Stand am Sonntag im Mittelpunkt: Pfarrer Dieter Mayer (am Altar) wurde nach 32 Jahren Tätigkeit in mehreren Pfarreien und in der Seelsorgeeinheit verabschiedet. Foto: Kost

Es war eine würdige Feier und eine höchst emotionale dazu: Der katholische Pfarrer Dieter Mayer wurde im Rahmen des Sonntagsmesse in der Trillfinger Valentinskirche verabschiedet. In etwa zwei Wochen kommt der Möbelwagen.

Die Kirche war randvoll, so wie es eigentlich nur noch an hohen Feiertagen oder bei Beerdigungen ganz großer Persönlichkeiten der Fall ist. Abordnungen der Trillfinger Vereine hatten das Gotteshaus mit ihren Fahnen ausgeschmückt.

Allein das zeigte schon den Respekt, den sich Pfarrer Mayer in seinen nunmehr 32 Jahren erworben hat, in denen er im Hohenzollerischen seelsorgerisch tätig ist. Anfangs als geistlicher Oberhirte, der Pfarreien Trillfingen, Bad Imnau und Hart (von 1991 bis 2003), dann kamen noch die Pfarreien Owingen und Stetten hinzu. Und seit der Bildung der großen Seelsorgeeinheit Eyachtal – Haigerloch St. Anna im Jahr 2015 steht er als Kooperator an der Seite von Pfarrer Michael Storost. Ach ja: Mayer ist auch Dekanatsaltenseelsorger im Dekanat Hohenzollern.

Gottesdienst mit festlicher Musik umrahmt

Der Gottesdienst mit den Pfarrern Michael Storost, Dieter Mayer, Pater Franz Pfaff von den Weißen Vätern, Diakon Franz Haueisen und gut ein Dutzend Ministranten wurde musikalisch in opulenter Weise gestaltet. Dafür sorgten die Bauernkapelle Trillfingen (mit Ronja Schneider als Sängerin) unter der Leitung von Elmar Schneider, der mit Sängern und Sängerinnen aus Trillfingen verstärkten Kirchenchor aus Stetten unter der Leitung von Christine Haueisen und Jochen Schlotter aus Bad Imnau an der Orgel.

Zur Gabenbereitung vor der Heiligen Kommunion formierte sich als kleine Überraschung vor dem Altarraum ein Quartett, bestehend aus Volker Schmidt (Tenor), Matthias Beck (Bass), Christine Haueisen (Alt) und Beate Soltek (Sopran) und stimmte das „Locus iste“ von Anton Bruckner an.

Pfarrer hat das Leben vieler Menschen geprägt

„Die Anwesenheit so vieler Menschen macht deutlich, welche Herzensangelegenheit es für sie ist, sich von dem Mann zu verabschieden, der über viele Jahrzehnte ihr Leben geprägt und gestaltet hat“, sprach Pfarrer Michael Storost bei der Eröffnung des Gottesdienstes. In der Predigt charakterisierte Storost die Liebe zu Gott wie den Treibstoff, den man an einer Tankstelle erhält. Pfarrer Dieter Mayer habe diese Tankstelle über all die Jahre am Laufen gehalten. Im Auftrag der Seelsorgeeinheit schenkte er seinem Kooperator einen Bildband.

Heim: „Verlieren einen vertrauten Wegbegleiter“

Bürgermeister-Stellvertreter Ralf Heim sprach für den erkrankten Heiko Lebherz . Heim: „Es ist ein außergewöhnlicher Anlass, der uns mit Wehmut erfüllt. Wir verlieren nicht nur einen engagierten Geistlichen, sondern einen vertrauten Wegbegleiter. Seine Geselligkeit und sein Humor haben uns bereichert.“ Mayer, so Ralf Heim habe alte Traditionen wie Seniorennachmittag, den Harter Loablesfeitig oder den Schäferjahrtag erhalten. Auch die Stadt hatte für den Pfarrer ein Abschiedsgeschenk parat: Einen Gutschein für ein Essen in einem Gasthof.

Martin Beuter, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates der Seelsorgeeinheit, hat Pfarrer Mayer durch dessen über 30 Jahre in Trillfingen begleitet, wie wohl kaum ein Zweiter. „Als junger Mesner habe ich ihn 1991 mit nächtlichem Glockengeläut in Trillfingen begrüßt, jetzt schließt sich der Kreis“, meinte er.

Das Mayer 32 Jahr in Trillfingen tätig sein werde – und damit länger als die drei Pfarrer vor ihm zusammen – sei damals nicht abzuschätzen gewesen, so Beuter. In dieser langen Zeit seien die Herausforderung nicht gerade klein gewesen, meinte er im Hinblick auf die Zusammenlegung der Pfarreien zu immer größeren Einheiten oder die grundlegende Sanierung des Kindergartens in Trillfingen in den Jahren 2007 bis 2009. Seinen Elan zur Bewältigung dieser Aufgaben, so der Pfarrgemeinderatsvorsitzende, habe Dieter Mayer immer aus seinem Glauben und seinem Humor geschöpft.

Wenn Mitte November der Möbelwagen anrücke, und dann eine auf den Tag genau eine 32 Jahre, einen Monat und 17 Tage währende Ära endet, dann ist das laut Martin Beuter auch für Trillfingen ein historisches Datum: Dann wird seit der urkundlichen Ersterwähnung Trillfingens im Jahr 1275 keinen Ortspfarrer mehr geben – Mayers Stelle wird nicht mehr besetzt.

Auch ein großer Freund der „Weißen Väter“

„Unsere Gebete werden sie jedenfalls auf all ihren Wegen begleiten“, meinte Beuter und hoffte, dass der Pfarrer auch zukünftig immer mal wieder den Weg nach Trillfingen findet. Im Namen der Seelsorgeeinheit überreichte er Dieter Mayer einen Gutschein für eine Pilgerreise nach dessen Wahl.

„Du warst immer ein guter Freund der Weißen Väter“, betonte Pater Franz Pfaff. Abschied tue immer weh, wusste der langjährige Afrika-Missionar aus eigener Erfahrung zu berichten.

Sichtlich berührt, sprach der Geehrte selbst ganz zum Schluss der Messe. In vielen der lobenden Dankesworte habe er sich selbst fast nicht wiedererkannt, meinte Mayer augenzwinkernd und dann zählte er in einer langen Reihe alle Begleiter und Begleiterinnen auf seinem Weg auf und sprach ihnen für die gemeinsame Zeit seinen persönlichen Dank aus. Niemanden sparte er dabei aus. Mayer: „Ich werde sie nie vergessen.“ Kurze Stille – und dann erhoben sich alle von ihren Plätzen und stiften brandenden Applaus.

Mit einem Stehempfang im Trillfinger Vereinsheim klang der Tag aus. Pfarrer Mayer indes nicht gleich von der Bildfläche verschwinden, sondern in den kommenden Tagen noch den einen oder anderen Gottesdienst halten. Unter anderem beim Jahrtag des Trillfinger Gewerbevereins am Montag, 6. November.