Im Gespräch mit der Partnerstadt (von links): Kulturamtsleiter Philipp Baudouin, der Präsident des Partnerschaftskomitees Holger Ehnes und OB Jürgen Großmann. Nur schemenhaft auf dem Bildschirm zu erkennen sind der Jesenicer Bürgermeister Peter Bohinec, die Leiterin der Stadtverwaltung Vera Djuric-Drozdek, und Aleksandra Orel aus der Wirtschaftsabteilung der Stadtverwaltung. Foto: Stadt Nagold

Eine gute Weile ist die Hochwasserkatastrophe in Slowenien inzwischen her. Freundliches Wetter erleichtert seitdem die Aufräumarbeiten, auch in Nagolds Partnerstadt. Jetzt kommt konkrete Hilfe aus Nagold.

Eine gute Gelegenheit also für die Stadtoberhäupter von Jesenice und Nagold, in einer Videokonferenz auf die Ereignisse zurückzublicken und beim Thema Unterstützung konkret zu werden: Nagold hilft Jesenice mit Geräten für ein Erdrutsch-Frühwarnsystem.

Man hört den Seufzer, als Bürgermeister Peter Bohinec anfängt zu berichten. „Es war die schlimmste Woche, die wir je hatten,“ sagt er. „Das Hochwasser kam ja völlig unerwartet!“ Dazu kam noch der Berghang über dem Ortsteil Koroška Bela ins Rutschen und bedrohte die Gemeinde derart, dass in drei Nächten die Hälfte der Einwohner evakuiert werden musste – auch das war noch nie dagewesen. Natürlich war die Bevölkerung verunsichert, und Katastrophenschutz, Feuerwehr und Stadt waren rund um die Uhr im Einsatz, um zu helfen und die Schäden so gering wie möglich zu halten. Alle seien jetzt völlig erschöpft, berichtet Bohinec, aber auch stolz, dass niemand ernsthaft zu Schaden kam.

Hauptaugenmerk auf rutschendem Hang

Das Hauptaugenmerk der Stadt Jesenice liegt inzwischen auf dem Hang über Koroška Bela, bei dessen Stabilisierung Spezialisten helfen. Durch das aktuell trockene Wetter hat sich die Bewegung des Hangs verlangsamt und stellt fürs Erste keine Bedrohung mehr dar – ganz zum Stillstand kommt er aber wohl nicht mehr, und es muss sich erst noch zeigen, wie sich die nächsten Regenfälle auswirken.

Jesenice ist von hohen Bergen und Hügeln umgeben. Foto: Podgorþek

Auf Dauer ist also ein Frühwarnsystem erforderlich: Wälle am Berg, die ein Abrutschen verlangsamen und Zeit für eine Evakuierung bringen, ein Überwachungssystem, das Tag und Nacht aktiv ist, ohne Menschen im Hang in Gefahr zu bringen – und natürlich ein bis ins Kleinste vorbereiteter Evakuierungsplan für den Fall der Fälle. All das wird nicht nur eine Menge Arbeit machen, sondern auch viel Geld kosten. Nach den Anstrengungen bei der Hochwasserbekämpfung ist Bürgermeister Bohinec noch nicht klar, wie die Gemeinde all diese Ausgaben stemmen soll.

Partnerschaft nicht nur für die schönen Tage

An dieser Stelle ergriff der Nagolder OB Jürgen Großmann das Wort. Bereits bei den Kontakten in der vergangenen Woche war ja deutlich geworden, wo das Hauptproblem für Jesenice liegt. Er hatte sich deswegen bereits mit dem Ältestenrat abgestimmt und von dort eine klare Rückmeldung erhalten: „Alle Fraktionen im Nagolder Gemeinderat haben verstanden, dass Jesenice von einer nie da gewesenen Katastrophe getroffen wurde. Sie sind sich einig, dass eine Städtepartnerschaft nicht nur für die schönen Tage gedacht ist, sondern auch in schweren Zeiten Bedeutung hat.

Erfahrungen des Zivilschutzes in beiden Städten austauschen

Und deswegen wurde einstimmig beschlossen, unseren Freunden in Jesenice schnell zu helfen, indem wir wichtige Geräte für das Frühwarnsystem zur Hangüberwachung finanzieren!“ erläuterte Großmann. Konkret geht es dabei vor allem um zwei Großbildschirme für die Einsatzzentrale, aber auch um tragbare Akku-Leuchten und andere Geräte. Bürgermeister Bohinec bedankte sich herzlich für diese Unterstützung, auch im Namen aller Jesenicer. Er möchte jetzt die Ausrüstung schnell anschaffen und in Betrieb nehmen, und damit den Schutz für die Bewohner von Koroška Bela verbessern.

Beim feierlichen Empfang im Rahmen des Besuchs eines Nagolder Delegation in Jesenice (von links): Trachtenpaar, Bürgermeister Peter Bohinec, OB Jürgen Großmann mit Frau Simone und der Präsident des Nagolder Partnerschaftskomitees Holger Ehnes Foto: Ehnes

Zum Schluss der Videokonferenz tauschten Bohinec und Großmann nicht nur die besten Wünsche für die kommende Zeit aus, sondern nahmen sich vor, mit zeitlichem Abstand auch Erfahrungen des Zivilschutzes in beiden Städten auszutauschen. Natürlich erklärten sie auch ihre Vorfreude auf die nächste persönliche Begegnung. Mit dem Europamarkt im Mai in Nagold und der 30-Jahr-Feier der Partnerschaft im Juni in Jesenice sind bereits zwei Großereignisse für das kommende Jahr in Vorbereitung.