Doris Astrid Muth ist Beauftragte des Museums KZ Bisingen. Foto: Gern

Doris Astrid Muth ist seit 2016 Beauftragte des Museums KZ Bisingen. Sie versucht, Fragen nach der Vergangenheit zu beantworten. Das ist nicht immer einfach.

Bisingen - Doris Astrid Muth kennt jede Ecke, hier im Museum KZ Bisingen. Dort die Bildschirme, die alte Fotos zeigen, einige Meter weiter Fragen, die ein Projektor an die Wand wirft, die Besucher zum Nachdenken anregen sollen. Sie zeigt oben jenen Raum, der an die Häftlinge erinnert, und jenen, in dem sich Museumsbesucher über die Täter informieren können.

Und ganz oben, unter grauem Dachgebälk, spricht sie über Erinnerungen und Informationen, darüber, wie sich die Gemeinde mit ihrer Geschichte auseinandersetzt.

"Heute dreht sich vieles um die Frage: Wie wird erinnert?"

Muth ist Museumsbeauftragte in Bisingen, ist montags und dienstags vor Ort. "Heute dreht sich vieles um die Frage: Wie wird erinnert?", sagt sie und betont das gute Verhältnis zum Verein Gedenkstätten KZ Bisingen. Sie arbeitet eng mit ihm zusammen, unter anderem mit den Vorsitzenden Dieter Grupp und Ines Mayer.

Muth hat Geschichte studiert. Das Thema Nationalsozialismus begegnete ihr in ihrer beruflichen Laufbahn immer wieder. "Als Historikerin ist man mit dem Thema einfach konfrontiert", sagt sie.

„Überrascht, welche Gedanken sich die Schüler machen“

Den Job in Bisingen hat sie 2016 übernommen, wurde angestellt von der Gemeinde. 2019 wurde das Museum nach einem Umbau wiedereröffnet. Muth hat als eine von vielen Helfern mitgestaltet. Heute ist die Leitung der Führungen eine der zahlreichen Aufgaben, die Muth übernimmt. "Als Ein-Frau-Betrieb könnte ich sie aber nicht alleine stemmen", sagt sie, und verweist wieder auf die Unterstützung des Vereins.

Und Mayer ergänzt: "Der Verein hat die Ausstellung erarbeitet, und im Moment entsteht dazu ein Katalog, der im Frühjahr oder Sommer fertig sein soll. Wir organisieren außerdem Veranstaltungen, übernehmen Führungen, halten Kontakt zu anderen Gedenkstätten und Verbünden." Das alles sei nur möglich durch die Unterstützung der Gemeinde.

Hoffen auf Antworten

Vor allem Schulklassen kommen ins Museum, Muth erzählt: "Ich bin manchmal überrascht, welche Gedanken sich die Schüler machen, welche Fragen sie gezielt stellen."

Muth ist zuständig fürs Organisatorische, für die Verwaltung. Abwechslungsreich sei ihre Arbeit, selbst wenn sie vieles "mit einer gewissen Routine" erledigt. Doch dann sind da noch jene Anfragen, die die Vergangenheit noch ein Stückchen mehr in das Museum in der Kirchgasse 15 bringen. Wenn wie vor Kurzem Menschen aus Litauen nach Bisingen kommen und sich Antworten erhoffen. Wenn schriftliche Anfragen eintreffen.

"Manchmal wird nach bestimmten Häftlingen gefragt“

"Manchmal wird nach bestimmten Häftlingen gefragt, einem Großonkel, einem Großvater vielleicht, ob wir irgendetwas über sie wissen", erzählt Muth. Doch das sei selten der Fall. Höchstens manchmal. Sie berichtet von den Listen mit Namen der Häftlinge, die noch vorliegen, von den Nummern. "Wir können dennoch nicht sagen, ob sie hier gestorben sind, ob sie weitertransportiert wurden, ob sie auf einen Todesmarsch geschickt wurden."

Es sei mittlerweile die Enkelgeneration, die sich dafür interessiere. Doch sämtliche Unterlagen, auch Sterbeurkunden, sind einst vernichtet worden. Was aber bleibt, sind die Erinnerungen im Museum selbst. "Wir sind für die Gedenkkultur zuständig", sagt Muth, die auch die Stauffenberg-Gedenkstätte in Albstadt-Lautlingen eingerichtet hat. "Wahnsinnig viele Gedenkstätten sind in den vergangenen 20 Jahren entstanden, viele kleine Orte beschäftigen sich mit ihrer Geschichte." Auch Bisingen.

Weitere Informationen

Das Museum KZ Bisingen in der Kirchgasse 15 ist sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Außerhalb dieser Zeiten sind geführte Museumsbesuche auf Anfrage möglich. Anfragen sind möglich per E-Mail an museum@bisingen.de oder per Telefon 07476/896414.