpfle“.

„Nur der kräftigste bleibt stehen“: Hans Leopold erklärt gerne, wie junge Weinstöcke sich entwickeln und fachgerecht gepflegt und geschnitten werden. Foto: Ungureanu

Davon warten in der Hütte auf dem Weinberg immer noch ein paar Flaschen darauf, geköpft zu werden. Vorerst bleiben es die einzigen, denn im dritten Jahr sind sämtliche Reben dem Glyphosat-Anschlag zum Opfer gefallen. Wer der Täter gewesen sei, wisse man noch nicht mit Sicherheit. Eine Vermutung hat Leopold zwar, aber den Namen will er nicht nennen. Der endgültige Beweis fehle noch, sagt er, die Polizei sei dran. Nur eine Hand voll Leute kämen aus seiner Sicht infrage. Denn dafür sei Fachkenntnis erforderlich, und Glyphosat könne nicht jeder erwerben. Nur ein Landwirt oder eine Gärtnerei.

Die Hilfsbereitschaft an den Pflanztagen war groß

Nach den Zeitungsberichten über den Anschlag sei die Spendenbereitschaft riesig gewesen. Firmen und Privatleute hätten gespendet – „querbeet von überall“. Zwar seien damit nicht die gesamten Kosten abgedeckt gewesen, aber ein großer Teil davon. Und an den beiden Pflanz-Tagen sei die Hilfsbereitschaft so groß gewesen, dass es ihm die Tränen in die Augen getrieben habe, sagt Leopold. Nicht nur aus Geislingen seien die Helfer gekommen, sondern auch von auswärts.

„Am Weinberg“: Der historische Name des Gewanns deutet darauf hin, dass hier schon früher Weinbau betrieben worden war.

In Zukunft, verrät er, werde er seine Ernte in Geislingen verarbeiten. Dafür habe er bereits eigene Gärfässer angeschafft und einen temperierten Raum gebaut. Und er habe den Antrag gestellt, in die Weinkartierung aufgenommen zu werden.

Die Qualitätsprüfung sei vielversprechend. Sollte es klappen, dürfte er das „Geislinger Tröpfle vom höchstgelegenen Weinberg in Deutschland“ sogar verkaufen. Und damit sich kein Übeltäter mehr an den Weinstöcken zu schaffen macht, ist der Weinberg jetzt von zwei Seiten her videoüberwacht.