Ein Abstrich bei Menschen mit Corona-Symptomen soll unverzüglich bei nächster Möglichkeit erfolgen. (Symbolfoto) Foto: Kneffel

Karin Pagallies, Vorsitzende des Ärztenetzes ÄNZO, in dem Ärzte aus Hechingen und Umgebung zusammengeschlossen sind, ist derzeit nicht gut auf Landrat Günther-Martin Pauli zu sprechen. Grund: Pauli hatte am Mittwoch in Schömberg angedeutet, dass einer der Gründe für die hohe Inzidenz im Zollernalbkreis möglicherweise sein könnte, dass vom hausärztlichen Notdienst an den Wochenende Patienten mit Corona-Symptomen nach Hause geschickt worden seien. Diese Vorfälle werde man jetzt aufarbeiten, sagte Pauli.

Aktuelle Informationen zur Corona-Lage in unserem Newsblog

Zollernalbkreis - In ihrem offenen Brief an Pauli bezieht sich Pagallies auf unseren Bericht vom 27. Mai. Sie schreibt: "Sehr geehrter Herr Pauli, mit Verärgerung und auch etwas verwundert haben wir den Bericht im Schwarzwälder Boten zur Kenntnis genommen. Die Aussagen können wir so nicht stehen lassen. Eigentlich kennen wir Sie als sachlichen und gut informierten Menschen, somit erscheint uns der Bericht in der Zeitung besonders irritierend und polemisch überhöht. Konsens und sowohl vom Robert-Koch-Institut, dem Gesundheitsamt des Zollernalbkreises und von der Kassenärztlichen Vereinigung vorgegebene Vorgehensweise ist, dass Personen mit Coronaverdacht, so nicht krankenhauspflichtig erkrankt, nach Hause in Quarantäne geschickt werden. Ein Abstrich soll dann unverzüglich bei nächster Möglichkeit erfolgen", so Pagallies.

Keine Abstrich-Möglichkeit

Und weiter: "Eine Möglichkeit, einen Abstrich durchzuführen, besteht im Rahmen des hausärztlichen Notdienstes nicht und auch keine medizinische Notwendigkeit, wenn der Patient die Quarantäneanweisungen befolgt. Bei asymptomatischen Personen ist eine Testung überhaupt nicht vorgesehen. Es ist auch nicht vorgesehen, dass Patienten mit leichten Symptomen sich in der Notfallbehandlung ohne telefonischen Kontakt vorstellen."

Weiter betont Pagallies: "Wie von Ihrer Seite bereits kommuniziert, ist das Fehlen einer Testmöglichkeit am Wochenende problematisch, da die bisherigen Coronaambulanzen und Testzentren nur noch eingeschränkt geöffnet waren und am Wochenende nicht zur Verfügung standen. Zwischenzeitlich ist, auch in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung, ein Testzentrum in Meßstetten für symptomatische Patienten am Wochenende stundenweise geöffnet. Diese Information wurde jedoch erst am 27. Mai mit der Ärzteschaft kommuniziert. Wir verweisen ausdrücklich darauf, dass ein Test die Diagnose bestätigt, an den Quarantänemaßnahmen jedoch nichts ändert und somit immer an die Verantwortung des Erkrankten appelliert werden muss."

Ärzte wollen nicht verantwortlich gemacht werden

Pagallies fährt fort: "Fehler und Fehleinschätzungen passieren und sind, solange Menschen beteiligt sind, nicht zu umgehen. Somit unterstützen wir aufklärende Maßnahmen im Sinne eines Fehlermanagements. Auch ist die Kommunikation zwischen uns, Landratsamt und Ärzteschaft verbesserungswürdig. Wir diensttuende Ärzte verwahren uns jedoch entschieden dagegen, für die unerfreulich hohen Infektionszahlen im Kreis verantwortlich gemacht zu werden."

Im Anschreiben zu dem offenen Brief führt Karin Pagallies aus, dass Landrat Pauli zeitgleich kontaktiert werde. "Es ist nicht unsere Absicht, ein öffentliches Gefecht auszutragen, aber Aussagen wie in der Zeitung zitiert, können wir keinesfalls so stehen lassen."