Jugenddirigent Frank Faiß leitet derzeit die Proben der aktiven Musiker. Archiv-Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder Bote

Musikverein Bierlingen: Adrian Oswald und Stellvertreter sind zurückgetreten / "Ein Jahr zum Vergessen"

Starzach-Bierlingen. Zwei Jahre vor dem 100. Jubiläum muss der Musikverein Bierlingen um seine Zukunft bangen. Für die zurückgetretenen Vorstände Adrian Oswald, Andreas Bauer und Moritz Duffner konnten bei der 98. ordentlichen Hauptversammlung der "Eintracht" am Freitag im Bierlinger Bürgersaal keine Nachfolger gefunden werden.

Aus zeitlichen Gründen hätten er und seine Vertreter die Vorstandsämter niedergelegt, teilte Vorsitzender Adrian Oswald mit. Er appellierte an die Mitglieder, den Verein nicht sterben zu lassen. Dieser stehe auf einem soliden Fundament – trotz Corona, wie später auch aus den Berichten hervorging. Gleichwohl habe, so der Vorsitzende, die Pandemie Spuren hinterlassen - auch wirtschaftliche. So sei das Beschäftigungsverhältnis mit Dirigent Joachim Schöpe zum 30. Juni beendet worden. "Wir haben uns im Guten getrennt und pflegen weiterhin ein gutes Verhältnis mit ihm", betonte Oswald. Mit Jugenddirigent Frank Faiß gibt es nun eine Interimslösung. Er hat auch schon die ersten Proben nach dem Lockdown in diesem Jahr geleitet.

2020 sei ein "Jahr zum Vergessen" gewesen, blickte der Vorsitzende zurück. Termine nahmen die Musiker zwar noch bis zur Fasnet wahr, dann musste der Probenbetrieb bis Juni eingestellt werden. Bei einem spontanen Konzert spielte die Gruppe "Honk & Blow" Ende September 2020 erstmals wieder vor 50 Gästen im Kehlhof, bei der "Kirbe to go" im Oktober musste auf Musik verzichtet werden. Das Essen zum Mitnehmen sei immerhin eine erfolgreiche Aktion gewesen, berichtete Schriftführerin Maike Oswald. Für die Nachwuchsmusiker gab es, wie Jugendleiterin Sarah Straub berichtete, ein Ersatzprogramm, unter anderem mit Rätselraten per Whatsapp.

Auch positiv: Der Mitgliederstand konnte weitgehend gehalten werden. Momentan zählt der Musikverein 282 Mitglieder, zwei weniger als im Jahr davor. Von den 107 Aktiven sind 47 unter 18 Jahren. Es sei ein arbeitsreiches Jahr gewesen: "Wir sind relativ unbeschadet aus der Krise gekommen", stellte Maike Oswald fest.

Das belegte Kassierer Volker Trost mit Zahlen. Er sprach von einer "schwarzen Null", die seinem Bericht zufolge jedoch nur durch eine "Haushaltssperre" und einen Verzicht auf Investitionen erreicht wurde. Sein Motte lautete: ohne Einnahmen nichts ausgeben. Der Verein profitierte von Corona-Hilfen. Als ärgerliches Minus verbuchte der Kassierer Zahlungen für urheberrechtliche Verletzungen im Internet. Er kündigte an, dass hier eventuell noch ein Betrag auf den Verein zukomme. "Wenn wir es gut machen, kommen wir aber wieder mit einer Null heraus", prognostizierte Trost für das laufende Vereinsjahr.

So sah auch Bürgermeister Thomas Noé die "Eintracht" Bierlingen gut aufgestellt: Das sei nicht bei allen Vereinen der Fall. Noé versicherte den Mitgliedern im Bürgerhaus, dass er am Vereinsleben nicht den Rotstift ansetzen werde. Sofern er rechtlich nicht dazu gezwungen werde, wolle er die bisherigen Vereinszuwendungen weiterhin gewähren. Er ist zuversichtlich, dass dem auch der Gemeinderat zustimme.

Als Wahlleiter hatte Noé ein schwieriges Amt übernommen. Trotz seiner Appelle gelang es nicht, für den Vorsitzenden und seine beiden Stellvertreter Bewerber zu finden. Kassierer Volker Trost, Schriftführerin Maike Oswald und Jugendleiterin Sarah Straub sind jeweils einstimmig wiedergewählt worden. Der Ausschuss mit neun Beisitzern konnte allerdings nicht mehr komplett besetzt werden. Gewählt wurden Jessica Deuble, Anna-Maria Pfeffer, Lea Faiß, Marian Buckenmaier sowie Sarah Pfeffer (neu) und Thomas Oswald. Die Kasse prüfen weiterhin Johannes Löffler und Rudolf Nuz.

"Ich habe es befürchtet", kommentierte Adrian Oswald den Ausgang der Wahlen. Er wird nun zeitnah eine außerordentliche Hauptversammlung anberaumen.

Am Schluss informierte Anna-Maria Pfeffer über das bundesweite Förderprogramm "Impuls", für das sich der Musikverein Bierlingen erfolgreich beworben hat. Er kann mit einer Fördersumme von 12 000 Euro rechnen. Geplant ist im Hinblick auf das 100-jährige Bestehen des Musikvereins 2023 ein "Wohnzimmerkonzert mit Imagefilm". Nun soll ein Projektteam gebildet worden. Interessenten könnten sich melden und Ideen einbringen, wie sie sich den Musikverein in der Zukunft vorstellten